| # taz.de -- taz-Serie Fluchtpunkt Berlin: das Ende: Macht’s gut! | |
| > Zwei Jahre lang hat die taz zwei Flüchtlingsfamilien in Berlin begleitet. | |
| > Ein persönlicher Rückblick auf zwei Jahre Flüchtlingskrise – und ein | |
| > Abschied. | |
| Bild: Mahmoud Mottaweh aus Damaskus mit vier seiner fünf Kinder vor dem Lichte… | |
| I. Herbst 2015: Ankunft | |
| Es ist kalt und nass an diesem dunklen Novemberabend im Herbst 2015, aber | |
| Mahmoud Mottaweh schlappt in Flip-Flops und T-Shirt die wenigen | |
| Treppenstufen vor dem Eingang zum Flüchtlingsheim in der Lichtenberger | |
| Rhinstraße hinunter. Ein kräftiger, untersetzter Mann von Anfang 30, ein | |
| offenes, sympathisches Gesicht. In der Hand ein leuchtendes Smartphone mit | |
| gesprungenem Display. Wann immer wir uns in den nächsten zwei Jahren | |
| treffen, wird Mahmoud Mottaweh dieses Telefon mit Daumen und Zeigefinger | |
| bearbeiten: WhatsApp und Facebook sind seine Brücken in die Heimat, zu | |
| seinen Eltern und Brüdern, die auch auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg in | |
| Syrien sind. Im Herbst 2015 sind sie gerade irgendwo in Ägypten. | |
| „Hi“, sagt er. „Hi“, sage ich. Ob er mir seine Geschichte erzählen wil… | |
| frage ich. Die Flucht aus Damaskus? Wie er jetzt hier lebt mit seiner | |
| Familie, seiner Frau und den vier kleinen Kindern? „Bald fünf“, grinst | |
| unser irakischer Redaktionspraktikant, der daneben steht und übersetzt. Er | |
| arbeitet an der Rezeption des Flüchtlingsheims, in dem er selbst ein Jahr | |
| zuvor noch gewohnt hat. „Du willst Kontakte zu syrischen Familien?“, hatte | |
| er mich nachmittags in der Redaktion gefragt. „Ich arbeite heute Abend im | |
| Heim, komm vorbei, da gibt es viele. Ich stelle dich vor.“ | |
| Jetzt stehe ich vor dem mit einem Baugerüst versehenen Plattenbau, | |
| eingeklemmt zwischen einer Ausfallstraße und einem Parkstreifen, der sich | |
| im Dunkeln verliert, und komme mir blöd vor. Um mich herum stehen | |
| Flüchtlinge gemeinsam mit den Leuten vom Sicherheitsdienst an den | |
| Aschenbechern und rauchen. Halbwüchsige spielen auf dem Gehweg und halten | |
| mir eine Tüte Gummibärchen unter die Nase: „Willst du?“ Mütter mit Kopft… | |
| und kleinen Klappbuggys schieben vorbei. | |
| Es hat etwas Voyeuristisches, als ob ich gutes Recherchematerial sichten | |
| würde: „Komm vorbei, da gibt es viele“, hat unser Praktikant gesagt. Ja, | |
| denke ich, stimmt. Und überlege spontan, ob ich es einfach sein lasse, auf | |
| mein Fahrrad steige und nach Hause fahre. So viele Geschichten: wo | |
| anfangen, worum sich zuerst kümmern, was zuerst erzählen? | |
| In diesem Sommer und Herbst 2015 ist der Pulsschlag hoch, der Ton wird | |
| schnell schrill – bei den Journalisten, bei den ehrenamtlichen Helfern, in | |
| der Politik. Vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales, dem | |
| berüchtigten Lageso in der Moabiter Turmstraße, warten jeden Tag Hunderte | |
| Neuankömmlinge auf ihre Erstregistrierung. | |
| Die Situation ist unübersichtlich und droht außer Kontrolle zu geraten: Die | |
| völlig überforderten Behörden schaffen es in diesen heißen Augusttagen | |
| nicht, die wartenden Flüchtlinge mit Wasser und medizinischer Hilfe zu | |
| versorgen, das Terminsystem bricht innerhalb kürzester Zeit zusammen. Eine | |
| Initiative aus Ehrenamtlichen koordiniert schließlich monatelang die vielen | |
| BerlinerInnen, die in der Not helfen: Wasser und warmes Essen ausgeben, | |
| dolmetschen, Wege in Notunterkünfte weisen. | |
| In den Massenunterkünften, die jetzt so fieberhaft wie notdürftig errichtet | |
| werden, ist die Stimmung gereizt. In den Hangars auf dem Tempelhofer Feld | |
| endet im September eine Schubserei bei der Essensausgabe in einer | |
| Massenschlägerei. Im November gehen erneut 300 Flüchtlinge mit Eisenstangen | |
