| # taz.de -- Abgeordnete für neues Gesetz: Alle gegen den BND | |
| > Nach der Schelte im NSA-Ausschuss: Der BND weist Kritik zurück, er sei | |
| > ohne Rechtsgrundlage tätig. Abgeordnete fordern nun eine | |
| > Gesetzesänderung. | |
| Bild: Derzeit kein leichter Gang: BND-Präsident Gerhard Schindler. | |
| BERLIN taz | Noch Anfang Mai gab sich Gerhard Schindler gelassen. Der | |
| NSA-Ausschuss beunruhige ihn nicht, sagte der BND-Chef. Das Gremium sei | |
| gutes Recht des Parlaments. | |
| Schindlers Stimmung könnte sich inzwischen geändert haben. Denn am | |
| Donnerstag erhielt sein Geheimdienst vor dem NSA-Untersuchungsausschuss des | |
| Bundestags eine deutliche Klatsche. Den BND-Tätigkeiten fehle eine | |
| gesetzliche Regelung, urteilten dort gleich drei renommierte | |
| Verfassungsrechtler. Einer, Matthias Bäcker, nannte die Abhörpraxis des | |
| Dienstes im Ausland gar verfassungswidrig. | |
| Der Gescholtene reagierte am Freitag denkbar kleinlaut. „Der | |
| Bundesnachrichtendienst teilt die vorgetragene Rechtsauffassung | |
| ausdrücklich nicht“, teilte ein Sprecher mit. „Aus Respekt vor der | |
| parlamentarischen Aufarbeitung“ wolle man sich derzeit nicht weiter äußern. | |
| Im Ausschuss hatte der Auftritt der Sachverständigen indes Eindruck | |
| hinterlassen. Von einer „schallenden Ohrfeige für die Bundesregierung“ | |
| sprach Linken-Obfrau Martina Renner. Grünen-Obmann Konstantin von Notz | |
| forderte, beim BND „jetzt schnellstens zu gesetzlichen Konsequenzen zu | |
| kommen“. Die Praxis des Dienstes stellte er unter Generalverdacht: „Da ist | |
| das Parlament, spätestens seit gestern, bösgläubig.“ | |
| Selbst Patrick Sensburg (CDU), Vorsitzender des NSA-Ausschusses, kündigte | |
| an, bei BND-Chef Schindler im Ausschuss nachhaken zu wollen. „Ich will | |
| wissen: Was macht der Dienst genau? Auf welche gesetzliche Grundlage beruft | |
| er sich dabei?“ Schindler steht bereits auf einer Liste von gut 40 zu | |
| ladenden Zeugen. | |
| ## 70 Ordner mit Akten geliefert | |
| Sensburg befürwortete ebenfalls eine Prüfung, „ob die gesetzliche Grundlage | |
| für die Arbeit des Geheimdienstes noch dem Zeitgeist entspricht“. Er | |
| plädierte zudem für eine grundsätzliche Revision des BND. Diese müsse aber | |
| „ergebnisoffen“ erfolgen. „Am Ende“, so Sensburg, „könnte das auch m… | |
| Kompetenzen bedeuten, etwa bei der technologischen Ausstattung.“ | |
| Bei der Opposition lässt das die Alarmglocken schrillen. Grünen-Obmann von | |
| Notz sagte, bei Neuregelungen könne es nur „um eine Begrenzung und bessere | |
| Kontrolle des BND“ gehen. Linken-Obfrau Renner will zudem Innenminister | |
| Thomas de Maizière (CDU) befragen, welche Vereinbarungen dieser auf seiner | |
| jüngsten USA-Reise „rings um die NSA-Affäre“ getroffen habe. | |
| Mit der Befragung der Sachverständigen war der im April gestartete | |
| NSA-Ausschuss in die inhaltliche Arbeit eingestiegen. In der nächsten | |
| Sitzung werden weitere Experten gehört, diesmal zum internationalen Recht. | |
| Laut Sensburg wurden dem Ausschuss inzwischen 70 Ordner mit Akten | |
| geliefert, die dieser etwa bei BND, dem Verfassungsschutz oder der | |
| Bundesdatenschutzbeauftragen angefordert hatte. | |
| Im Fall Edward Snowdens steckt der Ausschuss dagegen fest. Dessen deutscher | |
| Anwalt, Wolfgang Kaleck, hatte dem Ausschuss diese Woche schriftlich | |
| erklärt, dass sich Snowden derzeit nicht von seinem Moskauer Asyl aus | |
| äußern werde. Und für eine Aussage in Deutschland müsse dem Whistleblower | |
| „sicheres Geleit“ zugesichert werden. „Sie wollen etwas von ihm und nicht | |
| umgekehrt“, schrieb Kaleck. | |
| Bei einer Befragung in Deutschland aber blockt die Regierung. Dies würde zu | |
| transatlantischen Verstimmungen führen und das „Staatswohl“ gefährden, | |
| befand sie in einem Gutachten. Der Ausschussvorsitzende Sensburg räumte | |
| ein, dass die Situation „verfahren“ sei. Ursprünglich wollte der Ausschuss | |
| Snowden bis zum 3. Juli anhören. | |
| 23 May 2014 | |
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| Konrad Litschko | |
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