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# taz.de -- Zweites Aus für die Solarindustrie: Die ideologischen Totengräber
> Deutschland steckt Unsummen in die Chipindustrie und die Produktion von
> E-Auto-Batterien. Die Modulproduktion hingegen geht leer aus und zieht
> ab.
Bild: Meyer Burger schließt sein Werk in Freiberg und stellt die Produktion vo…
Im sächsischen Freiberg erleben manche gerade ein trauriges Déjà-vu: Nach
2017 wurden hier am Dienstag zum zweiten Mal Kündigungen für Angestellte
der Solarfabrik verschickt. Es war die größte Modulproduktion Europas, aber
sie „rentierte“ sich nicht mehr. Das Drama des Niedergangs der vor allem
ostdeutschen Photovoltaikindustrie von vor nicht mal 10 Jahren wiederholt
sich gerade im Kleinen erneut.
Der [1][Schweizer Konzern Meyer Burger] hat soeben 400 Angestellte in
Freiberg gefeuert, ähnliches droht bei Solarwatt in Dresden oder bei der
Glasmanufaktur Brandenburg in Tschernitz. Der Solarkahlschlag ist absurd:
Die Branche boomt und wird weiter boomen – plus 40 Prozent mehr Kapazitäten
wurden allein im vergangenen Jahr installiert. Aber die meisten Anlagen
werden hochsubventioniert in China hergestellt und hier zu Kampfpreisen auf
den Markt geworfen.
Meyer Burger ist auch nicht etwa pleite, sondern verlagert seine
Modulproduktion in die [2][USA, weil dort üppig Subventionen] fließen. Und
in Deutschland? Regieren die ideologischen Totengräber. Die FDP fürchtet,
Subventionen fürs Solare wären ein Fass ohne Boden. Dabei blendet sie aus,
dass die Geopolitik nicht nur die Diplomatie, sondern längst auch die
Globalisierung bestimmt. Wer soll die Panels für die Energiewende bauen,
wenn die EU [3][China wegen seines Überfalls auf Taiwan] streng
sanktioniert?
Oder wenn wir aus Übersee keine Anlagen mehr bekommen, weil US-Präsident
Donald Trump einen Handelskrieg mit Europa angezettelt hat? Weshalb Bund
und Länder dem schwedischen Konzern Northvolt soeben 900 Millionen Euro
Mitgift für den Bau einer [4][neuen Batteriefabrik für E-Autos in
Schleswig-Holstein] spendiert haben und dem US-Konzern Intel sogar 10
Milliarden Euro für eine neue Chipfabrik in Sachsen-Anhalt geben wollen,
der Solarbranche aber Hilfe verweigern, ist ein Rätsel, das Christian
Lindner kaum auflösen kann.
## Ungeahntes kann plötzlich Realität werden
Dabei geht es um anfangs nur rund 40 Millionen Euro für den
„Resilienzbonus“, also Zuschüsse bei der Einspeisung von Anlagen aus
europäischer Produktion. Das Nein des FDP-Chefs lässt nur einen Schluss zu:
der sozial-ökologische Umbau ist ihm schnurz. Tatsächlich spekuliert die
Bundesregierung darauf, im Fall des Falles müssten eben fix neue
Solarfabriken in Deutschland oder Europa entstehen.
Wie fatal sich Knappheiten auswirken, hat sich bei den diversen
Lieferkettenproblemen bei Medikamenten, Autobauteilen oder Computerchips in
den vergangenen Jahren gezeigt. Es ist eine Zeit, in der Ungeahntes
brachial plötzlich Realität werden kann. All das heißt nicht, dass der
Westen ökonomisch komplett autark sein muss. Aber doch bitte auch nicht
komplett blank.
29 Mar 2024
## LINKS
[1] /Keine-Subventionen-fuer-Photovoltaik/!5995118
[2] /Energiesubventionen-fuer-Unternehmen/!5941931
[3] /China-uebt-Blockade-Taiwans/!5924944
[4] /Neue-Batteriefabrik-in-Deutschland/!5984425
## AUTOREN
Kai Schöneberg
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Energiewende
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