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# taz.de -- Rad-Protest gegen die A100 in Berlin: Gespaltene Demo
> Die Protestfahrt gegen die A100 am Freitag hätte beeindruckender sein
> können – hätten übereifrige DemonstrantInnen sie nicht selbst zerlegt.
Bild: Verbrenner verbrennen? Demo-Schild am Freitag
Berlin taz | Wie viele waren es denn jetzt, auf der großen Fahrrad-Demo am
Freitagnachmittag gegen den Weiterbau der A100 nach Friedrichshain und
Prenzlauer Berg? [1][3.000, wie der ADFC Berlin stolz auf Twitter
verkündet?] Oder doch nur [2][500, wie etwa RBB24 meldet?] Die Diskrepanz
könnte damit zusammenhängen, dass einige TeilnehmerInnen die Protestfahrt
ungefähr nach der Hälfte mit einer spontanen Aktion gespalten haben. Aber
dazu gleich mehr.
Recht kurzfristig hatten Fahrrad- und andere Mobilitätsverbände sowie die
Bürger*innenInitiative A100 die Demonstration angemeldet. Auslöser
war die [3][Ankündigung des FDP-geführten Bundesverkehrsministeriums] Ende
März, auch den 17. Bauabschnitt in Angriff zu nehmen, der die Stadtautobahn
vom Treptower Park über die Spree und unter dem Ostkreuz hindurch bis zur
Storkower Straße führen soll. Das hatte nicht nur bei BürgerInnen für
Furore gesorgt – immerhin hat die rot-grün-rote Berliner Koalition das
Projekt eingefroren, [4][und die große Mehrheit ihrer Mitglieder will es
ganz beerdigen].
Allerdings hat der Bund beim Autobahnbau mittlerweile völlig freies Spiel.
Weshalb die Fahrraddemo auch vor dem Dienstsitz von Minister Volker Wissing
am Invalidenpark startet, wo die AktivistInnen ihm und der Ampelkoalition
ins Gewissen reden. Einen „Rückbau, keinen Weiterbau der A100 mitten in der
Klimakrise“, fordert ADFC-Landeschef Frank Masurat: „Noch haben wir die
Wahl.“
Ein Redner vom Volksentscheid Berlin autofrei erinnert daran, dass gerade
Menschen in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen sich selten ein Auto
leisten können, aber oft aufgrund der niedrigeren Mieten in Lärmgettos an
Autobahnen und Durchgangsstraßen wohnen müssen. Den Vorstoß der Berliner
CDU, man könne die erweiterte Strecke durch „Einhausung“ und den Zusatz von
Grün und Radwegen zur „Klimaautobahn“ machen, bezeichnet er als „zynisch…
Blödsinn“.
Gegen 17 Uhr und bei reichlich frischen Temperaturen geht es dann los:
durch Kreuzberg, Tempelhof, Neukölln und Treptow soll die Fahrt bis zum
Club about:blank am Ostkreuz führen. Eine Enttäuschung gibt es gleich
vorweg: Die Versammlungsbehörde der Polizei hat die ursprünglich genehmigte
Fahrt über die A100 ein paar Stunden vor Beginn untersagt, wegen der zu
erwartenden massiven Störung des Feierabendverkehrs, wie es heißt. „Buuuh�…
rufen die Demonstrierenden, die auf City- und Cargobikes, Renn-, Klapp- und
sogar Leihrädern erschienen sind.
Mit Klingeln und Sprüchen à la „Wir wollen keine Autobahn / Wir brauchen
den Platz zum Fahrradfahrn!“ geht es über Wilhelmstraße, Mehringdamm und
Tempelhofer Damm bis zur Autobahnauffahrt am S-Bahnhof Tempelhof. Hier
passiert es: Etwa die Hälfte des Korsos ist schon weiter in Richtung
Germaniastraße gerollt, als einige MitfahrerInnen – offenbar von
„Extinction Rebellion“ – den Rest aufhalten und versuchen, bei der Polizei
eine Spontandemonstration anzumelden, um doch noch auf die Autobahn zu
dürfen.
## Die Autobahn bleibt tabu
Die Behördenvertreter lassen aber nicht mit sich reden, sie argumentieren,
dass es sich bei den Spontan-Anmeldenden um TeilnehmerInnen der
Demonstration handelt, für die die Bedingungen längst klar gewesen seien.
Zwar erreichen die AktivistInnen damit, dass die westliche Auf- und Abfahrt
zur Autobahn eine Zeit lang blockiert sind; sie zerreißen aber auch die
Demonstration und sorgen dafür, dass viele entnervt und frierend aufgeben
und den Heimweg antreten. Der Rest, der nach 19.30 Uhr am Ostkreuz
eintrudelt, ist deutlich geschrumpft.
8 Apr 2022
## LINKS
[1] https://twitter.com/ADFC_Berlin/status/1512461850360827907?ref_src=twsrc%5E…
[2] https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2022/04/fahrrad-demonstration-a100-wei…
[3] /Autobahnbau-in-Berlin/!5842942
[4] /A100-Debatte-im-Abgeordnetenhaus/!5843605
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
Mobilitätswende
A100
Volker Wissing
Radverkehr
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Bettina Jarasch
A100
Schwerpunkt Stadtland
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