| # taz.de -- Koalition von CDU, FDP und Grünen: Wo geht Jamaika, wo nicht? | |
| > taz-Fachautoren haben sich angesehen, bei welchen Themen Schwarze, Gelbe | |
| > und Grüne noch Kompromisse finden müssen. Die Bewertung im Überblick. | |
| Bild: Ihn macht Jamaika auch eher skeptisch | |
| ► Rüstung: Wettstreit zwischen Schwarz-Gelb und Grün | |
| Bei den Waffen wird es schwierig: Aus der Opposition heraus empörten sich | |
| die Grünen im Monatsrhythmus über Genehmigungsentscheidungen der | |
| Bundesregierung und forderten ein neues Rüstungsexportgesetz, dessen | |
| Eckpunkte restriktivere Kriterien und größere Transparenz sein sollen. | |
| Sowohl Union als auch FDP stehen dagegen der Rüstungsindustrie nahe und | |
| werden den Grünen nicht weit entgegenkommen. | |
| Auch beim Verteidigungshaushalt gehen die Vorstellungen auseinander. Die | |
| Union will ihn in Richtung 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erhöhen, die | |
| Grünen nicht. Ein Kompromiss könnte im Vorschlag der FPD liegen: Sie | |
| fordert insgesamt 3 Prozent – aber nicht nur für Militärausgaben, sondern | |
| auch für Entwicklung und Krisenprävention. Dafür wollen die Liberalen aber | |
| auch die Bundeswehr noch häufiger in Auslandseinsätze schicken. Für die | |
| Grünen ist das zwar schon lange kein generelles No-Go mehr, in Einzelfällen | |
| könnte es aber Konflikte geben – vielleicht schon, wenn zum Jahresende das | |
| aktuelle Mandat für den Anti-IS-Einsatz ausläuft. | |
| Die Konfliktlinien verlaufen aber nicht nur zwischen den Grünen auf der | |
| einen und Schwarz-Gelb auf der anderen Seite. Im Fall Russland zum Beispiel | |
| sind sich Union und Grüne grundsätzlich einig, hart zu bleiben und die | |
| Sanktionen aufrechtzuerhalten. FDP-Chef Christian Lindner sprach im | |
| Wahlkampf dagegen von ihrer Aufhebung. | |
| [1][TOBIAS SCHULZE] | |
| ───────────────── | |
| ► EU: Streit um das liebe Geld | |
| Jamaika liegt zwar nicht in Europa – aber in Brüssel schwören die | |
| Christdemokraten, Liberalen und Grünen, die EU liege ihnen ganz besonders | |
| am Herzen. | |
| Vor der Wahl hatte die CDU/CSU wichtige Fragen der Europapolitik – wie die | |
| Vollendung der Bankenunion oder die Zukunft der Eurozone – in ihrem | |
| Programm jedoch ausgeklammert. Ähnlich wie die FDP schließt sie jede | |
| Vergemeinschaftung von Schulden aus. Die Liberalen wollen zudem den unter | |
| CDU-Finanzminister Wolfgang Schäuble konzipierten „alternativlosen“ | |
| Sparkurs fortsetzen und nicht „wettbewerbsfähige“ Länder wie Griechenland | |
| gar aus dem Euro werfen können – womit sie einen Berührungspunkt mit der | |
| AfD haben. | |
| Die Grünen hingegen wollen Griechenland auf jeden Fall im Euro halten und | |
| die Währungsunion demokratischer machen. Es gebe aber „Schnittmengen“ mit | |
| der FDP, sagt der Europaabgeordnete Sven Giegold: Auch die Grünen lehnten | |
| „bedingungslose“ Transferzahlungen ab und wollten Investitionen fördern. | |
| Wer dafür zahlt? Entscheidend dürfte sein, wer den nächsten Finanzminister | |
| stellt. Bleibt Schäuble – oder wird er durch einen liberalen Kassenwart | |
| ersetzt–, können die Grünen viel von ihren Plänen für die Eurozone | |
