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# taz.de -- Wohnraum schaffen: Parkplätze zu Wohnblöcken
> Laut NABU sollte neuer Wohnraum nur noch auf bereits bebauten Flächen
> entstehen. Neue Erkenntnisse zeigen, dass es viele von solchen gibt.
Bild: Viele Parkplätze haben Potenzial für neuen Wohnraum
Wenn es nach dem Nabu geht, sollten möglichst keine Grünflächen mehr bebaut
werden. Stattdessen könnten Häuser auf Parkplätzen oder auf eingeschossigen
Gebäuden entstehen – und damit auf Flächen, die bereits versiegelt sind.
Als „versiegelt“ gilt laut Nabu eine Fläche, wenn diese bebaut, betoniert,
asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt ist. Der Nabu hat nun
einen konkreten Vorstoß gemacht und ist auf 985 Hektar bebaubarer Fläche
gestoßen. Diese hat der Verband in ganz Berlin per Satellitenbildern
ausfindig gemacht. Es sei eine Fläche „fünfmal so groß wie der Tiergarten�…
und könnte Wohnraum für etwa 75.000 Menschen bieten, so der Nabu bei der
Präsentation am Donnerstag.
Bei den ausfindig gemachten Flächen handelt es sich mit einem Großteil (846
Hektar) um Parkplätze im Berliner Stadtgebiet, so zum Beispiel am
Postbank-Hochhaus oder den Parkplatz am Nordbahnhof. 57 Hektar machen
einstöckige oder leerstehende Gebäude aus.
Auf taz-Anfrage bestätigt der Nabu, dass es sich dabei um die meisten
größeren Parkplätze in Berlin handele. Das Potenzial sei sogar noch größer:
„Es gibt sicherlich noch eine größere Dunkelziffer, mit den
Satellitenbildern haben wir bestimmt noch nicht alles gesehen“, sagt eine
Sprecherin. Und die Parkplätze fielen damit auch nicht weg: Neubauten auf
diesen Flächen könnten immer noch Platz fürs Parken zur Verfügung stellen.
Ein Parkplatz im Erdgeschoss, auf dem Dach oder Tiefgaragen sind laut Nabu
denkbar. Die versiegelten Gebiete können auf einer [1][Karte auf der
Website des Nabu] eingesehen werden.
„Es ist höchste Zeit, das Potenzial bereits versiegelter Flächen für die
Nachverdichtung zu nutzen, statt weiterhin große neue Stadtquartiere auf
der grünen Wiese zu planen“, sagt Juliana Schlaberg,
Naturschutzreferentin des Nabu. Bebauung von Grünflächen sei zwangsläufig
ein Schaden für die städtische Artenvielfalt. „Natürlich ist es einfacher,
große Freiflächen zu bebauen, aber das können wir uns in Zeiten des
Klimawandels und des Artensterbens einfach nicht mehr leisten“, sagt sie.
## Effekt auf Stadtklima
Hinzu kommt der Effekt fürs Stadtklima: Je mehr Asphalt und versiegelte
Fläche, desto heißer die Stadt. [2][Demnach können Städte mit viel
versiegelter Fläche bis zu 15 Grad heißer sein als das Umland.] Grünflächen
binden außerdem CO2, welches dann nicht die Atmosphäre entweicht. Fallen
Parks, Friedhöfe oder Wiesen durch Bebauung weg, ist das in Zeiten der
Klimakrise und steigenden Temperaturen nicht gerade ideal.
Die Forderungen des Nabu passen zu einem Ziel des Berliner
Koalitionsvertrages, eine Netto-Null-Versiegelung, also eine ausgeglichene
Bilanz zwischen Versiegelung und Entsiegelung, bis 2030 zu erreichen. Und
die Zeit scheint zu drängen, denn schon jetzt gibt es Grünflächen in
Berlin, die von Bebauung bedroht sind. So zum Beispiel am Pankower Tor, wo
ein komplett neues Stadtviertel entstehen soll.
2 Sep 2022
## LINKS
[1] https://berlin.nabu.de/stadt-und-natur/stadtentwicklung/flaechennutzung/ind…
[2] /Auswirkungen-der-Hitzewelle-auf-Staedte/!5875922
## AUTOREN
Max Leyendecker
## TAGS
Nabu
Wohnraum
Umweltfreundlichkeit
Parkraumbewirtschaftung
Wohnungsbaugesellschaften
Bürokratie
Zweckentfremdung
Wochenkommentar
Schwerpunkt Obdachlosigkeit in Berlin
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