Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Serie „Wie es sein könnte“ (4): Das Gefühl, Mama zu sein
> Blicke, Barrieren, vorschnelle Schlüsse: Auf manches könnten Menschen mit
> Behinderung gut verzichten. Auf eigene Kinder sicher nicht.
Bild: Eine gute Mama sein ist mehr, als gut wickeln zu können
Menschen mit Behinderung haben Familien. Sie leben nicht isoliert, sie sind
Teil der Gesellschaft. Jeder Mensch mit Behinderung hat einen Vater und
eine Mutter. Und einige Menschen mit Behinderung sind selbst Vater oder
Mutter geworden. Leider ist das noch keine Selbstverständlichkeit. Die
Vorstellung, behinderte Menschen seien mit der Versorgung und Erziehung
eines Kindes überfordert, ist weiterhin verbreitet.
Es gibt Ärzte, die einer schwangeren Frau mit neurologischer Erkrankung und
Rollstuhl ins Gesicht sagen, dass auch ein Spätabbruch jederzeit möglich
sei. Wie wolle sie denn ihr Kind versorgen?
Kliniken, die nicht wissen, wie man mit einer schwangeren Frau im Rollstuhl
umgehen soll. Krankenhauszimmer und Frühchenintensivstationen, die keinen
Platz für eine Mama im Rollstuhl haben. Diese Probleme werden vorgeschoben,
damit nicht nach Lösungen gesucht werden muss.
Gleichzeitig werden von einigen Jugendämtern Ängste geschürt: Frauen wird
gesagt, dass sie ihr Kind nach der Geburt nicht mit nach Hause bekommen,
wenn sie es nicht allein wickeln können. Die wenigsten Frauen im Rollstuhl
werden aus dem Nichts schwanger. Beinahe alle werdenden Eltern machen sich
Gedanken, Menschen mit Behinderung meist noch mehr.
Was bei uns im Alltag anders ist als bei anderen Familien? Wir sind besser
organisiert. Aber die Grundvoraussetzungen müssen stimmen; so kommt zum
Beispiel nur ein barrierefreier Kindergarten infrage. Einzelheiten
unterscheiden uns, aber diese fallen nur bei genauem Hinsehen auf. Trotzdem
kämpfen wir gegen viele Vorurteile. Andere Mütter, die sich einmischen,
wenn ich mit meinem Sohn auf dem Spielplatz bin und er sich versteckt.
„Deine Mama muss wohl besser auf dich aufpassen, oder sie kann nicht mehr
allein mit dir weg.“
Natürlich gibt es auch positive Resonanz. Wenn ich mit Kinderwagen und
Rollstuhl durch die Straßen fahre: „Wie schön, dass es so etwas gibt. Sie
machen das toll.“ Dabei mache ich nichts anders als jede andere Mama.
Die Liebe zu einem eigenen Kind kann vieles ausgleichen. Sie hilft, nicht
aufzugeben, sondern weiter für sich und seine Familie einzustehen. Egal,
wie viele Kämpfe und Auseinandersetzungen wir haben, das Gefühl Mama zu
sein, ist das Schönste überhaupt. Und wenn dein Kind dich anlächelt, hüpft
das Herz.
Wheelymum. Der Blog von und mit einer Mama mit Behinderung und chronischer
Krankheit und ihrem Familienleben: [1][wheelymum.com]
3 Dec 2016
## LINKS
[1] http://wheelymum.com/
## AUTOREN
Wheelymum
## TAGS
tazbehinderung
Barrierefreiheit
Der Club der roten Bänder
Schwangerschaft
Mütter
Eltern
Kinder
Blinde Menschen
Schule
Teilhabegesetz
Behinderung
tazbehinderung
Der Club der roten Bänder
tazbehinderung
Inklusion
Grimms Märchen
Bildung
tazbehinderung
tazbehinderung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Reisen mit Behinderung: Sehen mit den Füßen
Bei „Tour de Sens“ begleiten Sehende die Blinden als Mitreisende und müssen
weniger bezahlen. Oft werden die Teilnehmer schnell vertraut.