| vergessen. Einen eigenen Kandidaten haben sie aber (noch) nicht. | |
| Allerdings stand die Europapolitik im grünen Wahlprogramm nur auf Platz | |
| sieben – hinter dem Kampf gegen Tierleid und Klimawandel. | |
| [2][ERIC BONSE] | |
| ───────────────── | |
| ► Verkehr: So läuft das nicht | |
| Wenn drei Vertreter der Jamaika-Parteien auf der Autobahn führen, könnte es | |
| so aussehen: rechts mit 120 ein Grüner im Erdgas-Familienkombi, in der | |
| Mitte mit 150 ein CDUler in einer Mittelklasselimousine und auf der linken | |
| Spur ein Liberaler mit 180 im Luxusgeländewagen. Entsprechend sieht die | |
| Verkehrspolitik aus: Ein Tempolimit fordern nur die Grünen, die beiden | |
| anderen lehnen es vehement ab. Fahrverbote im Dieselskandal können sich die | |
| Grünen vorstellen, die anderen nicht. Während Grüne und Liberale eine | |
| Nachrüstung von Betrugsfahrzeugen auf Konzernkosten fordern, gab sich | |
| Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bislang mit einer weitgehend | |
| wirkungslosen Software-Aktualisierung zufrieden. Die Union will bislang an | |
| der Pkw-Maut festhalten, FDP und Grüne hassen sie. | |
| Große Differenzen auch beim Luftverkehr: Während die Grünen Nachtflüge | |
| einschränken wollen, lehnen dies Liberale und Union ab. Sie wollen auch | |
| nicht die Kerosinbesteuerung, die den Grünen am Herzen liegt. | |
| Den Bahnverkehr fördern wollen alle, aber die Grünen wollen explizit einen | |
| Deutschlandtakt und günstigere Tickets durch Senkung der Trassenpreise | |
| erreichen. Grüne und FDP können sich vorstellen, bei der Deutschen Bahn AG | |
| Netz und Betrieb zu trennen, um so für mehr Wettbewerb auf der Schiene zu | |
| sorgen. Die CDU, deren Exkanzleramtschef Ronald Pofalla jetzt im | |
| Bahnvorstand ist, dürfte dies verhindern. | |
| [3][RICHARD ROTHER] | |
| ───────────────── | |
| ► Familie: Ehe fördern – oder Kinder | |
| Der Gradmesser für eine rückwärtsgewandte oder progressive Familienpolitik | |
| ist die Haltung zum Ehegattensplitting: Dieses Steuermodell fördert | |
| Einverdiener-Ehen – vor allem kinderlose – und benachteiligt | |
| Alleinerziehende. Die Folge: Alleinerziehende zahlen häufig mehr Steuern | |
| als traditionell aufgestellte Ehepaare. | |
| Die Grünen fordern schon lange, das zu ändern. Sie wollen das | |
| Ehegattensplitting zugunsten der Individualbesteuerung abschaffen. Zudem | |
| soll nach ihrem Wunsch das Kindergeld erhöht werden. So will die Partei, | |
| die auf Geschlechtergerechtigkeit setzt, vor allem Familien helfen und | |
| Kinderarmut vermeiden. In einer Jamaika-Koalition dürften sie mit dieser | |
| Forderung kaum durchdringen. Sowohl die CDU als auch die FDP setzen eher | |
| auf Konventionen. | |
| Allerdings kann sich keine Partei heute mehr Familienunfreundlichkeit | |
| leisten. Deshalb will die FDP die Steuerklasse V abschaffen (hoch | |
| besteuert) und setzt auf ein Kindergeld 2.0: Dieses soll bisherige | |
| Sozialleistungen wie Kinder- und Betreuungsgeld, Unterhaltsvorschuss und | |
| Bildungsgutscheine ersetzen. Das Kindergeld 2.0 sollen ausschließlich | |
| Menschen erhalten, die Kinder großziehen. | |
| Die Union verspricht ein höheres Kindergeld und das sogenannte | |
