# taz.de -- FDP bei der Hamburg-Wahl: Nach achtzehn Monaten Jammertal | |
> Anderthalb Jahre lang haben die Liberalen nur Niederlagen eingesteckt. | |
> Jetzt sind sie zurück, wenn auch erst einmal nur in Hamburg. | |
Bild: Grinsebären: Die Hamburger Spitzenkandidatin Katja Suding und Michael Kr… | |
BERLIN taz | Christian Lindner hat es versucht. Er wollte bescheiden | |
bleiben. Aber gegen seine Partei ist der FDP-Vorsitzende machtlos. Rund 7,5 | |
Prozent der Stimmen haben die Liberalen laut der ersten Prognose des ZDF in | |
Hamburg erhalten. Endlich mal wieder ein Grund zum Feiern für die | |
gebeutelte Partei und ihre Anhänger, die sich am Sonntagabend in der | |
Berliner FDP-Zentrale versammelt haben. | |
Um 18.05 Uhr betritt Parteichef Lindner die Bühne im Foyer. „Die Freude und | |
die Erleichterung sind groß“, ruft er seinen Parteifreunden erst entgegen. | |
„Aber wir bleiben auf dem Teppich.“ Umsonst, mit Jubel und rhythmischem | |
Klatschen unterbrechen die FDP-Mitglieder ihren Chef. | |
Kein Wunder, die FDP hatte die Abstimmung in Hamburg im Vorfeld zur | |
Schicksalswahl ausgerufen. An der Elbe wollte sie ihren Abwärtstrend | |
unbedingt stoppen. Nachdem im September 2013 die damalige Regierungspartei | |
die Bundestagswahl krachend verloren hatte und unter die Fünfprozenthürde | |
gerutscht war, hat sie sich in den zurückliegenden anderthalb Jahren nur | |
noch Niederlagen eingehandelt. In Brandenburg, Sachsen und Thüringen hat | |
sie den (Wieder-)Einzug in die Parlamente wie zuvor auch schon in Bayern | |
verpasst. | |
Um die Kehrtwende einzuleiten, war die Bundesspitze um Parteichef Christian | |
Lindner und Vize Wolfgang Kubicki zuletzt beinahe dauerhaft in Hamburg | |
präsent. Als Bollwerk gegen eine erneute absolute SPD-Mehrheit sowie gegen | |
Rot-Grün hatte Lindner seine FDP zum Wahlkampfabschluss beworben. „Machen | |
Sie die FDP stark, damit Hamburg nicht den Grünen ausgeliefert wird“, sagte | |
er am Freitagabend und bot der SPD seine eigene Partei als potenziellen | |
Koalitionspartner an. | |
## „Drei Engel für Lindner“ | |
Zugpferd der Liberalen war aber nicht Lindner, sondern | |
[1][Spitzenkandidatin Katja Suding]. Schon 2011 führte sie die Partei | |
erfolgreich durch den Wahlkampf, nach sieben Jahren Abstinenz brachte sie | |
die FDP damals zurück in die Bürgerschaft. Inhaltlich setzte sie auf | |
liberale Klassiker: Vorrang für die Wirtschaft, eine autofreundliche | |
Verkehrspolitik, stärkere Haushaltsdisziplin und mehr Einsatz für die | |
Bürgerrechte. | |
Statt durch ihre Themen machte Suding aber eher durch ihre | |
Wahlkampfstrategie von sich reden. Auf Wahlplakaten prangte der schräge | |
Slogan „Unser Mann für Hamburg“. Und in der Boulevardzeitschrift Gala | |
posierten sie, Generalsekretärin Nicola Beer und Bremens Spitzenkandidatin | |
Lencke Steiner [2][in engem Outfit und High Heels], als „Drei Engel für | |
Lindner“ – in Anspielung auf den Hollywood-Klassiker „Drei Engel für | |
Charlie“. | |
Schleswig-Holsteins FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki wertete das Ergebnis | |
auch als Erfolg der Bundespartei. Es sei „ein Vertrauensbeweis, glaube ich, | |
für die neue FDP-Bundesführung“, sagte er am Sonntagabend. | |
SPD-Bürgermeister Olaf Scholz müsse jetzt übrigens sehen, wie er mit den | |
Grünen zurechtkomme. | |
Keine Rolle spielten im FDP-Wahlkampf dagegen die Neuen Liberalen. Die | |
Partei war erst vor einem halben Jahr durch abtrünnige [3][ehemalige | |
FDP-Mitglieder in Hamburg gegründet] worden, sie konnte aber kaum Wähler | |
überzeugen. | |
15 Feb 2015 | |
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## AUTOREN | |
Tobias Schulze | |
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