Schule und Werkstatt: Weit von der richtigen Welt
Unsere Autorin war auf einer „Schule für Körperbehinderte“ – und
unterfordert. Einen Weg, ihre Neugier zu stillen, sah sie nicht.
Handicap-Reisen: „Ziele wie alle anderen auch“
Nils Wend, Geschäftsführer von Runa-Reisen, über die Besonderheiten des
Unterwegsseins für Menschen mit Behinderung.
Persönliche Assistenz: Alltag ermöglichen
Mit dem neuen Pflegestärkungsgesetz könnten gerade in Berlin Menschen mit
Behinderung einen Teil ihrer Selbstständigkeit verlieren.
Kolumne Liebe und Sex mit Behinderung: Der persönliche Arschlochfilter
Für manche Männer ist sie ein exotisches Abenteuer. Viele denken, sie könne
keinen guten Sex haben. Dazu einige Klarstellungen unserer Autorin.
Euthanasie im Dritten Reich: Vom Mensch zum Objekt degradiert
In Zeiten von Donald Trump und AfD ist der Blick zurück wichtiger denn je.
Denn manche Parallelen zur NS-Geschichte sind erschreckend.
Fernsehen in Deutschland und den USA: Selbstverständlich behindert
Behinderte Charaktere sind in deutschen Serien selten. Eine positive
Ausnahme: „Der Club der roten Bänder“. US-TV-Macher sind weiter.
Serie „Wie es sein könnte“ (3): Der richtige Ton
Blicke, Barrieren, vorschnelle Schlüsse: Auf manches könnten Menschen mit
Behinderung gut verzichten. Auf Assistenz allerdings nicht.
Erfahrungen als Frau: Geschlechtslos und asexuell
Behinderte Frauen werden in erster Linie als behindert wahrgenommen, nicht
als weiblich. Deshalb finden sie auch im Feminismus kaum statt.
Dichter*innen mit Lernschwierigkeiten: Literaturkreis ganz klein
Seit zehn Jahren gibt es den „Ohrenschmaus“-Preis für Autor*innen mit einer
Lernschwäche. Die eingereichten literarischen Texte sind oft wunderbar.
Inklusives Internet: Barrierefrei surfen
Behinderte Menschen stoßen im Netz auf Hürden. Eine neue EU-Richtlinie will
diese abbauen. Sie greift aber zu kurz.
Toleranz in Märchen: Nur wenige werden „erlöst“
Däumling, der Bucklige, das Mädchen ohne Hände: In Märchen sind behinderte
Figuren oft Sympathieträger. Das Ziel: die Akzeptanz des Andersseins.
Computerspiele und Behinderung: Maschine statt Mensch
Blinde, Taube, Muskelkranke? Gibt es nicht. Die Videospielbranche ist im
Umgang mit behinderten Charakteren bislang nicht mutig genug.
Serie „Wie es sein könnte“ (2): Bitte nicht anfassen!
Blicke, Barrieren, vorschnelle Schlüsse: Auf manches könnten Menschen mit
Behinderung gut verzichten. Ungefragt berührt zu werden etwa.
Studieren in Italien: In Forlì fühlte ich mich frei
Unsere Autorin mit Behinderung hat ein Jahr in Italien studiert. Dort hat
sie erfahren, wie schön es ist, nicht angestarrt zu werden.
Drei Bilder und ihre Erklärung: Verliebt oder Moderator oder allein
Menschen mit Behinderung werden immer noch blöd angeguckt und kriegen zu
wenige Chancen. Dabei geht es doch auch um Liebe.
Serie „Wie es sein könnte“ (1): Unsichtbarer Schmerz
Blicke, Barrieren, vorschnelle Schlüsse: Auf manches könnten Menschen mit
Behinderung gut verzichten. Mitreisende ohne Mitgefühl etwa.
Ein Brief an die neue CDU-Chefin: „Das sollten Sie ändern, Frau Grütters!“
Die CDU hat nicht mal eine Gruppe, wo Behinderte mitmachen können. Aber
jetzt kriegt die Partei eine neue Chefin. Und die hat unserem Autor etwas
versprochen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.