| # taz.de -- Milliardensubventionen aus China: Pekings Dumpingpreise | |
| > China unterstützt seine Konzerne mit Milliarden, westliche Firmen haben | |
| > damit zu kämpfen. Doch Europa ist nicht machtlos. | |
| Bild: In China werden Konzerne drei bis neun mal mehr gefördert als in Europa | |
| Berlin/Brüssel taz | Sie heißen „Saic Anji Sincerity“ oder „BYD Explore… | |
| – riesige Frachter mit tausenden Neuwagen an Bord, die seit Kurzem aus | |
| Fernost nach Europa schippern. Chinas Staatsautokonzerne haben sich nun | |
| [1][eine eigene Frachterflotte zugelegt,] um den europäischen Markt mit | |
| günstigen E-Autos zu fluten. | |
| Auf die Kosten müssen BYD, Saic oder auch Marken wie Xiaomi, Nio und Xpeng | |
| nicht so genau achten: Die Expansion der Autoindustrie wird strategisch mit | |
| Fünfjahresplänen vom Staat gesteuert – und ist hochsubventioniert. Wie | |
| genau, zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte [2][Studie des Kieler | |
| Instituts für Weltwirtschaft]. Sie stellt die Frage: „Foulspiel? Zu Höhe | |
| und Umfang der Industriesubventionen in China“. | |
| Je nach Schätzung fördert China seine Konzerne zwischen drei- und neunmal | |
| so viel wie Europa und andere Industriestaaten. Besonders viel Geld fließt | |
| in Greentech-Branchen. Bei Solarpanelen oder Autoakkus sind Chinas Firmen | |
| längst Weltmarktführer, bei E-Autos oder Windturbinen drängen sie gerade | |
| verstärkt in die EU. Gerade gab einer der letzten größeren | |
| Solarmodulproduzenten Europas, Meyer Burger, seine Fabrik in Sachsen auf. | |
| Begründung: Es sei unmöglich, mit Chinas Billigprodukten zu konkurrieren. | |
| Versucht die Regierung in Peking, Konzerne im Westen systematisch mit | |
| Dumpingpreisen an die Wand zu drücken? Es gehe „China eher darum, | |
| Entwicklung, Selbständigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der ausgewählten | |
| Industrien zu stärken. Auch nicht alle Subventionen sind unfair“, sagt | |
| Wan-Hsin Liu, Chinaexpertin und Mitautorin der IfW-Studie. Genau wie China | |
| fördert auch Europa zum Beispiel Innovationen – umfangreiche Unterstützung | |
| für DAX-Konzerne wie VW oder BMW ist allerdings schwer vorstellbar. | |
| ## Europa ist nicht machtlos | |
| Anders in China: Dort wurde BYD 2022 umgerechnet mit etwa 2,1 Milliarden | |
| Euro oder 3,5 Prozent des Umsatzes vom Staat gepampert. BYD erhält laut IfW | |
| in China außerdem weit mehr Kaufprämien für E-Autos als alle anderen | |
| Hersteller, auch die vor Ort produzierenden ausländischen Firmen wie Tesla | |
| oder VW. Zusätzlich gebe es vergünstigte Kredite, billiges | |
| Beteiligungskapital oder verbesserten Zugang zu Rohstoffen durch die | |
| Behörden. „Das ermöglicht es BYD, seine Produktion stark auszuweiten“, | |
| betont Liu. | |
| Allerdings: Europa ist nicht machtlos. Der Kontinent muss laut IfW weder | |
| beim Subventionswettlauf, auch mit den USA, mitmachen – noch in einen | |
| Handelskonflikt einsteigen. Es gebe zwar mehr Wettbewerbsdruck, aber bei | |
| der Qualität seien deutsche Autobauer noch konkurrenzfähig, sagt Liu. | |
| Wenn Olaf Scholz am Wochenende drei Tage lang samt Delegation nach China | |
| fliegt, rät das IfW dem Kanzler, auf das Ende besonders schädlicher | |
| Praktiken zu drängen. Die Chancen dafür seien gar nicht schlecht – | |
| angesichts der aktuell schwächelnden Konjunktur Chinas, seiner Stärke bei | |
| grünen Technologien und Spannungen mit den USA. | |
| Die eigentlich für [3][Handelspolitik zuständige EU-Komission] ist längst | |
| alarmiert. Unlängst hat sie ein Antisubventionsverfahren gegen E-Autos aus | |
| China eingeleitet. In der vergangenen Woche kündigte sie zudem eine | |
| [4][Dumpinguntersuchung gegen zwei chinesische Solarfirmen] an, die Anlagen | |
| in Rumänien bauen wollen. Und am Dienstag erklärte Wettbewerbskommissarin | |
| Margrethe Vestager, chinesische Turbinen-Hersteller von Windparks in Europa | |
| unter die Lupe nehmen zu wollen. Es gehe um Windparks in Spanien, | |
| Griechenland, Frankreich, Rumänien und Bulgarien. Welche Firmen betroffen | |
| sind, sagte Vestager nicht. | |
| Zuvor hatte Klimakommissar Wopke Hoekstra eingeräumt, dass die EU bei den | |
| klimafreundlichen, „grünen“ Technologien ins Hintertreffen geraten ist. | |
| China habe die Konstruktion von Windkraft-Anlagen 2023 im Vergleich zum | |
| Vorjahr verdoppelt, heißt es auch beim Fachverband Windeurope in Brüssel. | |
| Dagegen habe sich der Ausbau in der EU verlangsamt. | |
| ## Nur noch 3 Prozent der Solarpanele aus Europa | |
| Mit dem neuen EU-Verfahren gegen chinesische Hersteller könnte die | |
| Konstruktion in Europa künftig noch teurer werden – und der Ausbau | |
| gebremst. Vestager will trotzdem weiter gegen Wettbewerbsverzerrungen | |
| vorgehen. „Wir kennen das Drehbuch, mit dem China eine dominante Stellung | |
| bei den Solarpanelen erworben hat“, sagte sie unlängst. Das habe dazu | |
| geführt, dass heute nur noch drei Prozent der in Europa installierten | |
| Panele aus der EU stammen. | |
| Dies könne die EU jedoch nicht hinnehmen, sie werde ihren Markt schützen, | |
| so Vestager. Auch China müsse sich an die Wettbewerbs-Regeln halten, sonst | |
| werde sich Europa wehren. Angesichts des zunehmenden Drucks auch aus den | |
| USA rechnet man in Brüssel damit, dass die EU-Kommission ihre Gangart | |
| künftig weiter verschärfen wird. | |
| 11 Apr 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Konkurrenz-auf-EU-Automarkt/!6001513 | |
| [2] https://www.ifw-kiel.de/fileadmin/Dateiverwaltung/IfW-Publications/fis-impo… | |
| [3] /EU-China-Gipfel/!5974226 | |
| [4] /Dumping-bedroht-Solar-Branche/!5999279 | |
| ## AUTOREN | |
| Kai Schöneberg | |
| Eric Bonse | |
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