| # taz.de -- Bundestagsausschuss zur NSA: Keine Berlin-Reise für Snowden | |
| > Erneut wollte der NSA-Ausschuss den Whistleblower anhören – ohne Erfolg. | |
| > Die Opposition will klagen. Hollande empört sich über den BND. | |
| Bild: Es hätte so schön sein können: Edward Snowden winkt auf der Video-Lein… | |
| BERLIN taz | Es hätte spektakulär werden können. Edward Snowden persönlich | |
| war am Donnerstag im NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestags als Zeuge | |
| geladen. Eine Video-Schalte sollte es werden, aus dem Moskauer Exil des | |
| NSA-Whistleblowers. Aber der Termin scheiterte. Mal wieder. | |
| Die Absage kam kurz zuvor in einem Schreiben von Snowdens deutschem Anwalt | |
| Wolfgang Kaleck. Sein Mandant stehe „für die avisierte (Video-)Vernehmung | |
| nach wie vor nicht zur Verfügung“, heißt es in dem Brief, der der taz | |
| vorliegt. Dies habe man „bereits mehrfach“ mitgeteilt. | |
| Damit muss der Ausschuss weiter ohne seinen prominentesten Zeugen | |
| auskommen. Bereits vor einem Jahr war eine Befragung gescheitert. Die | |
| Koalition will Snowden nicht direkt laden, um keinen Affront mit den USA zu | |
| provozieren. Offiziell heißt es, man wolle nicht gefährden, dass Snowden an | |
| die USA ausgeliefert werde. Eine Videoschalte lehnt wiederum Snowden wegen | |
| „Sicherheitsrisiken“ ab. Kaleck bekräftigte aber „eine grundsätzliche | |
| Aussagebereitschaft“ gegenüber dem Ausschuss. | |
| Opposition will nochmal klagen | |
| Die Opposition macht nun erneut Druck, dass Snowden doch noch nach Berlin | |
| reisen kann. Eine Klage vor dem Bundesgerichtshof stehe unmittelbar bevor, | |
| sagte der Grünen-Obmann im NSA-Ausschuss, Konstantin von Notz, der taz. Im | |
| Dezember 2014 war eine erste Klage der Opposition vom | |
| Bundesverfassungsgericht als unzulässig abgewiesen worden. Snowden per | |
| Video zu befragen, nannte von Notz „irre“. „Wir können doch nicht | |
| vertrauliche Dokumente unter den Richtmikros des russischen Geheimdienstes | |
| besprechen.“ | |
| Mit Ärger reagierte der Ausschuss auch auf die jüngste BND-Enthüllung. Der | |
| Geheimdienst soll europäische Politiker, NGOs und Beamte abgehört haben, | |
| darunter den deutschen Diplomaten Hansjörg Haber und den französischen | |
| Außenminister Laurent Fabius. Die Opposition fordert nun, den Auftrag des | |
| NSA-Untersuchungsausschuss zu erweitern und alle Spähziele genannt zu | |
| bekommen. Auch das lehnt die Koalition bisher ab. Die Linken-Obfrau Martina | |
| Renner kündigte an, auch hier „alle Möglichkeiten auszuschöpfen“. Der | |
| Vorgang sei auch ein „Skandal der Bundesregierung“. Diese müsse erklären, | |
| ob sie den BND „noch unter Kontrolle“ habe. | |
| „Nur Spitze eines Eisbergs an Schlamperei“ | |
| Inzwischen kritisierte auch Frankreichs Präsident François Hollande den | |
| BND. „Wir verlangen, dass uns alle Informationen zur Verfügung gestellt | |
| werden.“ Zwischen Verbündeten „kann es solche Praktiken nicht geben“. | |
| Die Kritik schreckte auch die Koalition auf. Der SPD-Obmann im | |
| NSA-Ausschuss Christian Flisek sagte, „wenn Berichte über das Abhören des | |
| französischen Außenministers Laurent Fabius jetzt auch Frankreichs | |
| Präsident François Hollande auf den Plan rufen, sollte das Grund genug | |
| sein, dass der BND jetzt endlich alles auf den Tisch legt“. Offensichtlich | |
| sei bisher nur „die Spitze eines Eisberges an Schlamperei, Unfähigkeit und | |
| Organisationsversagen“ innerhalb des BND bekannt. | |
| 12 Nov 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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