| Baukindergeld für Familien, die sich eine Wohnung kaufen oder ein Haus | |
| bauen wollen. | |
| [4][SIMONE SCHMOLLACK] | |
| ───────────────── | |
| ► Agarpolitik: Beim Thema Tierhaltung wird es krachen | |
| In Sachen Landwirtschaft liegen Union, FDP und Grüne weit auseinander. Es | |
| gibt nicht eine konkrete Forderung, die sich in allen drei Programmen | |
| wiederfindet. Für die Grünen war das Thema im Wahlkampf aber besonders | |
| wichtig, sie werden auf Zugeständnisse pochen. | |
| Krachen könnte es vor allem bei der Tierhaltung. Für die Grünen soll | |
| künftig auf der Fleischverpackung stehen, wie das Tier gehalten wurde, | |
| damit Verbraucher Bauern für Tierschutz belohnen können. Zudem fordert die | |
| Partei mehr Platz in Ställen und weniger Antibiotika. | |
| Die Union will den Tierschutz nur verbessern, wenn die ganze EU dabei | |
| mitzieht, was sehr unwahrscheinlich ist. Statt strengere Regeln wollen CDU | |
| und CSU ein staatliches Siegel für Produkte, die etwas tierfreundlicher | |
| erzeugt werden. Die FDP will mehr Tierschutz nur durch Subventionen | |
| erreichen. „Starre ordnungsrechtliche Vorgaben“ würden vor allem kleine | |
| Höfe überfordern. | |
| Überkreuz liegen die potenziellen Partner auch in der Frage, wie die | |
| milliardenschweren Agrarbeihilfen der EU zu verteilen sind: CDU und CSU | |
| versprechen den Bauern „Kontinuität“. Auch nach 2020 sollen sie | |
| Direktzahlungen erhalten, die pro Hektar Land gezahlt werden – und | |
| weitgehend unabhängig davon, wie umweltfreundlich es bewirtschaftet wird. | |
| Die FDP will gar die zuletzt erlassenen Umweltauflagen „kritisch | |
| begleiten“. Die Grünen dagegen wollen den Grundsatz „öffentliches Geld f�… | |
| öffentliche Leistung“ durchsetzen. Sprich: Die Bauern sollen mehr für | |
| Umwelt und Tiere tun, um Subventionen zu erhalten. | |
| [5][JOST MAURIN] | |
| ───────────────── | |
| ► Energie und Klima: Da gibt’s Hochspannung | |
| Auf ein Energieprojekt könnte sich Schwarz-Gelb-Grün einigen: mehr | |
| Energieeffizienz. Aber in fast allen anderen Bereichen liegen die | |
| potenziellen Jamaika-Partner weit auseinander. Die FDP und der | |
| Wirtschaftsflügel der CDU wollen das Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG | |
| abschaffen. Das haben der Liberale Hermann-Otto Solms und | |
| CDU-Wirtschaftssprecher Joachim Pfeiffer gegenüber der Zeitschrift neue | |
| energie erklärt. Ökostrom soll nicht mehr vorrangig ins Netz fließen, der | |
| Neubau soll sich an die Kapazität des Netzes anpassen. | |
| Die Grünen dagegen wollen die Erneuerbaren schnell ausbauen – bis 2030 soll | |
| der Strom zu 100 Prozent grün sein. Der Strommarkt soll auf die | |
| Ökobedürfnisse zugeschnitten werden. Ein möglicher Deal: mehr Ökostrom, | |
| dafür behalten die Unternehmen ihre Privilegien im EEG. | |
| FDP und CDU wollen Klimapolitik nur einem „konsequenten und gestärkten | |
| EU-Emissionshandel“. Dessen Neufassung für 2020 bis 2030 wird aber gerade | |
| in Brüssel festgezurrt. „Nationale Alleingänge“ wie einen Mindestpreis auf | |
| CO2 lehnen FDP und Union ab. Die Grünen sind dafür. Die Stromsteuer wollen | |
| dagegen alle senken oder abschaffen. | |
