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# taz.de -- Neuer Twitter-Trend: Danke, Polizei!
> Dank für gebrochene Nasen, verhinderte Demos und die Räumung von Häusern.
> Unter dem Hashtag #dankepolizei lassen Twitternutzer Dampf ab.
Bild: Zeit, einmal Danke zu sagen.
BERLIN taz | Die Polizei hätte es gut gebrauchen können, ein bisschen
Imagewerbung in eigener Sache, ein massenhaftes Dankeschön für ihren stets
unermüdlichen Einsatz für Recht und Gerechtigkeit. Geschichten, die das
Bild der bürgerfreundlichen Polizei stärken; Beamte, die alten Menschen
über die Straße helfen, jugendlichen Draufgängern einen elterlichen Hinweis
mit auf den Weg geben oder Fußballfans und Demonstranten wie Gäste
empfangen.
Mit dem Twitter-Hashtag [1][#dankepolizei] böte sich diese Möglichkeit,
doch für die Ordnungshüter läuft es miserabel. Schon der erste Eintrag zu
diesem Schlagwort, verfasst am 1. Januar vom User „Schubladenöffner“, ließ
erahnen, dass die Erfahrungen vieler Bürger andere sind: „Lob an die
Polizei? Danke, dieses Pfefferspray wäre doch nicht nötig gewesen!
#dankepolizei“, [2][hieß es dort]. Schon kurz darauf, war der nächste
Nutzer mit [3][seinem Lob zur Stelle]. „Das Rumsitzen wär mir fast
langweilig geworden. Danke dass sie mit Ihrem Schlagstock in meinem Rücken
für Abwechslung sorgen!“
Inzwischen erfreut sich der höhnische Dank allergrößter Beliebtheit, neue
Tweets werden im Minutentakt verschickt. Die meisten Nachrichten berichten
von Erfahrungen mit Polizeigewalt, ein Thema, das in den vergangenen Jahren
immer wieder zum öffentlichen Aufschrei führte. Der [4][schwarze Donnerstag
der Stuttgart-21-Proteste], der Fall der [5][in einer Münchner Polizeizelle
misshandelten Teresa Z.] oder der [6][weiterhin ungeklärte Tod von Oury
Jalloh], gehören zu den bekanntesten Beispielen.
Die Twitternutzer erinnern sich an diese und andere Gewaltausbrüche, die in
ihrer Gesamtheit der gängigen Verteidigung, es handele sich nur um
Einzelfälle, widersprechen. Schon Amnesty International hat vor drei Jahren
mit seiner Kampagne [7][„Täter unbekannt“] nicht nur auf diesen Umstand
hingewiesen, sondern vor allem auch beklagt, dass Prügelpolizisten, so gut
wie nie zur Rechenschaft gezogen werden.
## „Danke für die gebrochenen Nase“
Auch eine unter dem Titel [8][„Vermummt und gewaltbereit. Polizeigewalt in
Deutschland“] tourende Ausstellung thematisiert die Vergehen und fordert,
ebenso wie viele Twitter-Nutzer, eine umfassende Kennzeichnungspflicht und
die Schaffung unabhängiger Kontrollgremien, um Fälle von Polizeigewalt
aufzuklären. Bis es jedoch soweit ist, bleibt den Betroffenen kaum mehr als
ihr Spott: Danke für eine [9]["angebrochene Nase“] oder [10][„für die
Gehirnerschütterung am Rande einer Demo gegen Rassismus“].
Andreas Potzlow bedankt sich derweil für die Räumung seines Hauses mit
4.000 Beamten ([11][#liebig14]), die Thüringer Landtagsabgeordnete der
Partei Die Linke, Katharina König, [12][dafür], „dass ihr mich auf einer
Gefährderliste geführt habt, weil ich eine angemeldete Demonstration gegen
den Papstbesuch verlinkte“ und @CordHose [13][dafür], „dass unser
Schulschläger bei euch noch Karriere machen kann“.
Unter dem Hashtag #dankepolizei entsteht mittlerweile ein regelrechtes
Archiv von Artikeln, Videos und Bildern, die polizeiliches Fehlverhalten
thematisieren. Doch die User lassen nicht nur ihrem Frust, beispielsweise
über die verhinderten Blockupy- und Rote-Flora-Demonstrationen freien Lauf,
sondern nutzen das Schlagwort inzwischen für [14][ganz konkrete
Hilfestellung]: „Brühl: Die #dankepolizei blitzt auf der Kaiserstr. vor dem
Norma (hinter den Bäumen). 30er Zone! 37 km/h kosten 15 €. Obacht!“, warnt
„Der 4. Offizielle“.
Das neue Profil [15][„Danke Polizei“] fasst die Twitterwelle kurz und
knackig zusammen: [16][„#dankepolizei für nichts!“].
3 Jan 2014
## LINKS
[1] http://twitter.com/search?q=dankepolizei
[2] http://twitter.com/Housetier84/status/418410111888277504
[3] http://twitter.com/ansdan00p/status/418410871417626625
[4] /!59135/
[5] /!112217/
[6] /Kommentar-Justizversagen-Ouri-Jalloh/!127384/
[7] http://www.amnestypolizei.de/kampagne/mission.html
[8] http://linksunten.indymedia.org/de/node/83320
[9] http://twitter.com/lino/status/418934674400899072
[10] http://twitter.com/anasynd/status/418832455626674176
[11] http://twitter.com/potzlow/status/418857034843697152
[12] http://twitter.com/KatharinaKoenig/status/418658006101147648
[13] http://twitter.com/CordHose1/status/418920477017387008
[14] http://twitter.com/lostinnippes/status/419041356418662400
[15] http://twitter.com/DankePolizei
[16] http://twitter.com/DankePolizei/status/418815546277101568
## AUTOREN
Erik Peter
## TAGS
Polizei
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Twitter / X
Schwerpunkt Stuttgart 21
Oury Jalloh
Kennzeichnungspflicht
Schwerpunkt Polizeikontrollen in Hamburg
Polizei Berlin
Twitter / X
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Film
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Tag der Arbeit, Tag der Proteste
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Hamburg
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