| und Messern aufeinander los. Auch in der Schmidt-Knobelsdorf-Kaserne in | |
| Spandau, wo Hunderte Flüchtlinge in einer Art Zeltstadt untergebracht sind, | |
| entlädt sich der Frust der Flüchtlinge in Gewalt. Der damalige | |
| CDU-Innensenator Frank Henkel sieht den „sozialen Frieden“ in der Stadt in | |
| Gefahr. | |
| Klar, sagt Mahmoud vor dem Lichtenberger Flüchtlingsheim, erzähle er mir | |
| seine Geschichte. Er grinst, „why not?“ Ein bisschen amüsiert klingt es, | |
| als lasse er gutmütig Nachsicht walten mit der etwas hilflosen Neugierde | |
| dieser Deutschen auf die Menschen, die jetzt da sind, und mit denen sie | |
| bisher allenfalls abends in den Fernsehnachrichten konfrontiert waren. | |
| 2014, als die meisten von ihnen noch in den UN-Auffanglagern in Jordanien | |
| und im Libanon sind oder auf einer Insel namens Lampedusa, da, wo die EU zu | |
| Ende ist. So weit weg. „You want to talk now? Come up to our room“, sagt | |
| Mahmoud. Geht nicht, sage ich, Journalisten müssen sich in den Heimen | |
| vorher anmelden. | |
| Die Unterbringung ist der neuralgische Punkt Ende 2015. Etwa 442.000 | |
| Menschen beantragen 2015 in Deutschland Asyl, mehr als doppelt so viele wie | |
| im Jahr zuvor. Mehr als ein Drittel der Flüchtlinge sind Syrer. In Berlin | |
| zählen die Statistiker 2015 36.000 Erstanträge. 11.000 Menschen leben in | |
| Berlin Ende 2015 in Notunterkünften, die meisten von ihnen in 63 | |
| Turnhallen, die der Senat beschlagnahmt. Es gibt Pläne, 15.000 Menschen in | |
| 30 Containerdörfern unterzubringen. 7.500 Menschen sollen allein in den | |
| ehemaligen Hangars in Tempelhof einquartiert werden. | |
| Reporter berichten von Streitereien und mangelnder Hygiene in Unterkünften, | |
| in denen es kaum Privatsphäre gibt, die eigentlich als Provisorium gedacht | |
| sind, in denen die Flüchtlinge aber zum Teil monatelang ausharren müssen. | |
| Ein paar Tage nach meinem ersten abendlichen Treffen mit Mahmoud Mottaweh | |
| kommt das Okay von der Geschäftsführung des Heims: Ich darf rein. Sie sind | |
| vorsichtig geworden im Umgang mit Journalisten, nach den vielen | |
| Zeitungsberichten aus Unterkünften, die vor allem eins sehr anschaulich | |
| machen: wie überfordert Berlin in diesem Flüchtlingsherbst ist. Die | |
| taz-Fotografin erhält die Anweisung, auf keinen Fall außerhalb des Zimmers | |
| der Familie zu fotografieren. | |
| Das Zimmer: etwa 40 Quadratmeter, ein paar zusammengeschobene Betten, in | |
| denen Mahmoud, seine Frau Salwa Kamel, die damals dreijährige Tochter Alma | |
| und die drei Jungs, Mohamad Louai, Obai und Omar, damals 9, 7 und 6 Jahre | |
| alt, schlafen. Auf dem Tisch Kekse, Salwa Kamel schält Orangen: für ihren | |
| Mann, für die Journalistin. Ob man einen Tee möchte? Neugierig scharen sich | |
| die Söhne um den Gast. Sie verstehen kein Deutsch (was sich sehr schnell | |
| ändern wird), und bald ist das Tablet wieder spannender. | |
| Salwa erzählt. Salwa, 31 Jahre alt und hochschwanger mit ihrem fünften | |
| Kind. Ihr hübsches Gesicht unter dem sorgfältig festgesteckten Kopftuch | |
| wirkt jünger. In Syrien hat sie Erzieherin gelernt, bis sie Mahmoud traf: | |
| Die beiden heiraten, schnell ist das erste Kind unterwegs. Meistens wird in | |
| den nächsten zwei Jahren ihr Mann das Wort führen. Aber wann immer es um | |
| diesen Tag im Juli 2012 geht, an dem die Familie beschließt zu fliehen, | |
| redet Salwa und weint. | |
| „Wir haben gerade Bayram gefeiert“, sagt sie, Zuckerfest. Die ganze Familie | |
| ist in ihrem Haus in einem Vorort im Norden von Damaskus versammelt. Dann | |
| eine Razzia von Assads Soldaten, sie nehmen einen Cousin der Familie mit. | |
| Für Salwas Mutter ist das alles zu viel, sie hat einen Herzinfarkt. Einen | |
| Tag später ist sie tot. Salwa wischt sich sorgfältig die Tränen ab, der | |
| sechsjährige Omar schmiegt sich unsicher an seine Mutter. | |