| Die Grünen wollen ein Klimaschutzgesetz, eine Regelung zum Ausstieg aus der | |
| Kohle und den Einsteig in den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor. Die FDP | |
| lehnt schon den weicheren „Klimaschutzplan 2050“ der Großen Koalition ab, | |
| ebenso wie das Aus für die Verbrenner. Angela Merkel legt sich naturgemäß | |
| nicht fest. Den Ausstieg aus der Kohle kann sich langfristig auch die Union | |
| vorstellen, die FDP hängt traditionell nicht sehr an der Kohle. | |
| Alle drei Parteien halten am Pariser Klimaabkommen fest. Doch dessen | |
| Umsetzung im „Klimaschutzplan 2050“ lehnt die FDP als staatlichen | |
| Dirigismus ab. Merkel dagegen bekennt sich zum Klimaziel minus 40 Prozent | |
| CO2 bis 2020. Dafür bräuchte es drastische Maßnahmen, etwa die von den | |
| Grünen geforderte Sofortabschaltung der 20 dreckigsten Kraftwerke. Die | |
| Zustimmung dafür könnte sich die FDP mit Zugeständnissen auf anderen | |
| Gebieten abkaufen lassen – etwa bei einer Steuerreform. | |
| [6][BERNHARD PÖTTER] | |
| ───────────────── | |
| ► Flucht und Migration: Das wird schwierig | |
| Für die CSU ist eine Begrenzung der Flüchtlingszahlen Bedingung für einen | |
| Koalitionsvertrag. Die Forderung, die jährliche Aufnahme von Flüchtlingen | |
| auf 200.000 Menschen zu begrenzen, ist aber auch innerhalb der Union | |
| umstritten. Deshalb verlangt CSU-Chef Horst Seehofer von der | |
| Schwesterpartei CDU, noch vor Beginn von Koalitionsverhandlungen eine | |
| gemeinsame Linie abzustimmen. | |
| Nicht nur Angela Merkel, auch die Grünen lehnen eine „Obergrenze“ ab. Die | |
| Grünen wollen vielmehr den Familiennachzug für Flüchtlinge erleichtern. | |
| Kirchen und Flüchtlingsverbände drängen darauf, weil dieser die Integration | |
| erleichtere. Er wurde für Geflüchtete mit nur „subsidiärem Schutz“ aber … | |
| März ausgesetzt und geht auch sonst nur schleppend voran. Die CSU will den | |
| Familiennachzug am liebsten ganz stoppen. Und die FDP will Angehörige von | |
| anerkannten Flüchtlingen nur dann nachziehen lassen, wenn zugleich mehr | |
| abgelehnte Asylbewerber abgeschoben werden. Das wird schwierig. | |
| Abschiebungen in Krisengebiete – wie nach Afghanistan – lehnen die Grünen | |
| strikt ab. Die Frage ist aber, wie sie das in einer Jamaika-Koalition | |
| verhindern wollen, wenn die Union wie bisher den Innenminister stellt. | |
| Schon mit ihren Stimmen im Bundesrat ist ihnen das ja nicht gelungen. | |
| „In so einer Koalition muss man ein starkes Gegengewicht setzen“, sagte die | |
| bisherige flüchtlingspolitische Sprecherin der Grünen, Luise Amtsberg, am | |
| Dienstag der taz. Sie hat den Koalitionsvertrag zwischen CDU, FDP und | |
| Grünen in Schleswig-Holstein mit ausgearbeitet. Im Bund kommt nun | |
| allerdings noch die CSU hinzu. „Das wird nicht leicht“, weiß Amtsberg, und | |
| betont: „Wir müssen alles versuchen, um weitere Verschärfungen in der | |
| Asylpolitik zu verhindern.“ | |
| Einigkeit zwischen FDP und Grünen herrscht allein in der Frage, ob es ein | |
| Einwanderungsgesetz braucht. Beide Parteien sind dafür – und für ein | |
| Punktesystem, um die Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften zu steuern. | |
