| # taz.de -- Wasserkraft in Bosnien: Wie rettet man einen Fluss? | |
| > In Bosnien kämpfen Umweltschützer gegen Staudämme, die vermeintlich grüne | |
| > Wasserkraft erzeugen, aber das Ökosystem des Flusses Neretva bedrohen. | |
| > Kann die Weichmaulforelle helfen? | |
| Bild: Für das Wasserkraftwerk wird seit drei Jahren der Wald am Flusslauf gero… | |
| Es gibt vier große Raubtiere in Bosnien: Bär, Wolf, Luchs und Boban Škrtar, | |
| so sagt man in Ulog. Zum Raubtier wird der 56-jährige Škrtar allerdings | |
| nur, wenn es um die Zerstörung seines geliebten Flusses Neretva geht. | |
| Ansonsten scheint der breitschultrige Mann mit dem herzlichen Lächeln so | |
| zahm wie die Kühe, mit denen er sich das Flussufer teilt. | |
| Boban Škrtar lebt in Ulog, einem 20-Seelen-Dorf in Bosnien und Herzegowina, | |
| das etwa zwei Autostunden südlich von der Hauptstadt Sarajevo liegt. Durch | |
| die Gemeinde fließt die Neretva. Sie entspringt in der Nähe der | |
| montenegrinischen Grenze, verläuft über 225 Kilometer weitestgehend | |
| ungestört durch Bosnien und mündet in Kroatien in die Adria. Noch. Denn vor | |
| Škrtars Haustür baut der serbische Stromhändler Vuk Hamović ein | |
| Wasserkraftwerk mit einem 53 Meter hohen Staudamm, das Ende des Jahres in | |
| Betrieb genommen werden soll. | |
| [1][2022 stellte Wasserkraft bereits 34,4 Prozent des bosnischen | |
| Strommixes]. Den Großteil des Strombedarfs deckt zwar die Kohle ab, aber | |
| der Anteil anderer erneuerbarer Energien ist minimal: Solar- und | |
| Windenergie kommen zusammen auf drei Prozent. | |
| Die Wasserkraft birgt Potential. Laut Studien nutzt Bosnien bisher nur etwa | |
| ein Drittel der Energie, die es aus Wasserkraft gewinnen könnte. Das lockt | |
| Investoren an: Die Europäische Investitionsbank lieh Bosnien im Jahr 2007 | |
| zunächst 103 Millionen Euro für den Ausbau der Wasserkraft, weitere 51,8 | |
| Millionen Euro folgten 2014. Mittlerweile übernehmen nach und nach | |
| chinesische Banken und Firmen das Geschäft. Am Werk in Ulog arbeitet das | |
| auf Wasserkraft spezialisierte chinesische Bauunternehmen Sinohydro mit. | |
| [2][Wasserkraft gilt als grün], denn die Energiequelle Wasser ist | |
| erneuerbar. In Wasserkraftwerken lässt sich Strom generieren, der um ein | |
| Vielfaches weniger Treibhausgasemissionen ausstößt als etwa Kohlestrom. | |
| Wasserkraft genießt deshalb einen guten Ruf. Für ÖkologInnen ist das grüne | |
| Image aber eine Farce, denn Staudämme und Stauseen greifen fundamental in | |
| Ökosysteme ein. | |
| Um das Wasserkraftwerk in Ulog zu bauen, roden Arbeiter seit drei Jahren | |
| beidseitig des Flusses den Wald. Sie hinterlassen eine Schneise der | |
| Verwüstung: Kilometerlang bleiben nur Baumstümpfe, Totholz und Kieshügel, | |
| wo sich bis vor Kurzem noch ein intaktes Ökosystem befand. Hier zeigt sich | |
| das Dilemma zwischen Klima- und Umweltschutz. Denn der Versuch, die | |
| Klimakrise langfristig und global einzudämmen, führt oft zu lokalen | |
| Umweltschäden. | |
| Neben der vermeintlich grünen Energie verspricht das Kraftwerk schnelles | |
| Geld. Bürgermeister Radomir Sladoje, der sich um die Zukunft der Region | |
| sorgt, und Investor Hamović wollen deshalb das Wasserkraftwerk. Die | |
| Dorfbewohner von Ulog sind größtenteils gegen den Bau. Allen voran Boban | |
| Škrtar. | |
| Als die Firma vor drei Jahren anfing, den [3][Wald zu roden] und den | |
| Flusslauf zu verändern, wollte er etwas unternehmen, erzählt der Bosnier. | |
