| # taz.de -- Novemberhilfe für Corona-Ausfälle: Unbürokratisch und nicht ganz… | |
| > Betriebe und Soloselbständige bekommen Umsatzausfälle wegen Corona | |
| > erstattet. Ohne Ungerechtigkeiten wird das nicht abgehen. | |
| Bild: Im Mai protestierten Soloselbstständige gegen Löcher im Rettungsschirm | |
| Man kann sich vorstellen, wie Restaurantbesitzer, Soloselbständige und auch | |
| [1][Bordellbetreiber] ein Dankgebet zum Himmel schicken, falls sie ihre | |
| Umsätze vom vergangenen Jahr einigermaßen steuerehrlich angegeben haben. | |
| Denn nach den Umsätzen von 2019 bemisst sich die staatliche | |
| „Novemberhilfe“, durch die Betriebe, die vom teilweisen Shutdown wegen | |
| Corona betroffen sind, eine Kompensation erhalten. | |
| Diese Hilfe ist vergleichsweise unbürokratisch und sie ist zu begrüßen, | |
| weil etwa auch [2][freiberufliche KünstlerInnen, BühnentechnikerInnen und | |
| andere KleinunternehmerInnen], die wenig Fixkosten haben, in den Genuss von | |
| staatlicher Unterstützung kommen. Das ist alles gut, klar ist aber auch: | |
| Ganz gerecht können diese Hilfen nicht sein. Zu komplex ist die Wirtschaft | |
| miteinander verzahnt, zu unterschiedlich sind betriebswirtschaftliche | |
| Rechnungen, zu heikel sind die Branchenabgrenzungen. | |
| Nur wer nachweisbar direkt von den staatlich angeordneten Schließungen | |
| betroffen ist oder den betroffenen Betrieben zuarbeitet, der bekommt Geld. | |
| Aber was ist mit [3][Einzelhandelsgeschäften in Ladenstraßen], die wegen | |
| Corona hohe Umsatzeinbußen haben? Was ist mit TaxifahrerInnen, | |
| HochzeitsfotografInnen, Reiseveranstaltern, die derzeit kaum etwas | |
| verdienen, aber nicht schließen müssen und daher keine Kompensation durch | |
| die „Novemberhilfen“ bekommen? | |
| Ganz abgesehen davon sind die betriebswirtschaflichen Rechnungen | |
| unterschiedlich. Wer mit einer Schließung gleichzeitig hohe Kosten für | |
| Leihgebühren oder gelieferte Waren spart, freut sich über eine Erstattung | |
| von 75 Prozent des Umsatzausfalls, die nicht nach den eingesparten Kosten | |
| fragt. | |
| Unbürokratische staatliche Hilfen produzieren immer Übergangene, erzeugen | |
| Neid und Ressentiments. Zumal die Bedarfslagen dahinter sehr | |
| unterschiedlich sein können: Der alleinerziehenden Theaterschauspielerin | |
| ohne Rücklagen gönnt man jede Hilfe, aber Kleinselbständige mit | |
| Großerbschaft im Rücken ernten schon mal einen missgünstigen Spruch, wenn | |
| sie von ihren Soforthilfen erzählen. | |
| Jede staatliche Subvention und Kompensation muss begründet, gerechtfertigt | |
| und abgegrenzt werden, da es um Steuergelder geht. Wer umständliche und | |
| bürokratische Bedarfsprüfungen ablehnt, auch weil sie oft etwas | |
| Übergriffiges haben, der muss auch mit den Abbruchkanten und | |
| Ungerechtigkeiten leben können. Was unbürokratisch ist, kann nie für alle | |
| ganz fair sein. Für Klagen und Nachbesserungen ist ja immer noch Zeit. | |
| 7 Nov 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Barbara Dribbusch | |
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