# taz.de -- Protest gegen Ausbau der A 100 in Berlin: Fahrn fahrn fahrn gegen d… | |
> Der Widerstand gegen den Weiterbau der Berliner Stadtautobahn 100 wächst. | |
> Auch neue Ideen, wie dieser politisch noch zu verhindern sei, gibt es. | |
Bild: Das Bündnis Gerechtigkeit Jetzt blockiert im Oktober 2021 die Baustelle … | |
Berlin taz | Gegen einen Weiterbau der Stadtautobahn A100 bis Prenzlauer | |
Berg regt sich Widerstand: Für den kommenden Freitag ruft ein Netzwerk zur | |
Fahrrad-Protestfahrt auf. Zum Bündnis gegen [1][die Politik von | |
Bundesverkehrsminister Volker Wissing] (FDP) gehören unter anderem ADFC und | |
Changing Cities, der Volksentscheid Berlin autofrei und die Berliner | |
Clublandschaft. Auch die Linke unterstützt den Aufruf. | |
Das Bundesverkehrsministerium hatte in der vergangenen Woche [2][für viele | |
überraschend die Planungsmittel für den 17. Bauabschnitt freigegeben] und | |
damit einem Projekt neues Leben eingehaucht, das sich zwar laut | |
Bundesverkehrswegeplan formal schon in der Umsetzung befindet, faktisch | |
aber tief in der Schublade lag – und dort nach dem Willen von Berlins | |
rot-grün-roter Koalition auch bleiben sollte. | |
„Planung und Bau des 17. Bauabschnitts der A100 werden in der neuen | |
Legislaturperiode durch die Landesregierung nicht weiter vorangetrieben“, | |
heißt es im Koalitionsvertrag von Ende Dezember 2021. Das klingt nicht sehr | |
meinungsstark, aber selbst die Sozialdemokraten, die als einzige der drei | |
Partnerinnen in der Vergangenheit eine ambivalente Position eingenommen | |
hatten, scheinen sich festgelegt zu haben: „Die SPD-Fraktion ist da | |
eindeutig in ihrer ablehnenden Haltung“, so deren verkehrspolitischer | |
Sprecher, Stephan Machulik, zur taz. Ihn habe es sehr überrascht, dass das | |
Bundesministerium immer noch dem „alten Leitbild“ anhänge. Dringlich sei | |
dagegen aus mobilitäts- und klimapolitischer Sicht der massive Ausbau des | |
schienengebundenen Nahverkehrs. | |
Linke und Grüne haben sich dazu [3][auf ihren Parteitagen am vergangenen | |
Wochenende positioniert]: Maßnahmen wie den 17. Bauabschnitt bezeichnet der | |
Linken-Beschluss als „rückwärtsgewandte Verkehrsprojekte aus dem | |
vergangenen Jahrtausend“. Die geschätzten 700 Millionen Euro Kosten seien | |
eine „nicht hinnehmbare Steuergeldverschwendung“, die CO2-Bilanz von Bau | |
und Betrieb eine „klimapolitische Katastrophe“. | |
## Mehr Einfluss wagen | |
Während der Beschluss der grünen Landesdelegiertenversammlung sich auf eine | |
Verurteilung mit ähnlichem Wortlaut beschränkt, erhebt die Linke konkrete | |
Forderungen, wie nun weiter zu verfahren sei: Unter anderem soll das Land | |
seine gesetzlich verbriefte Möglichkeit nutzen, die Hoheit über die | |
Planfeststellung beim Autobahnbau zurückzuerhalten. Es bliebe zwar bei | |
einer Weisung zur Durchführung dieser Planfeststellung, trotzdem wüchsen | |
der Einfluss und die Verzögerungschancen Berlins. | |
Außerdem will die Linke, dass der Senat eine „abstrakte Normenkontrolle“ | |
vor dem Bundesverfassungsgericht anstößt, um die dem Bund vor einigen | |
Jahren übertragene alleinige Gesetzgebungskompetenz im Fernstraßenbau zu | |
revidieren. Es sei „verfassungsrechtlich fragwürdig, dass der Bund gegen | |
den Willen und ohne Beteiligung eines Bundeslandes für Jahrzehnte über | |
dessen Grund und Boden verfügen darf“, heißt es im Beschluss. | |
Des Weiteren erwarte man von der Mehrheit im Bundestag, den 17. | |
Bauabschnitt aus dem Bundesverkehrswegeplan zu streichen. Beim längst im | |
Bau befindliche 16. Abschnitt zwischen Neukölln und Treptow wolle man in | |
der Koalition auf Landesebene prüfen, ob er in eine Stadtstraße mit | |
Radschnellweg umgewandelt werden kann. Ohne Lärmschutzwand auf der | |
Ostseite, ohne „integriertes Verkehrskonzept“ für Treptow und vor | |
Fertigstellung der neuen Elsenbrücke könne eine Inbetriebnahme nicht | |
erfolgen. | |
## Den Bau torpedieren? | |
Die Treptower Linken-Abgeordnete Katalin Gennburg bezeichnete die Forderung | |
ihrer Partei nach einem Rückbau des 16. Bauabschnitts als „Novum“. | |
Außerdem, so die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linkenfraktion, | |
werde sie – falls alles andere scheitere – „selbstverständlich auch gegen | |
den Weiterbau des 17. Bauabschnitts die Unterlassung von Zuarbeiten durch | |
landeseigene Betriebe und Institutionen fordern“. Im [4][Sommer 2021 hatte | |
Gennburg angeregt], die Senatsverkehrsverwaltung und die landeseigenen | |
Wasserbetriebe könnten ihre Planungskapazitäten für alle notwendigen | |
Straßen- und Leitungsarbeiten rund um die Anschlüsse des 16. Bauabschnitts | |
anderweitig einsetzen und so das Projekt torpedieren. | |
Aus der Senatsverwaltung von Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) | |
dringt bislang wenig Konkretes: Auf die Fragen der taz zu den einzelnen | |
Verhinderungs-Ideen antwortete ihr Sprecher lediglich, man prüfe gerade | |
„mit großer Sorgfalt alle gangbaren Optionen, um den aus unserer Sicht | |
verkehrs-, klima-, umwelt- und stadtentwicklungspolitisch abzulehnenden | |
Weiterbau der A100 nicht zur Realisierung kommen zu lassen“. Ergebnisse | |
lägen noch nicht vor. | |
5 Apr 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Streit-um-Bau-der-Autobahn-100-in-Berlin/!5844664 | |
[2] /Autobahnbau-in-Berlin/!5842942 | |
[3] /Landesparteitag-der-Berliner-Gruenen/!5845802 | |
[4] /Debatte-ueber-Stadtautobahn/!5765451 | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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