| „Aber außer mir und 20 Nachbarn gibt es hier niemanden.“ Einen großen | |
| Protest zu organisieren, ist deshalb schwer. Durch Zufall traf er zwei | |
| MitarbeiterInnen der NGO Riverwatch, die sich die Baustelle anschauen | |
| wollten. „Ich habe ihnen erzählt, dass ich dagegen ankämpfe“. Ein Jahr | |
| später reiste die österreichische Umweltorganisation mit | |
| WissenschaftlerInnen und Presse nach Ulog. | |
| Škrtars Liebe für die Neretva reicht weit zurück, lange bevor | |
| UmweltschützerInnen und ForscherInnen sich für den Fluss interessierten. | |
| Nach dem Ende des [4][Jugoslawienkriegs] in Bosnien, 1996, fingen er und | |
| sein Bruder an, täglich im Fluss zu fischen. „Ich habe mich in die Neretva | |
| verliebt, es war der einzige Ort, an dem ich nach dem Krieg Frieden fand.“ | |
| Dann starb sein Bruder plötzlich an Krebs. Für Škrtar eine traumatische | |
| Erfahrung. Noch heute erinnert ihn jeder Stein und jeder Baum an seinen | |
| Bruder. Dieser hinterließ ihm seinen Sohn, Škrtars Neffen, der heute als | |
| Wirt in der Bar am Fluss arbeitet. Wenn Škrtar anfängt, über seinen Neffen | |
| zu sprechen, kommen ihm die Tränen. „Wenn sie den Fluss zerstören, kann er | |
| hier nicht mehr fischen und arbeiten. Er hätte keine Zukunft mehr.“ | |
| Den Naturschützern geht es in erster Linie darum, das zu erhalten, was noch | |
| übrig ist: eines der letzten Naturparadiese Europas. Einen Fluss, der | |
| Lebensader für den umliegenden Wald ist, in dem Wölfe, Luchse und Bären | |
| jagen. Den es zu retten gilt, damit Bachforellen und Elritzen weiterhin | |
| flussauf- und flussabwärts ziehen können. | |
| Deshalb sind sie das zweite Jahr in Folge nach Ulog gereist. Im Gepäck | |
| haben sie Kescher, Kamerafallen, Tauchausrüstung, Mikroskope und | |
| Kletterausrüstung. In der Neretva, am Ufer und im Wald werden sie eine | |
| Woche lang Artenbestände dokumentieren. Sie suchen nach Insekten, Fischen, | |
| Vögeln und Pflanzen, die auf der Roten Liste für gefährdete Arten der | |
| Weltnaturschutzunion IUCN stehen. Während der Feldforschung dokumentieren | |
| die ForscherInnen ihre Funde und verstehen so das gesamte Ökosystem, von | |
| den Kleinstlebewesen bis hin zu den großen Raubtieren. | |
| Zum Auftakt jener Woche findet vor der Bar von Škrtars Neffen eine | |
| Eröffnungsfeier statt. An Bierbänken essen die ForscherInnen Fisch mit | |
| Kartoffeln und Krautsalat und spülen die Mahlzeit mit Bier herunter. Es | |
| erinnert an Campingurlaub. Zwischen Pavillondecken leuchten die Sterne am | |
| Himmel, das Plätschern der Neretva liegt wie eine gleichmäßige Tonspur | |
| hinter der allgemeinen Heiterkeit. Dann packt eine junge Höhlenbiologin ein | |
| Mikrofon aus, das Geschwätz verstummt. Sie begrüßt die Menge und stellt das | |
| Abendprogramm vor. Darunter auch eine Rede von Bürgermeister Sladoje. | |
| Dieser erscheint kurz darauf an der Bar. Er trägt Hemd und Sakko. Die | |
| ForscherInnen und EinwohnerInnen tragen Wanderstiefel oder Crocs, Jeans und | |
| T-Shirts. Die Gruppe applaudiert höflich, als er neben die Höhlenbiologin | |
| tritt. „Ich glaube einfach, dass das Wasserkraftwerk der beste Weg für die | |
| örtliche Gemeinde ist. Das mag nicht mit Ihren Recherchen übereinstimmen, | |
| aber Sie müssen bedenken, dass es sich um eine sehr kleine und | |
| unterentwickelte Gemeinde handelt, sodass wir keinen anderen Ausweg | |
| hatten“, sagt Sladoje. | |
