| # taz.de -- Wildfluss Vjosa: Nationalpark in Albanien eröffnet | |
| > Der Wildfluss Vjosa hat nun den höchsten Schutzstatus. Dafür haben | |
| > Umweltaktivisten lange gekämpft. | |
| Bild: Der Fluss Vjosa in Barataj, Albanien | |
| Sarajevo taz | Der albanische Fluss [1][Vjosa] ist nach mehr als zehn | |
| Jahren Kampagne offiziell zum Nationalpark erklärt worden. Trotz der schon | |
| weit gediehenen Pläne internationaler Investoren, die Vjosa mit Staudämmen | |
| zu „zähmen“, ist es Umweltschützern gelungen, die albanische Regierung | |
| umzustimmen. Jetzt habe der noch frei fließende Fluss, der in Griechenland | |
| entspringt und mit seinen Nebenflüssen ein einmaliges Flusssystem bildet, | |
| den höchst möglichen Schutz, sagten die Umweltschützer von EcoAlbania, | |
| Riverwatch, EuroNatur und der griechischen MedINA, die sich am Mittwoch zu | |
| einer Feier in Tepelena am Mittellauf des Flusses eingefunden hatten. Jetzt | |
| werde auch das Überleben von unzähligen Tier- und Pflanzenarten gesichert. | |
| Selbst Albaniens Präsident Edi Rama feierte gemeinsam mit den | |
| Umweltschützern. Doch all die Jahre war das Verhältnis von Politik und | |
| Ökologen keineswegs so entspannt. Olsi Mika, führendes Mitglied von | |
| EkoAlbania, war von Beginn des Kampfes an dabei und musste Diffamierungen | |
| und Bedrohungen ertragen. Die Idee, den Fluss in einen [2][Nationalpark] zu | |
| verwandeln, stieß auch auf Widerstand in der Bevölkerung einer armen | |
| Gesellschaft, die hungrig nach billigen Energiequellen ausschaute. Die | |
| Pläne vor allem der türkischen Investoren versprachen mit ihren riesigen | |
| Staudämmen die Nutzung von Wasserkraft und damit die Produktion von | |
| billigem Strom. Und auch die internationalen Akteure wie die EU stärkten | |
| anfänglich die Pro-Wasserkraft-Position der damaligen Regierungen, denn die | |
| Wasserkraft versprach klimafreundliche Energie. | |
| Doch schon bald regte sich massiver Widerstand von den betroffenen | |
| Anwohnern, die um ihre wirtschaftliche Existenz fürchten mussten, ganze | |
| Dörfer wären in den Fluten versunken. Die Versprechungen der Betreiber und | |
| des Staates, die Anwohner würden entschädigt, waren wenig glaubhaft, denn | |
| alle in Albanien wissen, dass so etwas nur die Taschen der Korrupten füllen | |
| würde. Der Widerstand der Anwohner wuchs, weil es gelang, den Protest | |
| gemeinsam mit den städtischen Ökologen zu organisieren. Zudem war es sehr | |
| wichtig, dass Organisatoren wie Riverwatch logistisch Hilfe leisten | |
| konnten. Das Engagement des Riverwatch-Vorsitzenden, Ulrich Eichelmann, | |
| Wissenschaftler zu Wort kommen zu lassen, machte den Konflikt nicht nur in | |
| ganz Europa publik, sondern unterfütterte den Widerstand mit gewichtigen | |
| Argumenten. | |
| Auch die taz berichtete kontinuierlich, Gruppen der taz-Reisen in die | |
| Zivilgesellschaft besuchten die betroffene Region und trafen Umweltschützer | |
| Mika. „Auch diese Solidarität war wichtig für uns. Die wissenschaftliche | |
| und finanzielle Hilfe durch ausländische Ökologen, der sich ausbreitende | |
| Widerstand unter Künstlern und der Zivilgesellschaft, die Positionsänderung | |
| bei der EU und anderen internationalen Organisationen und die | |
| Kosten-Nutzen-Rechnung haben schließlich die Regierung und Rama umschwenken | |
| lassen“, sagte er am Donnerstag der taz. | |
| ## Wind- statt Wasserkraft | |
| Inzwischen setzt Albanien verstärkt auf die Windkraft. Der Nationalpark | |
| verspricht sanften Tourismus und den Tourismus nach Albanien grundsätzlich | |
| zu beflügeln, betonte Rama. EcoAlbania fordert aber weiterhin, Lücken zu | |
| schließen und 70 Kilometer in Griechenland ebenfalls in den Nationalpark | |
| einzugliedern. | |
| Eichelmann kann auch stolz auf das Erreichte sein, denn für Riverwatch | |
| bedeutet dieser Erfolg Rückenwind für die Kampagnen auch in anderen | |
| Gebieten Europas. Zum ersten Mal sei fast ein gesamtes Flusssystem | |
| geschützt worden, das Konzept „Wild River National Park“ sollte möglichst | |
| bald an der Morača in Montenegro und an den Flüssen Neretva und Una in | |
| Bosnien und Herzegowina durchgesetzt werden, erklärte er. | |
| 16 Mar 2023 | |
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| [2] https://www.parkukombetarvjosa.al/ | |
| ## AUTOREN | |
| Erich Rathfelder | |
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