Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Digitale IS-Propaganda: Dschihad statt Autodiebstahl
> Die Terrororganisation „Islamischer Staat“ modifiziert „Grand Theft Auto
> V“ für Propagandazwecke. So sollen junge Kämpfer angeworben werden.
Bild: Computerspiel oder Wirklichkeit? IS-Kämpfer im Irak
Der kurze Videoclip beginnt in brüchigem Englisch: „Your games which are
producing from you, we do the same actions in the battlefields!!“ Was
danach folgt, ist verstörend. In einer Videospielszene bewegen sich mehrere
in schwarz gekleidete Kämpfer in einer Wüstenregion, die mit Raketenwerfern
und Granaten Anschläge auf Militärfahrzeuge verüben. Polizisten und
Militärangehörige werden mit mehreren Schüssen aus einem Sturmgewehr
durchlöchert, in Zeitlupe wird der Gewaltakt glorifiziert.
Im Hintergrund ist immer wieder „Allahu Akbar“ (“Gott ist groß“) zu h�…
Am Ende des kurzen Videos erscheint eine schwarze Flagge mit einem
Siegelring und dem islamischen Glaubensbekenntnis, das Zeichen der
islamistischen Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS). Daneben prangt
jedoch noch etwas anderes: Das Logo des Videospiel-Hits „Grand Theft Auto“
(„GTA“).
IS bediente sich der englischsprachigen Webseite [1][telegraph.co.uk]
zufolge für ihren neuen Propagandafilm „Grand Theft Auto: Salil al-Sawarem“
(in etwa: „Das Geräusch sich kreuzender Schwerter“) an Gameplay-Szenen des
Videospiels „GTA V“. Die „Game-Ästhetik“ soll vor allem junge Männer
anziehen, die sich mit dem Videospiel identifizieren können.
Der Kampf gegen den Westen und Ungläubige soll so den Anschein eines Spiels
erwecken. Laut dem Telegraph, der sich auf eine IS-Erklärung beruft, solle
mit den Szenen die „Moral der Mudschaheddin“ gestärkt werden. Zudem solle
Kindern und Jugendlichen gezeigt werden „wie man den Westen bekämpft und
den Terror in die Herzen derjenigen trägt, die gegen den Islamischen Staat
sind.“
„GTA V“ gilt als eines der erfolgreichsten Videospiele überhaupt, das
[2][am Erscheinungstag] Mitte September 2013 bereits über 800 Millionen
Dollar einspielte und sich [3][bis August] diesen Jahres über 34 Millionen
Mal verkaufte. Im Spiel bewegt man sich in einer komplett frei begehbaren
Welt, in der die Spieler Autos klauen und zahlose Waffen einsetzen können.
## Modifizierung des Originalspiels
Die Story wird im Originalspiel von komplexen Charakteren getragen. Der
Open-World-Titel unterteilt sich in mehrere Klimazonen. Auch eine
wüstenähnliche Landschaft ist dabei. Dort spielt vermutlich das
Propagandavideo. Die Spielmechanik und Interaktivität eines
Open-World-Titels wie „GTA V“ bieten hierbei ein ideales Terrainfür
kreative Spieler. So inszenieren versierte Spieler mitunter [4][ganze
Filme]. Das offene Gameplay nutzte IS für seine propagandistischen Zwecke
aus.
Die im Clip dargestellten Fahrzeuge sind im Originalspiel enthalten,
lediglich die schwarze Kleidung der Figuren erscheint neu. Derartige
Veränderungen werden in Spielen meist durch [5][Modifikationen] („Mods“)
bewirkt. Auf Konsolen gestaltet sich „Modding“ jedoch als schwierig, da dem
Spiel kein entsprechendes Werkzeug beigelegt ist. Erst auf dem PC ist die
Bearbeitung deutlich einfacher.
Für den Vorgänger „GTA IV“ gab es auf der Konsole nur eine handvoll Mods.
Nach dem PC-Release erschienen innerhalb kürzester Zeit jedoch tausende
Veränderungen, die es mitunter völlig umkrempelten. „GTA V“ wird
voraussichtlich [6][am 27. Januar] 2015 für den PC erscheinen.
