| # taz.de -- Deutsch-deutsche Geschichte im Lehrplan: Die DDR, das unbekannte We… | |
| > Im 30. Jahr des Mauerfalls haben Jugendliche kaum eine Vorstellung vom | |
| > Leben im anderen deutschen Staat. Lehrerin Tilly Rolle will das ändern. | |
| Bild: Da war doch mal was: Schülerinnen und Schüler an der ehemaligen Berline… | |
| Berlin/Köln taz | In der untersten Schublade des Schreibtischs von Tilly | |
| Rolle steckt ein Stück deutsch-deutsche Geschichte. Es ist so klein, dass | |
| es in die bemalte Zigarettendose ihres Großvaters passt. Zwischen Stiften | |
| und anderem Krimskrams bewahrt Rolle ihre ganz persönliche Erinnerung an | |
| die deutsche Einheit auf: ein Stückchen der Berliner Mauer, faustgroß, ganz | |
| in Blau. Sie hat es selbst herausgeschlagen, damals, im November 1989, mit | |
| einem Hammer, den ihr irgendjemand in die Hand gedrückt hatte. | |
| Als die Mauer fiel, war Tilly Rolle Mitte zwanzig und studierte in | |
| Düsseldorf Germanistik und Anglistik. Als sich die Nachricht über das | |
| Fernsehen verbreitete, setzten sich Rolle und einige ihrer Freunde sofort | |
| ins Auto und fuhren über Nacht nach Berlin. „Das war gar keine Frage“, | |
| erzählt Rolle. „Wir mussten einfach hin.“ | |
| Wie für viele andere war für Rolle die deutsche Einheit eine Sensation. | |
| Etwas, was die Lebenswelt einer ganzen Generation schlagartig änderte: Aus | |
| zwei ideologisch verfeindeten Staaten wurde einer – das wiedervereinigte | |
| Deutschland. „Den Jugendlichen von heute ist das gar nicht bewusst“, sagt | |
| Rolle, die inzwischen als Lehrerin am Christlichen Gymnasium Düsseldorf | |
| arbeitet. | |
| Das ist der Grund, warum sie – 30 Jahre nach dem Mauerfall – mit ihren | |
| Schüler*innen in Berlin ist: um sie auf die Spuren eines geteilten Landes | |
| zu stoßen. Mauerspaziergang, Museum Checkpoint Charlie, eine Führung durch | |
| das frühere Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen. Das sind einige der | |
| Programmpunkte zur deutsch-deutschen Geschichte, die Rolle für die fünf | |
| Tage in der Hauptstadt vorbereitet hat. | |
| ## Wie Schüler den Wert der Demokratie lernen | |
| Ein anderer ist das „Demokratie-Labor“, eine Sonderausstellung im Deutschen | |
| Historischen Museum. Rolle, eine Frau in roten Chucks und Jeans, sitzt auf | |
| einer Bank im Ausstellungsraum. Ihre Schüler*innen werden hier knapp zwei | |
| Stunden lang beschäftigt sein. Gerade sollen sie herausfinden, was ein | |
| Trikot des Fußballers Mesut Özil mit Staatsbürgerschaft, eine | |
| Pegida-Demonstration mit Pressefreiheit, eine Pfandflasche mit sozialer | |
| Gerechtigkeit zu tun hat. Themen, die die Besucher*innen daran erinnern | |
| sollen, was eine demokratische Kultur ausmacht und dass man deren | |
| Errungenschaften verteidigen muss, wenn sie in die Krise geraten. In | |
| Zweier- und Dreiergruppen laufen die Neuntklässler*innen umher, mit | |
| Klemmbrettern in der Hand. „Eine sehr gut gewählte Ausstellung in diesem | |
| Jahr“, sagt Rolle. Sie meint die im Westen vorherrschende Ahnungslosigkeit | |
| über Ostdeutsche und deren Geschichte. Das habe sie auch bei ihren | |
| Schüler*innen erlebt, sagt die Lehrerin. „Nicht alle wussten, dass Berlin | |
| eine geteilte Stadt war.“ | |
| Dass Jugendliche in den alten Bundesländern zum Teil erschreckend wenig | |
| über die ostdeutsche Lebensrealität vor und nach der Wende wissen, fällt | |
| auch anderen Pädagog*innen auf. In einem aktuellen Sammelband über | |
| „Diktatur und Demokratie im Unterricht“ klagen mehrere | |