| Mahmoud erzählt weiter. Wie die Familie beschließt zu fliehen. Zunächst in | |
| den Libanon, aber dort ist es auch nicht sicher, wegen der | |
| Hisbollah-Milizen. Mahmoud arbeitet in einer Konservenfabrik, bis er das | |
| nötige Geld für das Flugticket nach Kairo zusammenhat. Von dort fahren | |
| Schleuser die Familie 600 Kilometer durch die Wüste nach Bengasi, Libyen. | |
| Ein Boot bringt sie über das Mittelmeer. Die Mittelmeerroute, ganz | |
| klassisch. „Wir hatten Glück, wir hatten einen Kapitän“, sagt Mahmoud. | |
| Die italienische Küstenwache greift sie auf, in Brindisi geben sie im | |
| Herbst 2014 ihre Fingerabdrücke ab. Zweieinhalb Jahre lang wird die Familie | |
| Angst haben, wegen des Dublin-Abkommens irgendwann wieder nach Italien zu | |
| müssen. Aber erst mal fahren sie weiter, mit dem Zug nach Dänemark. Sie | |
| haben viel Gutes von Skandinavien gehört. | |
| Das Lager in Kopenhagen ist furchtbar. Sie fahren mit dem Zug nach | |
| Deutschland, stranden in Halberstadt bei Magdeburg. Die Behörden schicken | |
| sie weiter nach Berlin. Am 2. Juli 2015 kommen sie am Berliner Hauptbahnhof | |
| an. Sie stehen einen Tag lang vor dem Lageso in der Schlange, bekommen | |
| abends einen Zettel mit Hostelnamen in die Hand gedrückt: Notunterkünfte. | |
| Sie irren ziellos durch die Stadt, schließlich gabelt sie ein Ägypter auf | |
| der Straße auf und lotst sie zu einer der Adressen. | |
| Es sind irre Fluchtgeschichten, die man Ende 2015 so zu Dutzenden liest. | |
| Beinahe täglich sind Bilder von überfüllten Flüchtlingsbooten die Aufmacher | |
| in den Nachrichten. Aber es wird noch eine Weile dauern, bis der | |
| Gewöhnungseffekt eintritt und man sich in den Redaktionen zum ersten Mal | |
| fragt: „Haben wir das nicht schon so oft geschrieben?“ | |
| Ob die Fotografin ihnen die Aufnahmen schicken könne?, fragt Mahmoud, als | |
| wir uns verabschieden. „Unsere Fotoalben sind alle in Damaskus geblieben.“ | |
| Ein paar Tage zuvor, ein Wartezimmer in einer Anwaltskanzlei am Kreuzberger | |
| Landwehrkanal. Zwei Frauen kommen leise zur Tür hinein: Mitra, 32, und | |
| Maria Jovanovic, 14, Roma aus Serbien. Ein Sozialarbeiter in einer | |
| Flüchtlingsberatung hat mir den Kontakt zu ihrer Anwältin gegeben, dort | |
| treffe ich die beiden: Mutter und Tochter, auch wenn sie fast gleichaltrig | |
| aussehen. Zwei kleine, rundliche Frauen mit dunklen Haaren und skeptischem | |
| Blick, mit dem sie mich fragend mustern. | |
| Ich bin mir nicht sicher, ob die beiden verstehen, was ich von ihnen will, | |
| aber sie willigen ein, mir ihre Geschichte zu erzählen. „Vielleicht kann | |
| deine Zeitung uns helfen?“, fragt Maria. „Vielleicht“, sage ich und komme | |
| mir schlecht vor. | |
| Die Asylanträge von Serben werden zu 99,9 Prozent abgelehnt, sagt die | |
| allmonatliche Geschäftsstatistik des Bundesamts für Migration und | |
| Flüchtlinge. Serbien gilt seit 2014 als sicheres Herkunftsland. Zwar | |
| dokumentieren Berichte von NGOs und den Vereinten Nationen immer wieder, | |
| dass Roma auf dem Balkan Opfer von systematischer Ausgrenzung und | |
| Behördenwillkür sind: kein gesicherter Zugang zu Sozialhilfe, kaum | |
| Bildungschancen für die Kinder, Roma-Frauen werden überdurchschnittlich | |
| häufig Opfer von Gewalt – und Frauenhäuser und die Polizei verweigern ihnen | |
| Hilfe. | |
| Doch um Asyl zu bekommen, muss man den Einzelfall nachweisen: Man muss | |
| dokumentieren, wann einem wo das Sozialgeld verweigert wurde. Die meisten | |
| können das nicht. Die Jovanovic ’ können es auch nicht. Sie sind quasi ein | |
| aussichtsloser Fall. | |
| Mitra und Maria Jovanovic kommen aus Leskovac, einer 70.000-Einwohner-Stadt | |
| in Südserbien. Leskovac ist arm: Mitte des 19. Jahrhunderts florierte hier | |
| die Textilindustrie, aber die Zeiten sind lange vorbei. Die Hauptstadt | |
| Belgrad ist 200 Kilometer weit weg. Es gibt in der Region viele kleine | |