Laut einem Bericht von newyorker.com [7][nutzte IS bereits andere Spiele zu
Rekrutierungszwecken] von jungen potenziellen Dschihadisten. Ein IS-Kämpfer
sagte der BBC im Juni, dass sein neues Leben besser als das Spiel „Call of
Duty“ sei. „This is our ‚Call of Duty‘ and we respawn in Jannah“, lau…
ein anderer IS-Beitrag zum Spiel. „Respawn“ meint den Wiedereinstieg nach
dem Tod der Hauptfigur im Spiel, „Jannah“ ist die islamische Form des
Paradieses.
##
Die Idee, Spiele zu Rekrutierungszwecken zu benutzen, ist nicht neu.
Bereits 2002 veröffentliche die US-Armee das vom Verteidigungsministerium
finanzierte Spiel [8][“Americas Army“]. Der kostenlose Titel dient keinem
Trainingszweck, sondern soll junge, intelligente Menschen anwerben. Die
besten Spieler werden vom Rekrutierungsangestellten des Heeres per E-Mail
angeschrieben und bekommen einen Platz in der Armee angeboten.
IS zeigte sich bereits [9][im Umgang mit Facebook, Instagram und Youtube]
affin und professionell. Auf Twitter posteten die Terroristen im August das
Enthauptungsvideo des US-Journalisten James Foley. Zwar werden die
jeweiligen Videos und Accounts jedes Mal gelöscht, dutzende
IS-Sympathisanten verbreiten das Material jedoch mittels der Anlegung neuer
Profile jedes Mal weiter. Auch schnitt die Terrororganisation Teile
aufgenommener Kampfszenen zusammen, um daraus den aufwendigen
Propagandafilm „The Clanging of the Swords“ zu produzieren.
[10][Der Basler Terrorismus-Experte Samuel Althof] gab gegenüber dem
Newsportal 20min.ch in Anbetracht der „GTA V“-Szenen Entwarnung. Die
dargestellten Inhalte in der „IS-Mod“ hätten auf junge Menschen ohne
direkten Bezug zu IS keine Wirkung. Vielmehr müsse man schon eine
grundsätzliche Neigung zur IS-Ideologie haben, um sich durch die Szenen
beeinflussen oder gar anwerben zu lassen. „GTA V“-Entwickler „Rockstar
Games“ wollte das Thema indes nicht kommentieren.
23 Sep 2014
## LINKS
[1] http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/middleeast/iraq/11108676/Islamic-…
[2] http://www.onlinewelten.com/games/gta-5/news/gta-verkaufszahlen-unaufhaltsa…
[3] http://www.pc-magazin.de/news/gta-5-verkaufszahlen-pc-ps4-xbox-one-release-…
[4] http://www.youtube.com/watch?v=wRw96-Kiqug
[5] http://www.giga.de/spiele/gta-4/specials/gta-4-mods-die-20-ultimativen-mods…
[6] http://www.pc-magazin.de/news/gta-5-ego-perspektive-release-pc-ps4-xbox-one…
[7] http://www.newyorker.com/tech/elements/isis-video-game
[8] http://www.americasarmy.com/
[9] /!144369/
[10] http://www.20min.ch/digital/news/story/-GTA-V--wird-zum-Instrument-des-Boe…
## AUTOREN
Denis Giessler
## TAGS
Grand Theft Auto V
Videospiele
Computerspiel
„Islamischer Staat“ (IS)
Propaganda
Videospiele
„Islamischer Staat“ (IS)
Ramadi
Islamismus
Terrorismus
Kriegsfotografie
Dschihadismus
IS-Miliz
„Islamischer Staat“ (IS)
Dschihadisten
Irak
Australien
USA
„Islamischer Staat“ (IS)
Irak
Grand Theft Auto V
Playstation
Grand Theft Auto V
## ARTIKEL ZUM THEMA
Videospiel-Musik in Techno und HipHop: Schöner elektronischer Schmelz
Die Compilation „Diggin’ in the Carts“ beleuchtet den Einfluss von
japanischen Videospiel-Soundtracks auf die Klangwelten von Techno und
HipHop.
Fotograf über islamistische Propaganda: „Der IS ist ein Medienprofi“
Fotograf Simon Menner sammelt und analysiert IS-Bild- und Videomaterial. Er
vermutet, dass Anschläge demnächst live gestreamt werden.
