| # taz.de -- Spitzelei des BND: Gericht prüft anlasslose Überwachung | |
| > Ein Anwalt hat gegen die sogenannte strategische Fernmeldekontrolle des | |
| > BND geklagt. Am Mittwoch urteilt das Bundesverwaltungsgericht. | |
| Bild: So geht es auch: eine von Demonstranten gelenkte Drohne über dem BND-Neu… | |
| BERLIN taz | Verletzt die anlasslose Telefon- und E-Mail-Überwachung des | |
| BND die Grundrechte? Darüber wird das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig | |
| an diesem Mittwoch verhandeln. Geklagt hat der Berliner Anwalt Niko | |
| Härting. Bemerkenswert: Er hat die Klage schon Anfang 2013, also vor | |
| Bekanntwerden der ebenso anlasslosen Überwachung durch den US-Geheimdienst | |
| NSA, eingereicht. | |
| Spätestens seit 1968 überwacht der Bundesnachrichtendienst den | |
| Telefonverkehr von und nach Deutschland. Seit 2001 wird auch der | |
| E-Mail-Verkehr gescannt. Dabei werden anhand bestimmter Suchbegriffe | |
| Hinweise auf Terrorismus, unerlaubte Rüstungsexporte und die illegale | |
| Einschleusung von Ausländern gesucht. Das Ganze nennt sich strategische | |
| Fernmeldekontrolle und ist im G-10-Gesetz geregelt – benannt nach dem | |
| Grundgesetzartikel 10, der das Fernmeldegeheimnis schützt. | |
| Anwalt Härting sieht genau dieses Grundrecht durch die anlasslosse | |
| Überwachung aller internationaler Kommunikation „übermäßig“ eingeschrä… | |
| Er macht folgende Rechnung auf: Jährlich gibt es zwischen Deutschland und | |
| dem Ausland einige Milliarden E-Mails. Im Jahr 2010 wurden anhand von | |
| 15.000 Suchbegriffen – zu denen die Worte „Bombe“ und „Atom“ gehören… | |
| – vom BND rund 37 Millionen E-Mails als Treffer registriert und näher | |
| überprüft. Allerdings seien letztlich nur ganz 12 E-Mails | |
| „nachrichtendienstlich relevant“ gewesen. Der Rest war völlig harmlos und | |
| bestand ganz überwiegend aus Spam. Härting findet das „völlig | |
| unangemessen“. | |
| „Bei jeder Mail, die ich ins Ausland schicke, muss ich aber damit rechnen, | |
| dass sie vom BND gelesen wird“, kritisiert Härting, „schließlich müssen … | |
| Beamten ja bei einem Treffer irgendwie feststellen, dass sie nicht | |
| nachrichtendienstlich relevant ist“. Damit greife der Staat nicht nur in | |
| seine Grundrechte als Bürger, sondern auch in das Anwaltsgeheimnis ein. | |
| Das Bundesverfassungsgericht hatte die strategische Fernmeldekontrolle 1999 | |
| auf Klage unter anderem der taz geprüft und nicht beanstandet. Seitdem | |
| haben sich aber die technischen Bedingungen stark verändert. Das | |
| Bundesverwaltungsgericht hat die strategische Kontrolle zuletzt 2008 | |
| kontrolliert und akzeptiert. Anwalt Härting ist davon überzeugt, dass er | |
| nun, nach den Enthüllungen von Ed Snowden, auf kritischere Richter trifft. | |
| Ein Urteil wird für Mittwochnachmittag erwartet. | |
| 28 May 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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