# taz.de -- Obdachlosigkeit in Berlin: Es stehen noch mehr Häuser leer | |
> Bei einer Demonstration von „Leerstand habe ich saath“ gegen | |
> Obdachlosigkeit im Wedding versammeln sich 180 Menschen. Das Kampf ist | |
> nicht vorbei. | |
Bild: Um dieses Haus geht es: Das besetzte Haus in der Haberssathstraße | |
BERLIN taz | „Wir haben endlich ein Zuhause“ steht auf einem der vielen | |
Transparente, die aus den Fenstern der Habersaathstraße 48 in Mitte hängen. | |
Davor hatten sich am frühen Samstagnachmittag rund 180 Menschen versammelt, | |
um deutlich zu machen, dass der Kampf gegen spekulativen Leerstand noch | |
längst nicht vorbei ist. | |
Der in den 1980er Jahre als Schwesternwohnheim errichtete Gebäudekomplex | |
ist zum Symbol dieses Kampfs geworden. [1][Nach mehreren | |
Besetzungsversuchen konnten 60 Wohnungslose Ende Dezember 2021 in einen | |
Teil der leerstehenden Wohnungen einziehen (taz berichtete)]. | |
Allerdings ist noch unklar, wie lange die Menschen dort bleiben können, | |
denn der Eigentümer will die Häuser abreißen lassen. | |
Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte ist dagegen. Nun müssen | |
Gerichte entscheiden. Das kann sich nochlänger hinziehen. Bis dahin können | |
die Menschen in den Wohnungen bleiben, wie der Eigentümer erst kürzlich | |
zusicherte. | |
## Abriss muss verhindert werden | |
Auf der Auftaktkundgebung vor der Habersaathstraße 46 betonten RednerInnen | |
der Initiative „Leerstand habe ich saath“, dass ein Abriss der Gebäude | |
nicht nur wegen des Erhalts des Wohnraums, sondern auch aus ökologischen | |
Gründen verhindert werden muss. Die Häuser wurden bereits vor Jahren | |
energetisch saniert. | |
Doch es gibt in Wedding [2][viele weitere Häuser, die leerstehen und sofort | |
bezogen werden könnten]. Darauf wies die „Initiative gegen Mietenwahnsinn | |
Nord“ auf der Abschlusskundgebung am Maxplatz hin. Dort hatten sie auf | |
weiße Kartons die Adressen einiger dieser leerstehenden Gebäude | |
geschrieben: Stettiner Straße 38, Jagowstraße 35, Osloer Straße 116a sind | |
nur einige der Beispiele. | |
VertreterInnen der Initiative gegen Mietenwahnsinn forderten in | |
Redebeiträgen Stephan von Dassel, den Bezirksbürgermeister von Mitte, auf, | |
seine Versprechungen umzusetzen und dafür zu sorgen, dass der Leerstand | |
beendet wird und die Gebäude bezogen werden können. | |
## Sie brauchen Wohnungen | |
Die Initiative hatte in den letzten Monaten mit Kundgebungen und einer | |
Petition beständig auf die Leerstände hingewiesen. Dafür bekommt sie im | |
Stadtteil Unterstützung, wie sich auch bei der Abschlusskundgebung zeigte, | |
wo PassantInnen spontan applaudierten. | |
Sie fand vor der Wohnungslosenbühne stand, die im Dezember 2021 Menschen | |
ohne Obdach auf dem Maxplatz errichteten. Dort haben sie begründet, warum | |
sie nicht mehr auf der Straße leben können: „Ich brauche eine Wohnung, weil | |
ich alt und krank bin“, lautet eines der Statements. | |
13 Feb 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Projekt-gegen-spekulativen-Leerstand/!5828915 | |
[2] /Obdachlosigkeit-in-Berlin/!5827521 | |
## AUTOREN | |
Peter Nowak | |
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