| Dörfer, in denen es nicht viel zu tun gibt, besonders nicht für Roma: Mitra | |
| ist kaum zur Schule gegangen, sie hat keine Ausbildung und einen | |
| alkoholabhängigen Ehemann, der sie irgendwann mit den beiden Kindern – | |
| Maria hat noch einen jüngeren Bruder, Jagos – für eine andere Frau sitzen | |
| lässt. | |
| Mitra arbeitet als Prostituierte, um Geld zu verdienen, denn das Sozialamt | |
| in Serbien zahlt nur nach Gutdünken der jeweiligen Sachbearbeiterin. Auch | |
| Maria und Jagos werden in der Schule gemobbt. Die Schulverwaltung soll | |
| nichts unternommen haben, als Maria einmal von einem Jungen die Treppe | |
| runtergestoßen und verletzt wird. | |
| All diese Dinge stehe in dem Asylantrag, den die Anwältin für die Familie | |
| stellen wird. „Die Antragsteller“, argumentiert die Anwältin, „sind Opfer | |
| einer kumulativen Verfolgung geworden. Ein Schutz durch den serbischen | |
| Staat erfolgt nicht.“ | |
| Es ist bereits der dritte Asylantrag, den die Jovanovic’ in Berlin | |
| stellen. 2011 ist das Haus, das Mitra von ihren Großeltern in Leskovac | |
| erbt, so baufällig, dass die Familie quasi obdachlos ist. Geld für eine | |
| Reparatur haben sie nicht. Aber es reicht für Bustickets. In 24 Stunden | |
| fährt eine Linie über Ungarn und Österreich direkt nach Berlin. 1.234 | |
| Kilometer, 90,50 Euro pro Person. | |
| Die Jovanovic’ landen in einem Heim in Schöneberg und werden im Winter 2013 | |
| ausgewiesen. Nach vier Monaten sind sie wieder da. Dieses Mal dauert es nur | |
| ein paar Wochen, bis die Ablehnung kommt. Ein Jahr halten sie es in Serbien | |
| aus, im Sommer 2015 sind sie wieder in Berlin. In einer | |
| Flüchtlingsberatungsstelle in Moabit gibt man ihnen die Adresse der | |
| Kreuzberger Anwältin, die sich um Fälle wie sie kümmert, auch ohne Honorar. | |
| Mitra und Maria werden aus dem Wartezimmer gerufen. Im Büro der Anwältin | |
| türmen sich die Akten. Sie steht unter Strom, weint fast, als sie Mitra und | |
| Maria verzweifelt versucht zu erklären, dass sie noch warten sollen mit dem | |
| Asylantrag, weil sie für eine gute Argumentation Zeit brauche. „Sie müssen | |
| mit einem Dolmetscher kommen“, sagt sie zu Mitra. „Sie müssen mir alles | |
| geben, was Sie haben. Sie müssen mir ganz genau erklären, was mit Ihrer | |
| Tochter in Leskovac passiert ist.“ | |
| Mitra und Maria weinen jetzt auch. Ohne Asylantrag gibt es keinen | |
| Heimplatz. Sie sind bei Bekannten in Pankow untergekommen, aber deren | |
| Geduld ist langsam erschöpft. „Wir wissen nicht, wohin?“, sagt Maria. | |
| Bei unseren späteren Treffen erzählt mir Maria, was mit ihr in Leskovac | |
| „passiert“ ist: eine Vergewaltigung am Rande einer Hochzeit, die beiden | |
| Männer kommen aus dem Ort. Sie drohen, es wieder zu tun. Die | |
| Vergewaltigungsgeschichte könnte für einen erfolgreichen Asylantrag | |
| reichen, hofft die Anwältin. | |
| Hierherzukommen ist für die Serben sehr viel einfacher als für die Syrer. | |
| Sie steigen einfach in den Bus zum Berliner ZOB, kein Mittelmeer, keine | |
| Nussschale ohne ordentlichen Kapitän. Hier zu bleiben ist für sie ungleich | |
| schwieriger: Beinahe der ganze Balkan gilt als sicheres Herkunftsgebiet. | |
| Und dennoch sind die Balkan-Flüchtlinge die Gruppe, die die meisten | |
| Asylfolgeanträge stellt – sie versuchen es also immer wieder, die meisten | |
| erfolglos. Doch im Herbst 2015 geraten die Schicksale der Balkanflüchtlinge | |
| angesichts der Krise in Syrien in Vergessenheit. | |
| II. Winter 2015 bis Sommer 2016: Hoffen | |
| Im Januar 2016 reichen die Jovanovic’ ihren Asylantrag ein. Es geht nicht | |
| mehr: Zu den Bekannten in Pankow dürfen sie nur noch nachts zum Schlafen | |
| kommen. Mehr „Bekannte“, wie Maria sie nennt, sind inzwischen aus Leskovac | |
| gekommen, in der Wohnung wohnen inzwischen 20 Leute. Tagsüber laufen Mitra, | |
