# taz.de -- Kritik an Giffeys Wohnungsbündnis: Linkes Dilemma | |
> Das Bündnis mit der Immobilienwirtschaft führt wohl nicht zur Entlastung | |
> von Mietern. Linken-Politiker fordern, der Vereinbarung nicht | |
> zuzustimmen. | |
Bild: Lederer, Giffey und Geisel beim Start des Wohnungsbündnisses | |
Berlin taz | Am Mittwoch kommt das [1][Bündnis für Wohnungsneubau und | |
bezahlbares Wohnen] im Festsaal des Roten Rathauses zur vierten und damit | |
finalen Sitzung zusammen. Allzu große Hoffnungen, dass sich die | |
Vertreter:innen der Immobilienwirtschaft gegenüber dem Senat zu | |
Maßnahmen verpflichten werden, die tatsächlich zu einer Entspannung auf dem | |
Wohnungsmarkt und damit für die Mieter:innen führen könnten, bestehen | |
allerdings nicht mehr. | |
Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) hatte zuletzt mitgeteilt, | |
dass es angesichts von Inflation, steigenden Bau- und Zinskosten wohl keine | |
Zusage von Vonovia und Co für einen freiwilligen Mietenstopp für die Dauer | |
der Legislatur geben wird. Öffentlich diskutiert wurde stattdessen die | |
[2][unausgereifte Idee Giffeys, dass niemand mehr als 30 Prozent seines | |
Einkommens für die Miete ausgeben soll]. | |
In der Diskussion sind darüber hinaus die Deckelung von Mieterhöhungen auf | |
11 Prozent innerhalb drei Jahren, wie auch vom Bund derzeit geplant, | |
Maßnahmen gegen Zwangsräumungen oder mehr Wohnungen für Obdachlose und | |
Geflüchtete. Die Unterzeichnung der freiwilligen Vereinbarung und | |
Präsentation der Ergebnisse ist für nächsten Montag geplant. | |
Schon jetzt aber gehen die Mietenpolitiker:innen der Linken in die | |
Offensive und offenbaren damit das Dilemma der Partei, die nie große | |
Hoffnung in das Bündnis gesetzt hatte, dieses aber in der Koalition | |
mitgetragen hat. In einem [3][offenen Brief] fordern die Abgeordneten | |
Katalin Gennburg, Niklas Schenker und zehn weitere | |
Parteivertreter:innen die Verhandler:innen der Linken im Bündnis | |
– in erster Linie Kultursenator Klaus Lederer – dazu auf, nachzuverhandeln. | |
Ohne „wirksame Maßnahmen“ dürfe die Partei der Abschlusserklärung nicht | |
zustimmen. Die Linke müsse sich daran messen lassen, „ob wir es vermögen, | |
dem Mietenwahnsinn substanziell etwas entgegenzusetzen“. | |
## Mietenstopp ist zentral | |
Für Gennburg geht es dabei zentral um einen Mietenstopp. Dieser sei eine | |
konkrete Forderung gewesen, etwa auch der Grünen in ihrem Konzept eines | |
Mietenschutzschirmes, „hinter die man nicht zurückfallen darf“. Während | |
dieses Ziel aber wohl verfehlt werde, drohen „zahlreiche Zugeständnisse an | |
die Wohnungswirtschaft“. Im Brief wird dagegen gefordert, dass hoheitliche | |
Aufgaben – etwa die Vergabe von Planungsrecht zur Beschleunigung des | |
Neubaus – kein Teil der Bündnisvereinbarung sein dürfen. Gennburg | |
kritisiert, dass das Bündnis demokratische Prozesse umlaufe, auch indem das | |
Parlament von Vereinbarungen ausgeschlossen bleibe. | |
Aus der Fraktionsspitze heißt es, man ziehe klare gesetzliche Vorgaben | |
gegenüber freiwilligen Vereinbarungen vor – allerdings sind die | |
Möglichkeiten des Landes Berlin in dieser Hinsicht nach dem Scheitern des | |
Mietendeckels minimal. Daher sei es immer noch besser, Gespräche zu führen | |
als nicht zu führen. Und wenn an deren Ende konkrete Vereinbarungen mit den | |
großen Vermieter:innen stünden, sei das erst mal ein Schritt in die | |
richtige Richtung. Konkrete Forderungen wollte man vor der finalen | |
Verhandlungsrunde allerdings nicht öffentlich äußern. | |
14 Jun 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Wohnungsbuendnis-fuer-Berlin/!5828798 | |
[2] /Giffeys-30-Prozent-Idee/!5855151 | |
[3] http://katalingennburg.de/wp/2022/06/13/offener-brief-zum-wohnungsbuendnis/ | |
## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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