# taz.de -- Jens Spahn verzeiht sich selbst: Maskenaffäre? Milliardenschaden? … | |
> Spahns Maskendeal kostet den Staat Milliarden. Trotzdem ist er | |
> Fraktionschef. Kein Einzelfall: Wer in der Union Mist baut, macht | |
> Karriere. | |
Bild: Nett lächeln (vermutlich) und winken, egal wie viel Geld verbrannt wurde | |
Es ist zum Verzweifeln: Gäbe es in der CDU eine Personalabteilung, hätte | |
Jens Spahn längst hochkant rausfliegen müssen. Als Minister [1][verpulverte | |
er Milliarden Euro] einfach so. Aber egal, jetzt ist er eben Fraktionschef | |
im Bundestag und damit einer der mächtigsten Männer im Land. | |
Zu Beginn der Pandemie 2020 war Spahn als Gesundheitsminister für die | |
Maskenbeschaffung zuständig. Das war Pech für alle, die Steuern zahlen. | |
Glück war es für eine CDU-nahe Firma namens Fiege aus Spahns Heimat, dem | |
Münsterland. Spahn sorgte dafür, dass sie den Auftrag für die Logistik bei | |
der Maskenbeschaffung bekam. Fiege war überfordert, Maskenlieferanten | |
blieben auf ihrem Bestand sitzen. Die Firmen klagen immer noch auf | |
Schadenersatz, [2][zwischen 2,3 und 3,5 Milliarden Euro] soll die | |
Gesamtsumme liegen, weil das Gesundheitsministerium ihnen die Abnahme zu | |
einem festen Preis zugesagt hat. | |
Spahn erklärt das alles mit der Notsituation Pandemie, es habe einfach | |
schnell Masken gebraucht, deshalb seien auch Fehler passiert. Dabei | |
belasten ihn neue Details persönlich, wie Recherchen von [3][NDR, WDR und | |
Süddeutscher Zeitung] zeigen. Er soll vom Innenministerium gewarnt worden | |
sein, Fiege den Auftrag zu geben. Er soll zudem persönlich dafür gesorgt | |
haben, dass die Preise für die Masken viel höher angesetzt wurden, als | |
Expert*innen aus seinem eigenen Ministerium empfahlen. Deals soll er | |
laut Spiegel einfach mit Mails geschlossen haben wie: „Jetzt will ich | |
rechtlich verbindlich das Zeug;-)“. Aha, so geht also Ministersein. Auf | |
Basis dieser Mail klagt jetzt ein Hersteller auf Zahlung. Die | |
Zwinkersmileynachricht könnte die öffentliche Hand mehrere Millionen | |
kosten. | |
Spahn hat [4][ein Buch über die Pandemie] geschrieben, es heißt: „Wir | |
werden einander viel verzeihen müssen“. Mit dem Vergeben hat er offenbar | |
zuallererst bei sich selbst angefangen. Jetzt will er, dass wir das auch | |
tun. Schließlich, so behauptet er, wüssten wir sowieso schon seit Jahren | |
darüber Bescheid, was er in der Pandemie alles versemmelt hat. Bezahlen | |
sollen wir auch, denn Spahns Milliardenschaden wird umverteilt auf die | |
Solidargemeinschaft aller Steuerzahler*innen. | |
## Eigentlich kleinlich – nur bei den Masken nicht | |
Dabei ist Spahn sonst in Sachen Umverteilung kleinlich. Bei denen, die | |
Bürgergeld bekommen, also das unterste Sicherungsnetz, das | |
verfassungsrechtlich garantiert ist, da müsse man genauer hinschauen, | |
fordert er. Den Untersuchungsbericht zu Spahns Maskendeals sollten wir | |
dafür weniger genau betrachten als Bürgergeldanträge, finden seine | |
Parteikolleg*innen und halten ihn unter Verschluss. | |
Über die eigenen Fehler sieht man in der Union großzügig hinweg. Mehr noch: | |
Wer Fehler gemacht hat, wird befördert. CDU-Politikerin Julia Klöckner zum | |
Beispiel hat als Bundeslandwirtschaftsministerin [5][Nestlé-Werbung] mit | |
ihrem Gesicht gemacht. Geht gar nicht. Jetzt ist sie Bundestagspräsidentin. | |
Oder CSU-Politiker Alexander Dobrindt. Er hat die „[6][Ausländermaut“ auf | |
den Weg gebracht] – entgegen allen Warnungen, sie sei nicht mit dem | |
EU-Recht vereinbar. Am Ende musste der Bund 243 Millionen Euro | |
Schadenersatz zahlen. Jetzt ist er Innenminister. | |
## Was wie ein Witz klingt, ist wahr | |
CDUler Philipp Amthor lobbyierte als Bundestagsabgeordneter für die | |
Interessen eines Unternehmens, von dem er später Aktienoptionen und einen | |
Direktorenposten erhielt. [7][In den Koalitionsverhandlungen] soll er | |
versucht haben, Transparenzgesetze abzuschaffen, die seine Verwicklungen | |
aufdeckten. Jetzt ist er Staatssekretär, zuständig für Staatsmodernisierung | |
und Bürokratieabbau. Klingt wie ein Witz, ist aber wahr. | |
Kleinlich zu sein gegenüber den Armen der Gesellschaft, aber großzügig | |
gegenüber den Verfehlungen der eigenen Leute, das hat in der Union derzeit | |
System. Dass Wähler*innen so immer misstrauischer werden, sollte | |
wirklich niemanden wundern. | |
15 Jun 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Jens-Spahns-Maskenbeschaffung-/!6090259 | |
[2] /Spahns-Maskendeals/!6090162 | |
[3] https://www.sueddeutsche.de/politik/spahn-masken-vorwuerfe-li.3266489 | |
[4] https://www.jens-spahn.de/updates-and-news/wir-werden-einander-viel-verzeih… | |
[5] /Kommentar-Julia-Kloeckner-und-Nestle/!5598538 | |
[6] /Illegale-Pkw-Maut-in-Deutschland/!5600693 | |
[7] /Wenn-dieses-Gesetz-abgeschafft-wird-ist-mit-mehr-Korruption-zu-rechnen/!60… | |
## AUTOREN | |
Luisa Faust | |
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