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# taz.de -- Friedensnobelpreis 2022: Ein Zeichen gegen Krieg und Diktatur
> Der Friedensnobelpreis geht an Ales Bjaljazki aus Belarus, die russische
> Organisation Memorial und die ukrainische Menschenrechtsorganisation
> Center for Civil Liberties.
Bild: Ales Bjaljazki, Gründer der belarussischen Organisation Viasna 2020
Oslo/Berlin afp/dpa/epd/ap/taz | Der Friedensnobelpreis 2022 geht an den
Menschenrechtsanwalt Ales Bjaljazki aus [1][Belarus], die russische
Organisation Memorial und die ukrainische Menschenrechtsorganisation
Zentrum für bürgerliche Freiheiten ([2][Center for Civil Liberties, CCL]).
[3][Das hat das Nobelkomitee in Oslo am Freitag bekannt gegeben].
Die Preisträger repräsentierten die Zivilgesellschaft in ihren Ländern und
hätten einen „außergewöhnlichen Beitrag“ geleistet, um Kriegsverbrechen,
Menschenrechtsverletzungen und Machtmissbrauch zu dokumentieren, sagte die
Vorsitzende des Komitees, Berit Reiss-Andersen, in ihrer Begründung.
Memorial ist [4][Ende 2021 in Russland verboten] worden. [5][Gegründet
wurde die Organisation 1986], kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion.
Eines der bekanntesten Gründungsmitglieder war der Friedensnobelpreisträger
Andrei Sacharow. Ihr ursprüngliches Ziel war, dass die Opfer des
kommunistischen Regimes in der Sowjetunion nicht in Vergessenheit geraten.
Die russische Organisation werde für ihr Engagement gegen Militarismus und
für ihren Einsatz für Menschenrechte ausgezeichnet, sagte Reiss-Andersen.
## Preisträger Bjaljazki sitzt in Haft
Bjaljazki war für seine Arbeit [6][bereits 2020 mit dem alternativen
Nobelpreis ausgezeichnet] worden. Schon seit Mitte der 1980er Jahre war der
Literaturwissenschaftler als Verteidiger der Menschenrechte aktiv. Er
setzte sich für die Abschaffung der Todesstrafe ein und gründete 1996 zur
Unterstützung politischer Gefangener und ihrer Familien das
Menschenrechtszentrum „Viasna“ in Minsk, das zu einer der führenden
Nichtregierungsorganisationen des Landes wurde.
[7][Im Juli 2021 wurde Bjaljazki wegen des Vorwurfs des Steuerbetrugs
inhaftiert], seither sitzt er im Gefängnis. Reiss-Andersen forderte die
Behörden in dem autoritär regierten Land auf, ihn freizulassen. „Wir hoffen
inständig, dass das geschehen wird und dass er nach Oslo kommen kann, um
seine Ehrung entgegenzunehmen“, sagte die Vorsitzende des Nobelkomitees.
## Engagement für mehr Demokratie in der Ukraine
Auch die ukrainische Menschenrechtsorganisation Center for Civil Liberties
war [8][erst vor wenigen Wochen mit dem alternativen Nobelpreis 2022
ausgezeichnet worden]. Die 2007 gegründete Organisation will
Menschenrechte, Demokratie und Solidarität in der Ukraine und Eurasien
fördern. 2013 erlangte sie größere Bekanntheit, als sie während der
gewaltsamen Niederschlagung der Euromaidan-Proteste
Menschenrechtsverletzungen dokumentierte und Rechtshilfe leistete. Sie
setzt sich für den Beitritt der Ukraine zum Internationalen
Strafgerichtshof ein.
Mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin sagte
Reiss-Andersen, der Preis sei „nicht an Präsident Putin gerichtet“, auch
nicht [9][an seinem Geburtstag]. Allerdings unterdrücke seine „autoritäre“
Regierung Menschenrechtsaktivisten.
Die Frau des belarussischen Preisträgers Bjaljazki, Natalja Pintschuk,
sagte der Nachrichtenagentur AFP, sie sei „überwältigt von ihren Gefühlen�…
und „dankbar“.
Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja [10][schrieb
im Kurzbotschaftendienst Twitter] von einer „Anerkennung für alle
Belarussen, die für Freiheit und Demokratie kämpfen“.
## Konflikte verhindern, Missstände beheben
Schon im Vorfeld der Verleihung hatten Experten vermutet, dass das Komitee
mit dem Preis entweder ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine oder für
den Klimaschutz setzen wird. Mit der Ehrung der Menschenrechtler setzt das
Nobelkomitee eine Tradition fort, jene Gruppen und Aktivisten zu ehren, die
versuchen, Konflikte zu verhindern, Missstände zu beheben und
Menschenrechte zu schützen.
Insgesamt gingen laut dem Nobelkomitee 343 Nominierungen ein, davon 251 für
Personen und 92 für Organisationen. Die Namen werden traditionell 50 Jahre
lang geheim gehalten.
Der Friedensnobelpreis wurde von dem schwedischen Industriellen und
Dynamit-Erfinder Alfred Nobel (1833–1896) gestiftet. Der Friedensnobelpreis
wird als einziger der Nobelpreise nicht im schwedischen Stockholm, sondern
in der norwegischen Hauptstadt Oslo verliehen.
Dotiert sind alle Nobelpreise in diesem Jahr erneut mit zehn Millionen
schwedischen Kronen (knapp 920.000 Euro) pro Kategorie. Überreicht werden
sie traditionell am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter Nobel.
Diese Woche wurden in Stockholm bereits die Nobelpreise für [11][Medizin],
[12][Physik], [13][Chemie] und [14][Literatur] verkündet. Am Montag folgt
die Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaften.
Im vergangenen Jahr waren [15][die Journalisten Maria Ressa von den
Philippinen und Dmitri Muratow aus Russland] mit dem Friedensnobelpreis
ausgezeichnet worden.
7 Oct 2022
## LINKS
[1] /Belarus/!t5697369
[2] https://ccl.org.ua/
[3] https://twitter.com/NobelPrize/status/1578309539870318603
[4] /Russische-Organisation-Memorial-verboten/!5824180
[5] /Gruppe-Memorial-droht-das-Verbot/!5819089
[6] /Alternative-Nobelpreise-2020-vergeben/!5718067
[7] /Repressionen-in-Belarus/!5787351
[8] /Alternative-Nobelpreise-bekanntgegeben/!5884825
[9] /Wladimir-Putin-wird-70-Jahre-alt/!5886449
[10] https://twitter.com/Tsihanouskaya/status/1578315049101234179
[11] /Medizin-Nobelpreis-fuer-Svante-Paeaebo/!5885113
[12] /Auszeichnung-fuer-drei-Physiker/!5885235
[13] /Chemie-Nobelpreis/!5886200
[14] /Nobelpreis-fuer-Literatur-2022/!5886313
[15] /Friedensnobelpreis-fuer-JournalistInnen/!5804003
## AUTOREN
Gereon Asmuth
## TAGS
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Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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