| Maria und Jagos ziellos durch die Stadt, aber es ist Winter und kalt. | |
| Anfang Februar ein Anruf von Maria: „Wir haben es geschafft“, ruft sie ins | |
| Telefon. „Was meinst du?“, frage ich. „Wir haben einen Heimplatz! Und Jag… | |
| und ich können auch wieder zur Schule gehen.“ | |
| Die Jovanovic ’ haben eine vorläufige Duldung. Man hat ihnen einen Platz in | |
| einem Flüchtlingsheim am Rand von Lichtenberg zugewiesen, das Schulamt hat | |
| Jagos einen Platz in der sechsten Klasse einer nahen Grundschule | |
| zugewiesen. Maria geht in die neunte Klasse einer Sekundarschule im Bezirk. | |
| Die beiden sprechen so gut Deutsch, dass sie keine Deutschstunden in den | |
| Willkommensklassen für Flüchtlinge brauchen – seit ihrem ersten Asylgesuch | |
| 2011 haben sich einige Schuljahre in Berlin angesammelt. | |
| „Geschafft“ ist damit natürlich noch gar nichts: Die Familie, auch wenn | |
| sich nun so etwas wie ein Alltag einstellt, hat nun eine Akte, auf die man | |
| mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9 Prozent den Stempel „Asylantrag | |
| abgelehnt“ drücken wird. Gerade erst hat die rot-schwarze Bundesregierung | |
| im Januar 2016 das Asylpaket II beschlossen, es sieht unter anderem eine | |
| schnellere Abschiebung von Menschen aus sogenannten sicheren | |
| Herkunftsländern vor. | |
| Am 10. Mai 2016 um halb sieben parken drei Polizeiwagen vor dem | |
| Lichtenberger Flüchtlingsheim, in dem die Familie jetzt wohnt. Mitra steht | |
| in der Küche und macht Frühstück für sich und die Kinder. Um acht Uhr fängt | |
| die Schule an. Als der Mann von der Bundespolizei an der Wohnungstür | |
| klopft, hinter ihm fünf weitere BeamtInnen im Flur, rennt Mitra aufs Klo | |
| und übergibt sich. Am Nachmittag gehe ihr Flug nach Belgrad, sagen die | |
| Polizisten. Draußen vor dem Heim stehen drei Polizeiwagen und bringen sie | |
| und etwa 30 andere Familien nach Schönefeld. Zwei Flugstunden sind es nach | |
| Belgrad. Der Sonderflug mit 97 Passagieren an Bord startet planmäßig. | |
| Dass Mitra, Maria und Jagos nicht mit an Bord sind, verdanken sie einem | |
| Formfehler. Die Behörden hatten versäumt, der Anwältin den | |
| Ablehnungsbescheid ordentlich zuzustellen. Sie bekommt ihn am Tag der | |
| Abschiebung per Mail, aber das reiche nicht, argumentiert die Anwältin per | |
| Eilantrag beim Verwaltungsgericht. Dort sieht man die Sache genauso. Die | |
| Jovanovic’ machen sich auf den Weg zurück in die Stadt. | |
| Im Frühjahr 2016 ist der damalige Innensenator Henkel mit sich zufrieden: | |
| „Berlin arbeitet sehr konsequent daran, die Abschiebezahlen weiter zu | |
| erhöhen“, teilt er Anfang Mai in einer Pressemitteilung der Innenverwaltung | |
| mit. Die drei häufigsten „Zielstaaten“: Serbien mit 187 Abschiebungen, | |
| dahinter Bosnien und Herzegowina sowie Kosovo. Rund zweimal im Monat | |
| startet laut der zuständigen Bundespolizeidirektion von Schönefeld eine | |
| Maschine in Richtung Westbalkan. Die Zahl der freien Sitzplätze werde eher | |
| weniger, sagt ein Sprecher. | |
| Ein Anruf bei der Anwältin der Jovanovic’. „Was machen Sie jetzt?“, frage | |
| ich. – „Der Asylantrag wird jetzt abgelehnt werden, und dann werden wir | |
| einen Antrag bei der Härtefallkommission des Senats stellen.“ | |
| Die Härtefallkommission ist bei der Innenverwaltung angesiedelt. Ihr | |
| gehören Vertreter der Kirchen, der Liga der Wohlfahrtsverbände und des | |
| Integrationsbeauftragten des Senats an. Je länger jemand in Deutschland | |
| ist, je mehr soziale Kontakte er hier hat und je besser die | |
| wirtschaftlichen Aussichten sind – gute Schulleistungen, eine | |
| Jobperspektive –, desto wahrscheinlicher ist, dass die Kommission | |
| Gnade vor Asylrecht ergehen lässt und ein Gesuch an den Innensenator | |
| stellt. | |
| 2015 hatte Henkel etwa der Hälfte von 225 Gesuchen stattgegeben. Etwa die | |
