# taz.de -- Neue Subventionen für Erneuerbare: Solarindustrie darf weiter hoff… | |
> Photovoltaik-Fabriken stoppen die Produktion. Doch die Branche soll mit | |
> neuen Subventionen gefördert werden. Allerdings erst ab 2026. | |
Bild: Macht auch bald zu: Ein Solarmodul bei der Solarwatt GmbH in Dresden | |
Berlin taz | Bei der Herstellung von Solaranlagen sind Deutschland und | |
Europa stark abhängig von China. Von dort kommen rund 90 Prozent der hier | |
benötigten Solarmodule und Vorprodukte. Wie das zu ändern sei, hat die | |
Regierungskoalition monatelang diskutiert – bis jetzt aber erfolglos. Im | |
Solarpaket, das der Bundestag am vergangenen Freitag beschloss, ist keine | |
zusätzliche Unterstützung für einheimische Hersteller von Solaranlagen | |
enthalten – eventuell nicht das letzte Wort. | |
Das Solarpaket betrifft die Produktion von Sonnenstrom, also die | |
beschleunigte Errichtung von großen und kleinen Solaranlagen beispielsweise | |
auf Hausdächern und Balkonen in Deutschland. Den Herstellern solcher | |
Anlagen wollten SPD und Grüne außerdem eine zusätzliche finanzielle | |
Förderung zugute kommen lassen. Die FDP sprach sich jedoch dagegen aus. Das | |
betraf den [1][Schweizer Photovoltaikhersteller Meyer Burger], der in | |
seinem Modulwerk im sächsischen Freiberg inzwischen die Lichter ausgemacht | |
hat: 400 MitarbeiterInnen wurde Ende März gekündigt – und die Produktion in | |
die USA verlegt, weil dort hohe Subventionen fließen. | |
Und es trifft nicht nur Meyer Burger: Am Montag kündigte Solarwatt an, | |
wegen schlechter Rahmenbedingungen die Produktion von Solarmodulen in | |
Dresden vorerst zu stoppen. Die Fertigung mit einer Kapazität von 300 | |
Megawatt soll Ende August eingestellt werden. 190 MitarbeiterInnen sind | |
betroffen. | |
Und dennoch heißt es aus dem Wirtschafts- und Klimaministerium (BMWK) des | |
Grünen Robert Habeck, neue Maßnahmen zur Unterstützung der hiesigen | |
Solarfabriken seien auf dem Weg. Was ist damit gemeint? | |
## FDP fürchtet langfristige Subventionierung | |
Spätestens ab 2026 könnte es in den bundesweiten Ausschreibungen für neue | |
Solarparks ein spezielles Segment geben, „das es ermöglicht, heimische | |
Produzenten zu bevorzugen“, sagt Carsten Körnig, Geschäftsführer des | |
Bundesverbandes Solarwirtschaft. „Auch höhere Vergütungen für diese sind | |
möglich.“ Das würde eine größere, gesicherte Nachfrage nach Modulen | |
schaffen, die in Deutschland und Europa hergestellt wurden. Der Marktanteil | |
chinesischer Importe ginge zurück. Allerdings stehen die Details noch nicht | |
fest. | |
Die speziellen Auktionen können im Rahmen des Netto-Null-Industrie-Gesetzes | |
der Europäischen Union stattfinden ([2][Net-Zero Industry Act, NZIA]). Um | |
die Abhängigkeit unter anderem von China zu verringern und | |
zukunftsträchtige Arbeitsplätze aufzubauen, sollen wichtige grüne | |
Technologien bis 2030 zu 40 Prozent auf dem Kontinent hergestellt werden. | |
Das gilt auch für Solarmodule. | |
Bis 2026 dürfe man damit aber nicht warten, warnt Körnig. „Sollte der NZIA | |
erst in zwei Jahren wirksam umgesetzt werden“, wäre „dies für einen | |
relevanten Teil der europäischen Hersteller mit höchster Wahrscheinlichkeit | |
zu spät“ – siehe Meyer Burger. Deshalb sagte Wirtschaftsminister Robert | |
Habeck (Grüne) kürzlich: „Ich verspreche, dass wir das deutlich schneller | |
hinbekommen“ als 2026. Angesichts der Ablehnung durch die FDP, die eine | |
langfristige Subventionierung fürchtet, erscheint allerdings fraglich, wie | |
er seine Ankündigung einhalten will. | |
Neben dem hiesige Hersteller bevorzugenden Ausschreibungsmodus sollen bei | |
Bauten im Auftrag des Staates ab 2026 außerdem vermehrt Solaranlagen aus | |
europäischer Herstellung zum Einsatz kommen. Das kann eine NZIA-Regelung | |
bewirken, derzufolge in solchen Fällen nur Photovoltaik-Anlagen verwendet | |
werden dürfen, deren Komponenten zur Hälfte nicht aus China kommen. | |
## „Giga“-Solarfabrik am Mittelmeer geplant | |
Daneben arbeitet das Wirtschaftsministerium an einem weiteren Förder-Plan. | |
Für neue Produktionen von Solarmodulen in Deutschland stehen nämlich im | |
Etat gut 600 Millionen Euro zur Verfügung. Diese würden Unternehmen oder | |
Firmen-Konsortien als Subvention erhalten, wenn sie zusätzliche Kapazitäten | |
aufbauen. Die Bundesländer, in denen die Ansiedlung stattfindet, sollen | |
eigene Mittel dazugeben. „Nach derzeitiger Planung sollen die Unternehmen | |
möglichst noch im Frühjahr zur Antragstellung aufgefordert werden“, | |
schreibt eine Sprecherin des BMWK. | |
Dieses Vorhaben läuft im Rahmen eines EU-Programms, das sich „Krisen- und | |
Transformationsrahmen“ nennt ([3][Temporary Crises and Transition | |
Framework], TCTF). Damit will die EU-Kommission wegen des russischen | |
Angriffs auf die Ukraine und der US-Subventionen für Industrieansiedlungen | |
weitere Mittel für die Herstellung klimaneutraler Technologien auf dem | |
Kontinent gewinnen. | |
Die nationalen Regierungen können dann bestimmte Projekte mit Subventionen | |
unterstützen. Frankreich ist in dieser Richtung ebenfalls aktiv. So sollen | |
mehrere hundert Millionen Euro an das Unternehmen Carbon fließen, das ab | |
2026 in Fos-sur-Mer am Mittelmeer eine „Giga“-Fabrik mit 3.000 Mitarbeitern | |
für Solarzellen und Module errichten will. Ähnlich den deutschen Vorhaben | |
handelt es sich aber auch dabei bislang nur um einen Plan. Was davon | |
realisiert wird, muss sich zeigen. | |
1 May 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Zweites-Aus-fuer-die-Solarindustrie/!5998110 | |
[2] https://single-market-economy.ec.europa.eu/industry/sustainability/net-zero… | |
[3] https://competition-policy.ec.europa.eu/state-aid/temporary-crisis-and-tran… | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
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