| Laut seinen Schätzungen werde das Wasserkraftwerk das Budget der Gemeinde | |
| um etwa 15 bis 20 Prozent erhöhen. Niemand ruft dazwischen, aber das | |
| Gemurmel deutet an, dass viele die Zahlen für übertrieben halten. Nach | |
| seiner Rede fährt der Bürgermeister zurück in die Kreisstadt Kalinovik. | |
| Eine große Diskussion gab es nicht. | |
| Am ersten Expeditionstag steht Kurt Pinter in hochgekrempelter Hose und mit | |
| Klemmbrett im Arm neben dem Fluss. Vor ihm steht ein schwarzer, mit Wasser | |
| halbvoll gefüllter Eimer, darin zappeln etwa zehn Fische, die der | |
| [5][Gewässerökologe] von der Universität für Bodenkultur in Wien zuvor | |
| gefangen hat. Er fischt sie nacheinander mit der Hand heraus und legt sie | |
| auf das Klemmbrett. | |
| Auf dem wasserdichten Papier sind wie auf einem Lineal die Zentimeter eins | |
| bis dreißig vermerkt. Pinter ruft seiner Kollegin die Größe jedes Fisches | |
| zu und wirft sie danach zurück in den Fluss. Anhand der Länge kann er das | |
| Gewicht der Fische bestimmen. Später nimmt er noch eine DNA-Probe, dafür | |
| zieht er eine Spritze mit Wasser auf wie bei einer Blutabnahme. So kann er | |
| herausfinden, welche Fische an diesem Abschnitt der Neretva vorhanden sind. | |
| Pinter dokumentiert das zweite Jahr in Folge die Fischartenvielfalt und | |
| -bestände an der Neretva. Eine Woche lang opfert der Forscher und | |
| Bio-Landwirt dafür seine Freizeit. „Ein Staudamm verhindert genau das, was | |
| ein Fluss macht: fließen“, sagt Pinter. „Wenn die Neretva nicht mehr | |
| fließt, können die Fische ihren Lebenszyklus nicht mehr fortführen und die | |
| Bestände werden zurückgehen.“ Viele Fische wandern flussabwärts, wenn sie | |
| altern, und flussaufwärts, um sich zu reproduzieren. Ein Querbauwerk | |
| verhindert aber beides. [6][Gleichzeitig erhitzen sich die Flüsse wegen der | |
| Klimakrise] und die Fische ziehen sich flussaufwärts zurück, weil das | |
| Wasser dort kühler ist. | |
| Zwar blieben Nachfragen zur Bauweise des Kraftwerks an die zuständigen | |
| Behörden und den Investor unbeantwortet. ExpertInnen gehen aber davon aus, | |
| dass in Ulog ein sogenanntes Schwallkraftwerk geplant ist. Diese Kraftwerke | |
| erzeugen künstliches Hochwasser. Bei einem normalen Hochwasser steigt der | |
| Wasserpegel langsam an und sinkt noch langsamer wieder ab. Bei einem | |
| Kraftwerk mit Schwall und Sunk steigt und fällt der Pegel jedoch oft und | |
| schneller als normal. Dieser Mechanismus ermöglicht, dass Betreiber flink | |
| aufdrehen können, wenn der Strompreis gerade hoch ist. Denn der schwankt | |
| mit der Tageszeit. | |
| In der Fachsprache nennt sich das Hydropeaking und ist ein ökologischer | |
| Albtraum. Denn wenn das Kraftwerk wieder abdreht und das künstliche | |
| Hochwasser ruckartig abfließt, stranden Fischlarven und Jungfische. Diese | |
| leben im seichten, gemächlich fließenden Uferbereich und schwimmen erst in | |
| die Flussmitte, wenn sie größer sind. „Es ist, wie wenn du den Hahn | |
| abdrehst. Zack, ist das Wasser weg“, sagt Gewässerökologe Pinter. Dass | |
| Fischlarven und Jungfische das künstliche Hochwasser nicht überleben, | |
| hätten Kollegen in Österreich intensiv untersucht und nachgewiesen. „In | |
| Österreich sind in den letzten Jahrzehnten Milliarden Fischlarven an den | |
| Ufern verendet.“ | |
| Damit ausgewachsene Fische das Kraftwerksareal sicher passieren können, | |
| bauen Betreiber normalerweise Fischwanderhilfen. Etwa Nebenarme links oder | |
