| # taz.de -- Bürgerschaftswahl in Hamburg: Schlappe für die CDU, AfD zieht ein | |
| > Erwartungsgemäß ist die SPD deutlicher Wahlsieger. Die CDU hingegen | |
| > erleidet ein historisches Desaster. FDP und AfD gelingt der Sprung in die | |
| > Bürgerschaft. | |
| Bild: Auch vor Ort: der AfD-Vorsitzende Bernd Lucke. | |
| BERLIN taz/dpa | Nach der Bürgerschaftswahl kann die SPD in Hamburg weiter | |
| regieren, muss sich aber einen Koalitionspartner suchen. Die | |
| Sozialdemokraten um Bürgermeister Olaf Scholz holten laut dem vorläufigen | |
| amtlichen Endergebnis 45,7 Prozent und liegen damit etwas unter ihrem | |
| Ergebnis von 2011 von 48,4 Prozent. „Wir haben das zweite Mal ein | |
| großartiges Wahlergebnis erzielt“, sagte Scholz. | |
| Auch SPD-Parteichef Sigmar Gabriel zeigte sich zufrieden: „Beim letzten Mal | |
| konnte man noch sagen, die SPD hat gewonnen, weil die Vorgängerregierung so | |
| schlecht gewesen ist, jetzt kann man sagen, wir haben gewonnen, weil wir so | |
| gut gewesen sind“, sagte Gabriel im Berliner Willy-Brandt-Haus. Für die | |
| SPD, die Hamburg nach dem Zweiten Weltkrieg bis 2001 fast ununterbrochen | |
| regiert hat, geht damit das Trauma der Ole-von-Beust-Zeit endgültig zu | |
| Ende. Der CDUler hatte 2001 die Wahlen gewonnen und war danach zweimal | |
| wiedergewählt worden. | |
| Für die Christdemokraten wurde die jetzige Wahl zum Desaster. Sie hatte mit | |
| Dietrich Wersich einen liberalen Spitzenkandidaten gegen den SPD-Rechten | |
| Olaf Scholz aufgestellt. Das wurde von den Wählern offensichtlich nicht | |
| honoriert: Die CDU erreichte nur knapp 16 Prozent und unterbot damit noch | |
| einmal ihr Abschneiden von 2011. Schon damals hatten die Christdemokraten | |
| mit 21,9 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis bei Bürgerschaftswahlen | |
| eingefahren. Bundesweit war dies das schlechteste Ergebnis der CDU bei | |
| Landtagswahlen seit mehr als 50 Jahren: Nur 1959 und 1951 hatte sie in | |
| Bremen mit 14,8 und 9 Prozent noch schlechter abgeschnitten. | |
| „Es kommt auf die Persönlichkeiten an, mit denen wir werben“, sagte | |
| CDU-Generalsekretär Peter Tauber noch am Wahlabend – eine deutliche Kritik | |
| an Wersich. Der räumte die Niederlage ein: „Das Ergebnis ist eine herbe | |
| Enttäuschung, wir haben die Ziele, die wir uns gesetzt haben, nicht | |
| erreicht“, sagte der CDU-Spitzenkandidat. | |
| Die Grünen kommen auf 12,2 Prozent undverbessern damit ihr Resultat von | |
| 2011 (11,2). Dennoch dürfte das Ergebnis für sie eine Enttäuschung | |
| darstellen. Wie schon bei früheren Wahlen ist es den Grünen nicht gelungen, | |
| gute Umfragewerte in ein gutes Ergebnis umzusetzen. Noch Anfang Januar | |
| hatte Infratest dimap die Partei bei 14 Prozent gesehen. | |
| Die FDP erreicht mit einem Wahlkampf, der auf die Spitzenkandidatin Katja | |
| Suding setzte, 7,4 Prozent und zieht damit wieder in die Bürgerschaft ein. | |
| Die Liberalen dürften dies mit großer Erleichterung registrieren, nachdem | |
| sie 2014 bei allen Landtagswahlen unter fünf Prozent blieben. „Die Menschen | |
| haben wieder Vertrauen in die FDP“, sagte Wolfgang Kubicki, | |
| stellvertretender Bundesvorsitzende der Liberalen. | |
| Auch die AfD hat es mit 6,1 Prozent erstmals in einen westdeutschen Landtag | |
| geschafft. Die Linkspartei erreicht 8,5 Prozent und konnte damit gegenüber | |
| 2011 (6,4 Prozent) deutlich zulegen. Die Wahlbeteiligung ging seit 2011 von | |
| 57,3 auf 56,6 Prozent zurück – die bisher schlechteste Beteiligung an einer | |
| Bürgerschaftswahl. | |
| Olaf Scholz erklärte noch am Abend, zunächst mit den Grünen über ein | |
| Bündnis verhandeln zu wollen. Eine Koalition mit der FDP schloss er aber | |
| nicht aus. Der grüne Spitzenkandidat Jens Kerstan kündigte die Linie der | |
| Partei für Koalitionsverhandlungen an: „Wir sind eine Programmpartei, wir | |
| werden hart verhandeln und sind dann zuverlässige Partner“, sagte er. | |
| 15 Feb 2015 | |
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| Martin Reeh | |
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