| Ihre Vorstellungen unterscheiden sich aber in einigen Details, außerdem | |
| müssten sie CDU und CSU noch davon überzeugen. | |
| [7][DANIEL BAX] | |
| ───────────────── | |
| ► Bildung: Bund soll mehr tun | |
| Über Schulen und Unis herrschen die Länder. Das finden FDP und Grüne nicht | |
| mehr zeitgemäß. Sie wollen das Kooperationsverbot kippen und den Bund in | |
| die Pflicht nehmen. Doch die Union, vor allem die CSU, ist dagegen: | |
| Schulbildung bleibt Ländersache, heißt es im Regierungsprogramm. Wenn die | |
| FDP ihr Wahlversprechen von „weltbester Bildung“ aber irgendwie einlösen | |
| will, müssen die öffentlichen Bildungsinvestitionen in Deutschland steigen. | |
| Allein schaffen die Länder das nicht. Ein Schritt wird sein, die 5 | |
| Milliarden Euro für digitalere Schulen freizugeben. Sie sind versprochen, | |
| aber noch nicht etatisiert. | |
| [8][ANNA LEHMANN] | |
| ───────────────── | |
| ► Sicherheit: Knifflig | |
| Einen „Überwachungsrausch“ warfen die Grünen vor der Bundestagswahl der | |
| Bundesregierung vor. Staatstrojaner, Fluggastdatenerhebung, die neue | |
| Entschlüsselungsbehörde Zitis – all dies sei „massiv | |
| grundrechtsgefährdend“. Nun also sollen Union, Grüne und FDP hierbei | |
| gemeinsame Sache machen? Das wird knifflig. | |
| Einig ist sich das Trio: Es braucht mehr Polizisten, gerade angesichts der | |
| Terrorgefahr. 15.000 Beamte mehr will die Union – und FDP und Grüne gehen | |
| mit. Aber die Union fordert auch mehr Videoüberwachung, mehr Bundeswehr im | |
| Inneren, mehr Daten für die Sicherheitsbehörden sowie die Umsetzung der | |
| Vorratsdatenspeicherung – was sowohl Grüne als auch FDP aus | |
| Bürgerrechtsgründen ablehnen. | |
| Damit zeichnet sich ab, dass es bei der inneren Sicherheit ein Patt geben | |
| könnte: keine weiteren Verschärfungen, wie sie die Union will – aber auch | |
| keine Liberalisierungen, wie sie Grüne und Liberale fordern. Denkbar sind | |
| anstelle dessen kleine Kompromisse. Mehr Prävention gegen Extremismus etwa, | |
| die alle wollen. Einen begrenzten Einsatz von Videokameras, den | |
| „anlassbezogen“ auch Grüne und FDP akzeptieren. Mehr Druck auf Gefährder, | |
| weil eine „gezielte“ Überwachung auch die Kleinen mittragen. Eventuell auch | |
| mehr Zentralisierung der Sicherheitsbehörden, jedenfalls mehr Befugnisse | |
| für das Gemeinsame Terrorismusabwehrzentrum in Berlin – ein Vorschlag de | |
| Maizières, der auch Grünen und FDP gefällt, allerdings in der Union auch | |
| Widerstand auslöst. | |
| [9][KONRAD LITSCHKO] | |
| ───────────────── | |
| ► Fiskus: Joker für die FDP | |
| Jamaika ist eine sichere Bank für Spitzenverdiener. Zwar wollen die Grünen | |
| höhere Steuern für Singles, deren Gehalt bei über 100.000 Euro liegt. Das | |
| aber ist für die FDP so akzeptabel wie eine Kiffpflicht für die CSU. Die | |
| FDP will den Spitzensteuersatz sogar senken, die Union will, dass er erst | |
| ab 60.000 statt ab 54.000 Euro greift. Auch eine von den Grünen präferierte | |
| Vermögenssteuer lehnen Union und FDP ab. | |
| Dafür steht es 2:1 pro Finanztransaktionssteuer – nur die FDP ist dagegen. | |
| Allerdings macht die Steuer auf Spekulationen nur Sinn, wenn andere Länder | |