| rechts der Barriere, die in Strömungsrichtung fließen. Ob die Fische aber | |
| den Weg hinein finden, hängt stark von der Platzierung der Hilfen ab, sagt | |
| Pinter: „Ich habe schon Wasserkraftwerke untersucht, bei denen kein | |
| einziger Fisch bei der Abwanderung in die Fischwanderhilfe hineingegangen | |
| ist.“ | |
| Die Fische, die den Nebenarm nicht finden, migrieren stattdessen | |
| flussabwärts durch die Turbinen. „Das überlebt kein einziger Fisch. Die | |
| werden geschreddert“, sagt Pinter. Die Berner Konvention, ein europäischer | |
| Vertrag zum Schutz wilder Tiere und Pflanzen, hat das Bauprojekt bereits | |
| besucht. Sie kommen zu dem Schluss, dass in Ulog wohl keine | |
| Fischwanderhilfen geplant sind. Das Kraftwerk wird für Fische unpassierbar | |
| sein. Doch auch darauf gab es vom Investor keine Antwort. | |
| Andererseits soll das Wasserkraftwerk CO2-Emissionen einsparen. Deshalb | |
| wird das Vorhaben von ganz oben unterstützt. Das Rahmenübereinkommen der | |
| Vereinten Nationen über Klimaänderungen, kurz UNFCCC, organisiert die | |
| jährlichen Weltklimagipfel, [7][in denen die globale Staatengemeinschaft | |
| die Weltklimapolitik steuert]. In einem Vorstandsbericht von 2014 heißt es, | |
| dass das Ulog-Wasserkraftwerk jährlich 87.846 Tonnen CO2 einsparen würde. | |
| UNFCCC errechnet die Zahl durch ein hypothetisches Szenario. Dafür | |
| ermitteln sie die erwartbare Stromproduktion des Kraftwerks und den | |
| CO2-Ausstoß, der für die gleiche Strommenge mit fossilen Brennstoffen in | |
| die Luft gepustet worden wäre. | |
| In dem Bericht heißt es weiter, dass in Ulog „hochentwickelte Technologie | |
| mit größtmöglicher Effizienz und möglichst geringen Umweltauswirkungen“ | |
| eingesetzt werde. Gleichzeitig geht UNFCCC aber davon aus, dass der Bau des | |
| Stausees zu Erdrutschen führt und es Veränderungen im Wasser geben wird, | |
| die sich auf die Wasserorganismen auswirken. | |
| ## Die albanische Erfolgsstory soll sich in Bosnien wiederholen | |
| Ulrich Eichelmann hält viele der Argumente der Kraftwerksbefürworter für | |
| Unsinn – so auch die vom Bürgermeister genannten 15 bis 20 Prozent | |
| Budgetsteigerung. „Ich respektiere die Position. Sie ist meiner Ansicht | |
| nach aber falsch“, sagt der Westfale, der bei Riverwatch Organisator und | |
| Mann für die Presse ist. Das Kraftwerk werde später von einer einzigen | |
| Person mit einem Ipad gesteuert, ist er sich sicher. Daran mitverdienen, | |
| etwa durch viele neue Arbeitsplätze, werde die lokale Bevölkerung nicht. | |
| Eichelmann tritt mit breiter Brust auf, denn er blickt auf eine | |
| Erfolgsstory in Albanien zurück – die sich nun an der Neretva wiederholen | |
| soll. Wenn er von der albanischen Vjosa erzählt, spricht er schneller als | |
| sonst und gestikuliert ausholend. Europas größter Wildfluss entspringt im | |
| Pindos-Hochgebirge in Griechenland und überquert nach 70 Kilometern die | |
| griechisch-albanische Landesgrenze. | |
| In Albanien fließt die Vjosa für weitere 200 Kilometer, bevor sie in das | |
| Adriatische Meer mündet. Die Umweltschützer benötigten damals die Hilfe von | |
| Schauspieler Leonardo DiCaprio, doch Eichelmanns Initiative legte Jahre | |
| zuvor den Grundstein dafür, dass die Vjosa und ihr gesamtes Adernetz in | |
| Albanien am [8][15. März 2023 zum Wildflussnationalpark] erklärt wurde. | |
| Die Idee war einfach und effektiv: Eichelmann hat seit 2014 bis | |