| Hälfte der Anträge kommt aus den Balkanstaaten. Sie werden | |
| überdurchschnittlich häufig negativ entschieden. Die Anträge hätten | |
| „meist keinen Erfolg, weil die kurze Dauer des Aufenthalts und die | |
| erbrachten Integrationsleistungen“ nicht für eine positive | |
| Entscheidung“ ausreichten, teilt die Innenverwaltung mit. | |
| Die geringen Aussichten, hierbleiben zu können, sind euch die eigentlich | |
| klar, frage ich Maria. „Wir müssen Hoffnung haben“, sagt sie. Würden sie | |
| zurückkommen, wenn die 30 Monate, die sie im Fall einer Abschiebung in | |
| Serbien bleiben müssten, vorbei sind? „Aber natürlich.“ | |
| Auch die Mottawehs bekommen im Juni 2016 einen Aufenthaltstitel – in ihrem | |
| Fall ist das nicht überraschend, die Schutzquote für Syrer beträgt 98,2 | |
| Prozent. | |
| Allerdings bekommen sie keinen Schutz nach dem deutschen Asylrecht oder | |
| nach der Genfer Flüchtlingskonvention, sondern lediglich einen sogenannten | |
| subsidiären Schutz, der für ein Jahr gilt. | |
| Mahmoud ist frustriert, er will den vollen Schutzstatus, drei Jahre. Er | |
| schreibt mir auf WhatsApp: „Do you know a good lawyer?“ | |
| Dass die Mottawehs nur subsidiären Schutz bekommen, ist ebenfalls eine | |
| Folge des Asylpakets II. Dieser Schutzstatus gilt nur für ein Jahr, der | |
| Familiennachzug ist ausgeschlossen. Zwar bekommen die Flüchtlinge eine | |
| Arbeitserlaubnis und haben Anspruch auf Sozialleistungen. Allerdings wird | |
| ihnen, und das ist entscheidend, kein individueller Schutz aufgrund von | |
| Verfolgung zugesprochen: Ist der Bürgerkrieg in Syrien vorbei, droht die | |
| Abschiebung. | |
| Mehrere Oberverwaltungsgerichte haben bereits geurteilt, das sei nicht | |
| rechtens: Potenziell seien alle SyrerInnen politisch Verfolgte durch | |
| Machthaber Assad. Die Hilfsorganisation Pro Asyl rät SyrerInnen mit | |
| subsidiärem Schutzstatus deshalb, eine Klage zu prüfen. | |
| Tatsächlich werden die Gerichte von einer Klagewelle förmlich überschwemmt. | |
| Bis Oktober 2016 gehen dreimal so viele Klagen gegen negative Asylbescheide | |
| beim Berliner Verwaltungsgericht ein wie im ganzen Jahr 2015. Sie machen | |
| schnell 40 Prozent aller Verfahren des Gerichts aus. | |
| Am 30. Juni 2016 reicht Mahmoud Klage beim Berliner Verwaltungsgericht | |
| gegen seinen Asylbescheid ein. Ein paar Tage später kommt er mich in der | |
| Redaktion besuchen. Es ist heiß, er schwitzt, er ist unruhig und wirkt | |
| zugleich müde. „Diese ganzen Paragrafen hier machen einen klein“, sagt | |
| er. „Das fühlt sich ein bisschen so an, als sei man in einem großen | |
| Gefängnis. Im Libanon konnte ich in Beirut von einem Tag auf den | |
| anderen ein neues Leben anfangen: Ich konnte arbeiten, ich konnte | |
| ein Auto kaufen. Das ist hier alles so mühsam.“ | |
| III. Herbst 2016: Ernüchterung | |
| Das Chaos aus dem Flüchtlingsherbst 2015 hat sich gelegt. Dafür haben sich | |
| Probleme manifestiert. Zwar kommen inzwischen sehr viel weniger | |
| Neuankömmlinge: 2015 kamen 55.000 Flüchtlinge in die Stadt. 2016 sind es | |
| noch 17.000. Doch Flüchtlingshelfer kritisieren noch immer viel zu lange | |
| Wartezeiten bei der Erstregistrierung, die inzwischen ins ehemalige | |
| Kongresszentrum ICC nach Charlottenburg umgezogen ist. Statt dem Lageso | |
| kümmert sich jetzt ein neu gegründetes Landesamt für | |
| Flüchtlingsangelegenheiten, kurz LAF, um die Registrierung der Flüchtlinge. | |
| Die Unterbringungssituation bleibt schwierig. Zwar gibt es keine | |
| nächtlichen Trecks mehr von orientierungslosen Flüchtlingsfamilien durch | |
| die Stadt. Aber es gibt zu wenige Plätze in den Heimen – von Wohnungen, die | |
| insbesondere Familien dringend brauchen, ganz zu schweigen. Die Folge: | |
| Beinahe die Hälfte der 49.000 Asylbewerber in Berlin leben im Herbst 2016 | |
| in Notunterkünften, teilt die Sozialverwaltung mit. Für Notunterkünfte gibt | |
