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# taz.de -- FDP nach der Hamburg-Wahl: Mit alten Parolen zu neuen Erfolgen
> Nach dem Wiedereinzug der FDP in die Bürgerschaft glauben Christian
> Lindner und Katja Suding an die Wiederauferstehung ihrer Partei.
Bild: Gute PR ist alles: FDP-Strahlefrau Katja Suding.
BERLIN taz | Die FDP gab sich am Montag nach der Hamburgwahl ausgesprochen
reanimiert und siegessicher. Man fühle sich auch als Bundespartei durch den
Wahlerfolg bestätigt, sagte Parteichef Christian Lindner bei einer
gemeinsamen Pressekonferenz mit Hamburgs Spitzenkandidatin Katja Suding in
Berlin. Die hatte mit einem geschickt inszenierten Wahlkampf am Sonntag das
beste Ergebnis für die Freien Demokraten in Hamburg seit vierzig Jahren
eingefahren: 7,4 Prozent. Vor der Wahl war nicht einmal ganz klar gewesen,
ob sie überhaupt die Fünfprozenthürde schaffen.
„Den Schwung wollen wir vor allen Dingen nutzen, um für unsere Bremer
Parteifreunde in drei Monaten auch einen schönen Wahlerfolg zu
garantieren“, sagte Suding, und kündigte gleich an, dort den Wahlerfolg der
FDP „wiederholen, wenn nicht sogar toppen“ zu wollen. Suding hatte im
Wahlkampf mehrfach bundesweit die Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Nicht nur, dass die ganze Hamburger Innenstadt mit – gemessen am
Größenverhältnis der Parteien – auffällig vielen Plakaten vollgehängt wa…
Mit dem Slogan „Unser Mann für Hamburg“ hatte ihre geschickte PR-Kampagne
zum richtigen Zeitpunkt zwar für Spott, doch damit eben auch für eine hohe
Dosis an Gesprächsstoff über die totgesagte Partei gesorgt. Ebenso mit
ihrem Auftritt im Klatschblatt Gala, bei der sie mit zwei weiteren
Kolleginnen unter dem Schriftzug „Drei Engel für Lindner“ posierte.
Spätestens nachdem dann auch noch die „Tagesschau“ in einer langen Sequenz
ihre Beine zeigte und sich anschließend dafür entschuldigte, erschien
Suding nicht mehr als irgendeine unbekannte Landespolitikerin einer
aussterbenden Partei. Erstaunlich: Angeblich hat die Partei weniger Geld
für ihren Wahlkampf ausgegeben, als bei der letzten Hamburgwahl. 300.000
Euro sollen es gewesen sein. Zahlreiche Unternehmen haben die Partei im
Vorfeld mit Finanzspritzen versorgt.
## Die neue Kontur
Laut Lindner aber liegt die Unterscheidbarkeit der FDP, die bei der
Bundestagswahl 2013 an der Fünfprozenthürde gescheitert war, natürlich im
Inhalt. Die Partei wolle aufarbeiten, was zwischen der vorletzten und
letzten Bundeswahl „an Orientierungsvertrauen verlorengegangen ist“. Mit
Katja Suding habe man das erste Mal „diese neue Kontur“ zur Wahl stellen
können. Es sei der Einsatz für den einzelnen Menschen, „im Unterschied zu
anderen Wettbewerbern, die eher große Gruppen, den Staat, Ökologie oder das
Volk ins Zentrum stellen“.
Was daran jetzt die neue Kontur im Unterschied zur vorherigen FDP sein
soll: den „Einzelnen“ zu verteidigen, der nicht „abkassiert, abgeheftet,
bürokratisiert, bevormundet“ werden soll, wie Lindner behauptet? Eigentlich
klingt das alles genau wie die Politik, mit der die FDP vorletztes Jahr
noch aus dem Bundestag geflogen ist.
Das vermeintliche FDP-Konturprogramm lautet: „weltbeste Bildung“ - worunter
die Partei weiterhin die Förderung der Gymnasien versteht. Zweitens habe
sich Suding im Bereich Wirtschaftspolitik auf „Gründergeistkultur“
spezialisiert. Das ist ein Thema, mit dem Lindner gerade durch eine
„Wutrede“ im NRW-Landtag durch die Medien gegangen ist. „Faire
Wettbewerbsbedingungen“ und Bürokratieabbau gehören ebenfalls zum
Standardrepertoire.
Aktive Unterstützung für den Wiederaufstieg der FDP leisteten am
Wahlsonntag ausgerechnet die Grünen. Jörg Rupp, Mitglied des grünen
Landesvorstands in Baden-Württember, meinte in einem Tweet das Abschneiden
der Hamburger FDP und ihrer Spitzenkandidatin Katja Suding mit den Worten
kommentieren zu müssen: „mit Titten und Beinen anstatt Inhalten“. Zwar
entschuldigte er sich später für seine „verbale Entgleisung“. Aber so kann
man die Leute auch auf die Seite einer wenig neuen FDP treiben.
16 Feb 2015
## AUTOREN
Helke Ellersiek
## TAGS
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