| mitziehen. Deutschland müsste also mächtig Druck machen. Den hätte | |
| Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble auch schon unter der GroKo machen | |
| können. Insofern hat die FDP hier einen Joker: Sie könnte die | |
| Finanztransaktionssteuer schlucken und darauf vertrauen, dass ein von der | |
| CDU geführtes Finanzministerium die Sache einfach schleifen lässt. | |
| Ähnlich sieht es bei der Bankenregulierung aus. Konsens bei Union, FDP und | |
| Grünen ist, dass die Regeln für kleinere Banken vereinfacht werden sollen. | |
| Doch wie sieht es bei Großbanken aus? Ausgerechnet die FDP hat hierzu im | |
| Wahlprogramm keine Position. Die Grünen fordern unter anderem, dass große | |
| Banken mehr Kapital für Krisenzeiten vorhalten sollen – doch auch über die | |
| Frage wird europaweit entschieden. Ohne ein grünes Finanzministerium (wäre | |
| ein Wunder) ginge in Sachen schärferer Bankregulierung nichts. | |
| [10][INGO ARZT] | |
| ───────────────── | |
| ► Daten schützen: Zwei sind dafür | |
| Viele luftige Satzwolken – das ist es, was CDU und CSU in ihrem | |
| Wahlprogramm zu Digitalisierung und dem Schutz von Privatsphäre und | |
| persönlichen Daten beizutragen haben. Etwa: „Wir schaffen die | |
| ‚Gigabit-Gesellschaft‘.“ Aber Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte ja | |
| in den vergangenen Monaten und Jahren ausreichend Gelegenheit dazu, sich | |
| weitergehend zu äußern. | |
| Ein Beispiel? „Das Prinzip der Datensparsamkeit kann heute nicht die | |
| generelle Leitschnur sein für die Entwicklung neuer Produkte“ (IT-Gipfel, | |
| 2016). Diese Position haben die Christdemokraten seitdem in verschiedenen | |
| Formulierungen wiederholt, aber der Kern bleibt: Es ist wichtiger, dass die | |
| Wirtschaft freien Umgang mit persönlichen Daten hat, als dass Verbraucher | |
| gut geschützt sind. | |
| Bei Grünen und FDP wird sie damit auf Widerstand stoßen – denn die beiden | |
| potenziellen Juniorpartner sind sich, was Datenschutz und Digitalisierung | |
| angeht, erstaunlich nahe. So wollen etwa beide den Anteil der Telekom, der | |
| sich derzeit noch im Besitz des Bundes befindet, verkaufen und damit den | |
| Breitbandausbau finanzieren. | |
| Beide Parteien sprechen sich für Netzneutralität aus, gegen | |
| Vorratsdatenspeicherung und für einen besseren Schutz persönlicher Daten. | |
| Die Freien Demokraten betonen etwa, dass persönliche Daten nur mit | |
| ausdrücklicher Einwilligung des Nutzers verwendet werden dürfen. | |
| Dabei stimmen beide Parteien keineswegs in allen Punkten überein. So setzen | |
| sich die Grünen für Open-Source-Software und freie Formate ein, die | |
| Förderung der Freifunkbewegung und eine bessere Reparierbarkeit von | |
| Elektronikprodukten – das dürfte mit der Wirtschaftsfreundlichkeit der FDP | |
| kollidieren. | |
| Doch Projekte, wie sie unter der schwarz-roten Koalitionsregierung | |
| verabschiedet wurden, wie etwa die Vorratsdatenspeicherung oder das | |
| Netzwerkdurchsetzungsgesetz, wären mit Grünen und FDP wohl nicht so einfach | |
| zu machen. | |
| [11][SVENJA BERGT] | |
| 27 Sep 2017 | |
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