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# taz.de -- Leid und Freud im Heimunterricht: Go home, Schooling!
> Die Eltern wollen keine Schulaufsätze mehr vor dem zweiten Kaffee, die
> Kinder endlich Hofpausen, ohne dabei den Müll rauszubringen: die Luft ist
> raus.
Bild: Doppelbelastung für Eltern: Homeoffice und Homeschooling
Zu den Erkenntnissen, die die Coronakrise der Nachwelt hinterlassen wird,
gehören diese: Homeoffice ist eine schöne Sache, mit Kindern zu Hause, aber
vor allem in der Theorie. Und Homeschooling ist nichts anderes als bloß die
einzige Schule, die gerade noch offen hat.
Leider ergibt minus und minus hier kein plus – „Office“ und Schule am
Küchentisch gehen einfach über weite Strecken nicht gut zusammen. Okay, das
ist jetzt vor allem die Grundschulelternperspektive – ein Kollege wies
sogleich darauf hin, dass seine (älteren) Kinder sogar eher mehr lernten
als in der Schule, von Motivationsloch keine Spur.
Bei uns zu Hause ist die Luft allerdings ziemlich raus: Vor den Osterferien
hatte der Fünftklässler daheim noch die Hoffnung, dass der Montag dieser
Woche das Fixdatum sein könnte, an dem er endlich wieder eine andere
Englischlehrerin als seine Mutter erleben darf, oder eine „Hofpause“, ohne
den Glasmüll wegbringen zu müssen, oder zum Joggen/Radfahren/Brotholen vor
die Tür gescheucht zu werden (das Kind muss ja raus).
Vor den Osterferien hatte auch die Mutter noch die Hoffnung, dass sie vor
dem zweiten Kaffee keine Aufsätze mehr lesen muss, in denen das Kind die
Frage „Macht Fernsehen dumm?“ selbstverständlich mit Ja beantwortet („St…
so im Gewi-Buch, Mama, kann ich auch nix dafür!“). Dann ist nämlich die
Frage, ob man erst einen Brief an den Schulbuchverlag schreiben möchte,
weil auch die manchmal dumme oder aber zumindest erstaunlich
undifferenzierte Ansichten in die Kinderzimmer senden, oder doch lieber den
Artikel für die Arbeit.
## Digitale Virus-Wunder
Die Nach-Ostern-Perspektive hatte sich dann bereits in den Ferien erledigt,
und für die fünften Klassen in Berlin sieht es gerade auch nicht so aus,
als ob es überhaupt noch mal was wird mit Schule vor den Sommerferien, denn
erst mal sollen in die Grundschulen nur die sechsten Klassen wieder
zurückkehren – was, nebenbei gesagt, nicht so ganz überzeugend ist: Die
FünftklässlerInnen brauchen das kommende Halbjahreszeugnis im Sommer, um
sich damit im nächsten Jahr an den weiterführenden Schulen zu bewerben. Für
die SechstklässlerInnen hingegen ist die Grundschule jetzt ohnehin
gelaufen.
Immerhin: Auch die zuvor völlig analog arbeitende Grundschule meines Sohnes
ist durch die Coronakrise über die Osterferien ganz plötzlich ins Internet
aufgebrochen. Dienstmailadressen sind auch für LehrerInnen im Jahr 2020
möglich und installierbar, es geschehen im Zeichen des Virus auch Wunder.
Sogar eine digitale Lernplattform hatte der Osterhase im
Schulleiterinnenzimmer versteckt.
Und das Kind lernt dadurch jetzt, mit Scan-Apps umzugehen, Dateien auf dem
Desktop zu speichern, hochzuladen, Lesezeichen-Links anzulegen, und wie
schnell man sich im Klassen-Chat verlieren kann, statt Mathe zu machen,
lernt es auch. Digitale Bildung ist Querschnittsfach im Rahmenlehrplan
Berlin-Brandenburg – und vermutlich könnte da zum ersten Mal für viele
SchülerInnen tatsächlich was dran sein. Ich habe übrigens keinen Brief an
den Schulbuchverlag geschrieben, sondern stattdessen diesen Text.
24 Apr 2020
## AUTOREN
Anna Klöpper
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