| es keine verbindlichen Standards. Flüchtlingshelfer kritisieren die | |
| katastrophalen Zustände in Turnhallen und leer stehenden Bürogebäuden. | |
| Im Lichtenberger Heim steht Mahmoud in dem Zimmer, in dem die Familie noch | |
| immer zu fünft schläft. Er mag sich nicht setzen, er ist wütend. Es hat | |
| eine Weile gebraucht, bis die Behörden es geschafft haben, ihn seines | |
| stoischen Lächeln zu berauben. Jetzt ist es so weit. Jeden Tag, sagt er | |
| halb auf Englisch, halb auf Deutsch – der Integrationskurs, den Mahmoud | |
| kürzlich angefangen hat, zeigt Wirkung – rufe er die Wohnungsunternehmen | |
| an: „Degewo, Howoge, Gesobau, Gewobag“ zählt er auf, es klingt wie ein | |
| absurdes Gedicht. Alle sagen ihm: Sorry, wir haben nichts, aber wir haben | |
| Sie in der Kartei. | |
| Bis zu 1.018 Euro Bruttokaltmiete übernimmt das Sozialamt für eine | |
| siebenköpfige Flüchtlingsfamilie wie den Mottawehs, die sich aus einer | |
| Gemeinschaftsunterkunft heraus auf Wohnungen bewirbt. Mindestens vier | |
| Zimmer und 80 Quadratmeter muss die Wohnung haben, damit sich das Amt nicht | |
| wegen „beengter Wohnverhältnisse“ querstellt. | |
| „Wir wollen gar nicht vier Zimmer, warum gehen nicht drei?“, fragt Salwa. | |
| „Ja, schwierig“, sage ich zur Familie und fühle mich hilflos. | |
| Später telefoniere ich mit einem Projekt der Arbeiterwohlfahrt in | |
| Kreuzberg, das Flüchtlingen hilft, eine Wohnung zu finden. „Warum ist es so | |
| schwierig?“, frage ich. Sozialarbeiterin Elvin Aydinoglu erklärt, dass | |
| viele Sachbearbeiter in den Wohnungsunternehmen sich querstellen, wenn die | |
| Flüchtlinge ohnehin nur einen befristeten Aufenthaltsstatus haben. | |
| Im Herbst 2016 haben immer mehr der Flüchtlinge, die im vergangenen Sommer | |
| gekommen sind, eine befristete Aufenthaltserlaubnis. Theoretisch können sie | |
| sich nun auch um Wohnungen im sogenannten geschützten Marktsegment | |
| bewerben. Doch um diese berlinweit rund 1.300 Wohnungen konkurrieren sie | |
| zum Beispiel mit Obdachlosen, aber auch mit Frauen aus Frauenhäusern. | |
| Alleine in Lichtenberg, dem Bezirk der Mottawehs, lebten im Oktober 2016 | |
| noch rund 5.500 Geflüchtete in Heimen, heißt es aus dem bezirklichen | |
| Sozialamt. | |
| Stillstand. Eine gewisse Statik auch in der öffentlichen Wahrnehmung: Im | |
| Wahlkampf um das Berliner Abgeordnetenhaus spielt das Thema Flüchtlinge | |
| quasi keine Rolle. Die damalige Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) hat | |
| inzwischen den Masterplan Integration aufgelegt, der alle | |
| Senatsverwaltungen verpflichtet, ihren Teil beizusteuern. In der | |
| Bildungsverwaltung hat Senatorin Sandra Scheeres (SPD) das Schlimmste | |
| überstanden: Der Bedarf an neuen Willkommensklassen sinkt. Gleichzeitig | |
| verläuft der Übergang in die normalen Klassen erstaunlich geräuscharm. | |
| Nicht mal die stets kritische Lehrergewerkschaft GEW meldet sich zu Wort. | |
| IV. Sommer 2017: Perspektiven | |
| Maria ruft inzwischen weniger oft an. Die Härtefallkommission hat ihrer | |
| Familie völlig überraschend Aufenthalt gewährt: drei Jahre. Wenn die | |
| Familie dann ihren Aufenthalt „überwiegend selbst“ bestreiten kann, darf | |
| sie bleiben. Offenbar hat Marias Vergewaltigungsgeschichte überzeugt, sagt | |
| anonym ein Mitglied der Kommission, die sich öffentlich nicht zu | |
| Einzelfällen äußert. Sicher habe auch die mediale Aufmerksamkeit geholfen, | |
| heißt es. | |
| Maria weiß: Sie braucht die Zeitung nicht mehr. Unsere Beziehung ist ein | |
| Geschäft, eine Win-win-Situation: Die beiden Familien haben das zum Glück | |
| früh verstanden. „Ist deine Zeitung groß, macht ihr die Artikel auch | |
| online?“, hatte Mahmoud schon bei unserem ersten Treffen gefragt. | |
| Bei Maria ist es erstaunlich, mit welchem Optimismus sie immer fest davon | |
