# taz.de -- Homeschooling in Corona-Zeiten: Speis und Laptops für SchülerInnen | |
> Es bleibt beim Homeschooling. Arme Familien stellt das vor Probleme. Nun | |
> verleihen erste Bundesländer Computer und Verbände liefern Essen. | |
Bild: Homeschooling per Tablet: Dieses Mädchen hat bereits eins, anderen wird … | |
Berlin/Hamburg taz | Selbst wenn die Schulen in den nächsten Tagen | |
schrittweise wieder öffnen – für die meisten SchülerInnen findet Unterricht | |
weiterhin zu Hause und digital statt. Das ist vor allem für Familien ein | |
Problem, die keinen Computer besitzen und kein Geld dafür haben. Einige | |
Bundesländer haben das Problem nun erkannt. | |
So will das rot-rot-grün regierte Berlin in den nächsten Wochen 9.500 iPads | |
an SchülerInnen aus sozial benachteiligten Familien verleihen. Die | |
Rückmeldungen zahlreicher Lehrkräfte zeigten, „dass die Schulen einen Teil | |
dieser Kinder und Jugendlichen nicht erreichen und somit nicht angemessen | |
beschulen können“, heißt es in einem Brief der Bildungsverwaltung. „Hier | |
besteht die Gefahr, in eine virtuelle Schuldistanz abzugleiten.“ | |
Das von Sandra Scheeres, (SPD) geführte Haus, verschickte diesen Brief am | |
Montag an alle Schulen mit der Bitte, bis zum Mittwoch, den Bedarf zu | |
erfassen. „Bildungsbenachteiligung wollen wir ausgleichen, indem wir diesen | |
Schülerinnen und Schülern leihweise mobile digitale Endgeräte zur Verfügung | |
stellen“, so Scheeres zur taz. | |
Ihr Sprecher erläuterte auf Nachfrage, die Tablets seien zunächst vorrangig | |
für SchülerInnen bestimmt, die bereits Lernförderung über das Bildungs- und | |
Teilhabepaket erhielten. Weiterhin will Berlin auch SchülerInnen in | |
Abschlussklassen und weitere Kinder, die in staatlich alimentierten | |
Haushalten leben, mit digitalen Endgeräten ausstatten. Diese blieben | |
Eigentum des Landes. „Die 9.500 Tablets sind ein erster Schritt“, so | |
Scheeres Sprecher. | |
## Private Spende für Familie | |
Allein in Berlin leben [1][über 100.000 Kinder zwischen 6 und 18 Jahren in | |
Bedarfsgemeinschaften]. Bundesweit sind es über 1 Million. Die taz hatte in | |
der vergangenen Woche über den [2][Fall der Familie Wasilewski] in | |
Nordrhein-Westfalen berichtet. Der Antrag auf einen Computer für die drei | |
schulpflichtigen Kinder war vom Jobcenter abgewiesen worden. Dank der | |
Spende eines taz-Lesers, der anonym bleiben möchte, haben die Kinder | |
inzwischen Laptops. Der Vater bedankt sich für diese Hilfe. Er weist aber | |
in einem Brief an das nordrhein-westfälische Sozialministerium darauf hin, | |
dass seine Familie kein Einzelfall sei. | |
Kinder, deren Eltern Grundsicherung oder Sozialhilfe beziehen, haben auch | |
in Zeiten coronabedingter Schulschließungen keinen Rechtsanspruch auf einen | |
Computer und drohen deshalb virtuell abgehängt zu werden. | |
## Laptops leihweise | |
Auch andere Bundesländer reagieren darauf, wie eine Umfrage der taz zeigt. | |
So hat das rheinland-pfälzische Bildungsministerium gemeinsam mit den | |
Kommunalen Spitzenverbänden 25.000 Endgeräte zum Verleih an Schülerinnen | |
und Schüler zur Verfügung gestellt. | |
In Hamburg gibt es derzeit 11.800 Notebooks und Tablets zur Ausleihe an | |
SchülerInnen. In Bayern stehen rund 50.000 Tablets und Notebooks bereit, | |
die „in der derzeitigen Sondersituation“ auch befristet für das „Lernen … | |
Hause“ zugelassen sind. Brandenburg, Baden-Württemberg, Hessen, | |
Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg verweisen | |
dagegen auf die zuständigen kommunalen Träger oder private Fördervereine, | |
die für Leihgeräte zuständig sind oder sich zuständig fühlen. | |
So heißt es aus dem FDP-geführten Schulministerium in Düsseldorf: „Die | |
Verantwortung liegt hier bei den Schulträgern vor Ort in den Städten und | |
Gemeinden. Es ist denkbar, dass Schulen mit eigenen Laptops diese auch | |
Schülerinnen und Schülern zur Verfügung stellen.“ Um die | |
Chancengerechtigkeit zu wahren, habe Schulministerin Yvonne Gebauer, FDP, | |
bereits mehrfach öffentlich darauf hingewiesen, dass es sich bei den bisher | |
bereitgestellten Materialien und Aufgaben nicht um Inhalte von | |
Prüfungsrelevanz handeln kann. | |
## Mittagessen per Lieferdienst | |
Beim Thema Mittagessen erreichen die Nöte von Kindern aus armen Familien | |
nun auch die bundespolitische Tagesordnung. Seit Schließung der Schulen | |
müssen bedürftige Kinder auf das kostenlose warme Mittagessen verzichten, | |
das der Bund aus dem Bildungs- und Teilhabepaket bezahlt. | |
In Hamburg hat ein privates, von Familienrichtern initiiertes [3][Projekt | |
namens „Mittagsrakete“] deshalb 2.000 Kindern Mahlzeiten ins Haus gebracht. | |
Nach diesem Vorbild organisierten in Potsdam Wohlfahrtsverbände eine | |
Essenslieferung an Familien. Und in Mecklenburg-Vorpommern verteilte die | |
Deutsche Kinderhilfe 1.000 Lebensmittelbeutel. Zunächst sah es so aus, als | |
könnten diese Aktionen nicht mit Mitteln aus dem Teilhabepaket bezahlt | |
werden, weil das Essen nicht „gemeinsam“ in der Schule stattfindet. Am | |
Montag nun gab das BMAS per Mail an alle Sozialministerien bekannt, dass | |
solange die Schulen zu sind, „eine Anlieferung zu den betroffenen Familien | |
möglich ist“. Allerdings gibt es für Kosten der Anlieferung kein Geld dazu. | |
22 Apr 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://statistik.arbeitsagentur.de/nn_1021944/SiteGlobals/Forms/Rubrikensu… | |
[2] /Armut-in-der-Coronakrise/!5677821 | |
[3] /Lebensmittelhilfe-in-der-Coronakrise/!5675365 | |
## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
Kaija Kutter | |
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