Militärische Stärke der Terrormiliz: Was ist das Geheimnis des IS?
Der „Islamische Staat“ erscheint heute stärker als vor Beginn der
internationalen Militärschläge im Sommer 2014. Was sind die Gründe dafür?
Projekt „Stop Dijhadisme“: Mit Youtube gegen den IS
Die IS rekrutiert Kämpfer über das Internet und nutzt dazu Gewaltbilder.
Die französische Regierung will aufklären – mit ähnlichen Bildern.
Sperren von Terror-Videos auf Youtube: Schlicht zu viel Material
Das Herausfiltern von Videos mit terroristischen Inhalten auf der
firmeneigenen Plattform sei derzeit fast unmöglich. Das teilte die
Google-Managerin dem EU-Parlament mit.
Kriegsfotografie und Ethik: Kämpfe im Kopf
Bilder aus Kriegen bestimmen darüber, wie wir Konflikte wahrnehmen. Viele
Redaktionen zeigen sie nicht. Sehen kann sie dennoch jeder – ein Zwiespalt.
Tanz gegen Terror: „Wo bleibt die Menschlichkeit?“
Eine Choreografin, eine Regieassistentin und ein Rapper haben mit neun
Jugendlichen aus Hamburg ein Stück über den Dschihad entwickelt.
Propaganda mit Horrorbildern: Krieg der Köpfe
Mit ihren Videos von Enthauptungen wollen sich die Dschihadisten des IS in
die Tradition Mohammeds stellen – und zeigen: je brutaler, desto
entschlossener.
Experte über deutsche Dschihadisten: „Al-Qaida gilt als weichgespült“
Der Organisationsgrad deutscher Islamisten steigt, warnt Islam-Experte
Guido Steinberg. Anschläge des IS in Europa hält er für wahrscheinlich.
Gesetze gegen deutsche Dschihadisten: Wenn Täter fest entschlossen sind
Hunderte Islamisten aus Deutschland sind in die IS-Gebiete ausgereist. Um
das zu verhindern, sollen nun Gesetze nachgebessert werden.
Sexuelle Gewalt als Kriegswaffe des IS: Die verschwundenen Frauen
Die fanatisierten Kämpfer des Islamischen Staates haben Hunderte von
Jesidinnen verschleppt. Berichte über Vergewaltigungen häufen sich.
Terrorverdächtiger erschossen: „Isolierter Vorfall“ in Australien
Ein Terrorverdächtiger hat in Melbourne Polizisten mit einem Messer
angegriffen und wurde erschossen. Er soll ein Sympathisant der
IS-Terrormiliz gewesen sein.
USA fliegen Luftangriffe gegen IS: Mit Assads Billigung
Gemeinsam mit arabischen Verbündeten greifen die USA Stellungen der
Dschihadisten in Syrien an. Damaskus wurde über den Einsatz vorab
informiert.
Der Islamische Staat und wir selbst: Das Böse in uns
Wie wird eine ganze Nation zu Mördern? Die Terrormiliz Islamischer Staat
ist auch der Alptraum der Generation um die 30.
Islamischer Staat im Netz: Archaisches Leben, moderne Medien
Twitter, Facebook, Instagram: Der Islamische Staat wirbt mit einer globalen
Propaganda-Strategie für ein Leben nach brutalen Gesetzen.
Folter in Grand Theft Auto V: Gewaltfreaks sind immer die anderen
Enthemmung, Mord und Folter – die Debatte um Gewalt in GTA V nimmt ihren
Lauf. Fördert das Spiel Brutalität? Nein, problematisch ist der europäische
Blick.
Digitale Spiele im taz-Test: GTA V: „Ich möchte doch mal überleben“
Einmal im Monat treffen sich taz-Mitarbeiter und Gäste zum Daddeln an der
Konsole. Diesmal steht alles im Schatten von „Grand Theft Auto V“.
„Grand Theft Auto V“: Verkaufsrekord samt Mord
600 Millionen Euro wurden am 1. Tag mit dem Videospiel „Grand Theft Auto V“
eingenommen. In Großbritannien wurde ein Mann erstochen und sein Spiel
gestohlen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.