| ausging, hier sein zu dürfen. Sie, die sonst alles andere als naiv war, | |
| ihre Familie durch die Termine mit der Anwältin und den Behörden lotste und | |
| jetzt auch die Wohnungssuche managt. „Kannst du mir mit der Schufa helfen, | |
| wir haben morgen eine Wohnungsbesichtigung, und ich will alles komplett | |
| haben“, schreibt sie mir. Ist dieser immer nach vorne gerichtete | |
| Pragmatismus auch Selbstschutz, angesichts ihrer Vergangenheit? Vielleicht. | |
| Im Frühjahr kommt für Mahmoud ein Brief in der Poststelle des Heims an. | |
| Absender: das Verwaltungsgericht Berlin. Ihre Klage war erfolgreich, steht | |
| in dem Brief. Die Familie Mottaweh darf für drei Jahre bleiben. | |
| Als ich die Familie im Juli dieses Jahres besuche, simst mir Mahmoud eine | |
| andere Zimmernummer: Die Unterbringungskrise in Berlin hat sich entspannt – | |
| die Mottawehs merken das daran, dass sie nun zwei Zimmer im Flüchtlingsheim | |
| zur Verfügung haben: eins für die Kinder, eins für die Eltern. Zu Salwas | |
| Entzücken gibt es sogar eine kleine Kochnische, die Gemeinschaftsküche auf | |
| der Etage hatte sie gehasst. | |
| Mahmoud hat beste Laune. Er hat von anderen Flüchtlingen gehört, dass die | |
| Wohnungssuche in Brandenburg leichter sein soll. Das gibt ihm jetzt | |
| Hoffnung. Dann kramt er in seinem Portemonnaie nach einer Visitenkarte: das | |
| Logo einer Personalvermittlung. Wenn er mit seinem Deutschkurs fertig ist, | |
| soll er sich melden, habe man ihm dort gesagt. Man habe sicher bald Arbeit | |
| für ihn, Elektrotechniker würden gebraucht. | |
| Er kramt in einer schwarzen Mappe und zieht ein paar Flugtickets heraus: In | |
| den Sommerferien wollen sie seine Eltern und die drei Brüder besuchen, die | |
| inzwischen in Aserbaidschan leben. Er wischt auf dem unvermeidlichen | |
| Smartphone hin und her, ein Foto zeigt einen der Brüder mit Kochmütze: | |
| „Eigenes Restaurant in Baku“, sagt Mahmoud stolz. | |
| Immer wenn wir uns in den vergangenen Monaten getroffen haben, hat Mahmoud | |
| mir Fotos auf seinem Handy gezeigt. Meistens waren es Bilder aus Syrien. | |
| Bilder von vor der Flucht, die ihn in seinem Wohnzimmer mit seiner Familie | |
| zeigen, vor seinem Auto. „Das war ich“, sagte er dann meistens, und es | |
| schien ihm wichtig zu sein. Andere Bilder zeigen Verletzte und Tote: Fotos, | |
| die ihm in Damaskus gebliebene Freunde schicken. Ein paar hat er selbst | |
| gemacht, als er vor seiner Flucht half, Verletzte in Krankenhäuser zu | |
| fahren. | |
| Inzwischen ist die Bilderauswahl, die ich zu sehen bekomme, eine andere. | |
| Weniger Syrien, weniger Rückblick, mehr Berlin, mehr Jetzt. Die Kinder an | |
| der Straßenbahnhaltestelle, die Familie beim Eisessen. Er schaut nicht mehr | |
| bei Google Earth, ob er sein Haus noch erkennen kann, ob es vielleicht noch | |
| steht. Keine Rede mehr davon, zurückzugehen, zu helfen, sein Dorf wieder | |
| mit aufzubauen: „Mein Land gibt es nicht mehr“, sagt Mahmoud. | |
| Epilog | |
| Maria meldet sich nicht mehr. Es fühlt sich richtig an. Unabhängig davon, | |
| ob ihre Aufenthaltsgenehmigung im Sommer 2019 entfristet werden wird: Sie | |
| sind nicht mehr die „Flüchtlingsfamilie“, ihre Geschichte ist erzählt. Im | |
| Juli telefoniere ich noch mal mit Maria. Ja, die Mutter arbeite inzwischen | |
| bei einer Putzfirma. Ja, eine Wohnung haben sie gefunden: drei Zimmer, in | |
| Hohenschönhausen. Die neue Schule? Ist okay. Ja, der Bruder spiele immer | |
| noch Klarinette in der Musikschule. Sie klingt ungeduldig. Ihr | |
| WhatsApp-Bild zeigt sie mit einem jungen Mann. Ihr Freund? Ich vergesse, | |
| sie zu fragen. Sorry, sie sei ein bisschen erkältet und müsse jetzt Schluss | |
| machen. | |
| „Mach’s gut“, sagt Maria. „Ja, du auch“, sage ich. | |
| 29 Aug 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Anna Klöpper | |
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