| Pandemiebeginn jedes Jahr ForscherInnen eingeladen, um an verschiedenen | |
| Orten entlang der Vjosa eine Woche lang Daten zu sammeln. | |
| GewässerökologInnen, OrnithologInnen und InsektenforscherInnen zogen ins | |
| Feld, um Artenbestände zu dokumentieren. Die Resultate hielten sie in einem | |
| Forschungsbericht fest, der den von Riverwatch engagierten AnwältInnen | |
| half, gegen das geplante Wasserkraftwerk zu klagen. | |
| 2017 kam es zum ersten Rechtsstreit. Riverwatch klagte mit zwei weiteren | |
| Umweltschutzorganisationen und acht AnwohnerInnen gegen das Wasserkraftwerk | |
| Poçem, das einen ökologisch wertvollen Abschnitt der Vjosa gestaut hätte. | |
| Die ForscherInnen entdeckten in den Jahren zuvor neue Arten, wie die | |
| Steinfliege Isoperla vjosae, was den AnwältInnen damals sehr geholfen habe, | |
| so Eichelmann. | |
| Die JuristInnen beriefen sich außerdem auf die hohen Kosten, die durch | |
| [9][Sedimentablagerungen] im Stausee entstehen, sowie auf fatale Folgen für | |
| die Biodiversität. Trotzdem hätte niemand mit einem Erfolg gerechnet. „Der | |
| juristische Sieg war der Turning Point“, sagt Eichelmann. Danach habe | |
| Albaniens Zivilgesellschaft gespürt, dass sie Einfluss nehmen könne. | |
| AlbanierInnen hätten sich zum ersten Mal selbst für den Erhalt der Vjosa | |
| eingesetzt. | |
| Und dann postete Hollywoodstar Leonardo DiCaprio auf Instagram über den | |
| größten Wildfluss Europas: „Die Flüsse und Bäche, die der Vjosa zufließe… | |
| beherbergen mehr als 1.100 Wildtierarten, von denen viele bedroht sind“. | |
| Die AlbanierInnen hätten sich gewundert, dass so einer wie DiCaprio den | |
| Balkanstaat überhaupt kenne und noch dazu die Vjosa, erzählt Eichelmann. | |
| „Das hat den größten Effekt gehabt“, meint er. | |
| Neben dem Promifaktor braucht es in Bosnien noch mehr wissenschaftliche | |
| Befunde, um eine ähnliche Erfolgsstory zu schreiben. Die Planungs- und | |
| Bauarbeiten am Ulog-Kraftwerk sind zwar zu weit fortgeschritten, als dass | |
| UmweltschützerInnen und Forschungsteam tatsächlich noch an eine Kehrtwende | |
| glauben, aber oberhalb der Baustelle sind 19 weitere, kleinere | |
| Wasserkraftwerke entlang der Neretva und ihren Zuflüssen in Planung. Diese | |
| existieren bisher nur auf dem Papier und man rechnet sich gute Chancen aus, | |
| sie noch zu verhindern. | |
| Dafür muss Kurt Pinter tauchen gehen. Denn entscheidend ist die | |
| Weichmaulforelle, die er vergangenes Jahr beim Schnorcheln sichtete und | |
| durch eine DNA-Probe flussabwärts bestätigen ließ. Sie lebt in kalten und | |
| sauerstoffreichen Gewässern in Bosnien, Kroatien, Serbien und Montenegro. | |
| Aufgrund der geografischen Isolation entwickelten sich vier Unterarten, von | |
| denen einzig die Bestände in der Neretva noch nicht gefährdet sind. Durch | |
| Kraftwerke entlang der oberen Neretva und ihren Zuflüssen würde die | |
| Weichmaulforelle also ihren letzten intakten Lebensraum verlieren. | |
| Dass der Gewässerökologe sie überhaupt fand, ist ein glücklicher Zufall. | |
| Sie lebt in den tiefen Stellen des Flusses und ist nur schwer zu erwischen. | |
| Nun soll sie, wie damals die Steinfliege in Albanien, zur Öko-Waffe gegen | |
| die Wasserkraftwerke werden. Darauf hofft man jetzt, flussaufwärts der | |
| Neretva. | |
| 3 Jul 2023 | |
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| Enno Schöningh | |
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