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# taz.de -- Fischbestände in Norwegen gesunken: Lachse angeln verboten
> Der Bestand sei dieses Jahr ungewöhnlich niedrig, warnt die
> Umweltbehörde. „Schweren Herzens“ verbietet sie deshalb den
> Traditionssport in 33 Flüssen.
Bild: Pause für diese Art von Anglerglück: In einer großen Region Norwegens …
Stockholm taz | Von wegen Anglerparadies: Norwegen gehen die
[1][Wildlachse] aus. Mit einer außergewöhnlich drastischen Maßnahme
reagierte die nationale Umweltbehörde am Wochenende auf [2][alarmierend
niedrige Bestandszahlen] der Salmoniden – und erteilte ein weiträumiges
Angelverbot. Seit Sonntag darf in 33 Flüssen und einigen Küstengewässern
Norwegens kein Lachs mehr an den Haken, das betroffene Gebiet liegt
zwischen der südlichen Grenze zu Schweden und der Region Trøndelag.
„Schweren Herzens“ sei dieser Beschluss gefasst worden, wie
Behördendirektorin Ellen Hambro erst kurz vor dem Inkrafttreten am
Freitagabend mitgeteilt hatte. Die Behörde wisse, dass das Lachsangeln eine
wichtige Sommertradition sei, sagte Hambro laut einer Pressemitteilung,
„aber jetzt zählt schlicht und einfach jeder einzelne Lachs“. Es gehe
darum, dass genug Jungtiere nachkommen, um den Bestand zu erhalten.
Seit Jahrzehnten sinkt in Norwegen die Zahl der Wildlachse, die zum Laichen
zurück in die Flüsse kommen. Aber so schlimm wie dieses Jahr war es laut
der Umweltbehörde noch nie. In vielen Flüssen liege die Zahl weit unter der
Hälfte der letztjährigen Messungen – obwohl Wassermenge und -temperatur auf
gute Bedingungen hindeuteten. Die geplante Bestandszählung Anfang Juli
abzuwarten, könne deshalb zu spät sein.
Die größten Bedrohungen für den Wildlachs bleiben Klimaveränderungen, die
die Lebensbedingungen in Gewässern verändern. Außerdem die Nebenwirkungen
der Zuchtlachsindustrie, wie der nationale Wissenschaftliche Rat für
Lachsverwaltung (VRL) im jüngsten Jahresbericht schreibt. Das Geschäft mit
dem Zuchtlachs geht mit einem Anstieg von Schädlingen wie der Lachslaus
einher, zudem entkommen immer wieder kranke Lachse in großen Mengen aus den
Zuchtstationen.
## „Tragische Situation“
Der VRL stellte auch fest: Die regional bereits teilweise starken
Angel-Beschränkungen der vergangenen Jahre zeigten positive Wirkung. Der
Bericht bezieht sich allerdings auf die Zahlen von 2023 – die
wissenschaftlichen Schlüsse aus dem aktuellen Minusrekord bei der
Lachswanderung stehen noch aus.
Der Interessenverband „[3][Norske Lakseelver]“ (Norwegische Lachsflüsse)
und der Norwegische Jagd- und Fischerverband sind sich bereits sicher: Die
freiwillig eingeführten Beschränkungen in den regionalen Lachsgewässern
reichten nicht aus. In einer gemeinsamen Erklärung sprechen die Verbände
von einer „tragischen Situation“ und einer „Schicksalsstunde für den
Wildlachs“. Sie unterstützten deshalb die Entscheidung der Umweltbehörde.
Gleichzeitig erinnerten die Verbände an die Folgen für die betroffenen
Regionen: „Dies wird große, negative Konsequenzen für die Wirtschaft rund
um die Lachsflüsse haben.“
Für die Tourismusbetriebe, die traditionell von der Lachsleidenschaft auch
internationaler Angelgäste leben, kam das jetzige Verbot sehr plötzlich,
wie norwegische Medien berichten. Sie müsse nun mit Abreisen und
Stornierungen fertig werden, erzählt etwa Anne Ovidie, die eine Pension am
Fluss Namsen betreibt, dem norwegischen Fernsehsender TV2. „Wir sind
verzweifelt, jetzt stehen wir ohne Einnahmen da.“
Im Sommer blühen die traditionellen Lachsgegenden Norwegens normalerweise
auf – wenngleich Schwierigkeiten wegen schwindender Lachsbestände seit
Jahren dazugehören. Hoffnung auf kurzfristige Verbesserung der Lage können
sich Fischrechte-Besitzer und Hoteliers noch machen: Sollte sich im Juli
zeigen, dass die Lage sich entspannt, könnten die Flüsse laut
Behördenchefin Hambro wieder freigegeben werden. Eine langfristige Lösung
wäre damit aber noch nicht erreicht.
24 Jun 2024
## LINKS
[1] /Veganer-Fisch-aus-dem-3-D-Drucker/!5772800
[2] /In-vitro-Fisch/!5951561
[3] https://lakseelver.no/nb/news/2024/06/det-er-en-tragisk-situasjon
## AUTOREN
Anne Diekhoff
## TAGS
Artensterben
Biodiversität
Norwegen
Lachs
Mittelmeer
Wasserkraft
Haie
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