| Geschichtslehrer*innen beim „Fall DDR“ über geringes Vorwissen, | |
| Desinteresse und Vorurteile. Der Tenor: Warum sollen wir uns mit einem | |
| gescheiterten Staat beschäftigen? Ein Lehrer aus Wiesbaden fasst das als | |
| „typisch westdeutsche Mittelstandsperspektive auf die DDR“ zusammen. Gegen | |
| die sei schwer anzukommen, schreibt er, wenn niemand in der Klasse einen | |
| persönlichen Bezug zur ostdeutschen Geschichte habe. | |
| Das zeigt sich auch bei der Schulklasse aus Düsseldorf: Maik, ein | |
| schmächtiger Junge mit schwarzem Käppi und weißen Turnschuhen, ist einer | |
| der wenigen, die mehr als ein paar Schlagwörter über die deutsche Teilung | |
| zu erzählen weiß. „Mein Vater ist von Warschau über die DDR nach | |
| Westdeutschland geflohen“, sagt er. Die Details wisse er zwar nicht, aber | |
| dass viele im damaligen Sozialismus unzufrieden waren und deshalb geflohen | |
| sind, habe sein Vater ihm erzählt. Und dass die Mauer gebaut wurde, um die | |
| Unzufriedenen aufzuhalten. In der Schule habe er von alledem bislang aber | |
| noch nichts gehört. Erst vor der Berlinfahrt kam das Thema DDR erstmals im | |
| Unterricht zur Sprache. „Warum eigentlich so spät?“, wundert sich Maik. | |
| ## Die DDR erst ab der 9. Klasse | |
| In allen Bundesländern steht das Thema DDR im Lehrplan des Fachs | |
| Geschichte, in manchen in der 9. Klasse, in anderen in der 10. Dann soll in | |
| wenigen Stunden die Entwicklung Deutschlands vom Ende des Zweiten | |
| Weltkriegs bis zur deutschen Einheit behandelt werden. Also alles zwischen | |
| 1945 und 1990: Entnazifizierung, Holocaustgedenken, deutsches | |
| Wirtschaftswunder, die Studentenproteste von 1968, RAF und so weiter. | |
| Manchmal, sagt Rolle, fällt die DDR einfach hinten runter. „Unsere | |
| Geschichtslehrer haben versucht, den DDR-Komplex dieses Jahr extra für die | |
| Berlinfahrt vorzuziehen“, sagt sie. Neben dem bloßen Lernen von„Stoff“ | |
| müssten die Jugendlichen Geschichte aber „hautnah“ erleben, findet Rolle. | |
| Deshalb fahre sie mit ihren Schüler*innen nach Berlin, an den Ort, der aus | |
| ihrer Sicht wie kein zweiter geeignet sei, den Spuren der deutschen Teilung | |
| nachzugehen. | |
| Dass bei Klassenfahrten mitunter wenig hängen bleibt, wissen viele | |
| Lehrkräfte nur zu gut. Doch wie schafft man es, bei Jugendlichen, die | |
| keinen Bezug zur ostdeutschen Geschichte haben, Interesse zu wecken? Noch | |
| dazu, wenn sie bei einer Klassenfahrt vielleicht eher an die eigenen | |
| Freiheiten denken als an jene, die andere vor über 30 Jahren am selben Ort | |
| suchten? | |
| Ein Vorschlag, der vergangenes Jahr viel Beachtung erhielt, stammt von dem | |
| thüringischen Bildungsminister Helmut Holter von der Linkspartei. Holter | |
| forderte einen stärkeren Austausch zwischen Schüler*innen aus Ost und West. | |
| „Es reicht halt nicht aus, nur das politische System zu erklären“, sagte | |
| Holter. Viele wüssten nicht, was es bedeutet, im Osten gelebt zu haben. | |
| Deshalb schlug Holter ein flächendeckendes Austauschprogramm an der | |
| „innerdeutschen Grenze“ vor. Die Lösung klingt naheliegend. Wenn euch | |
| nichts verbindet, dann baut eine Verbindung auf. Doch ist es so einfach? | |
| Der Deutsche Lehrerverband jedenfalls hält Holters Vorschlag für | |
| unrealistisch. Die Schulen hätten so schon alle Hände voll zu tun, um den | |
| Austausch mit den USA oder mit Frankreich am Laufen zu halten. Die damalige | |
| Ostbeauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke, bezeichnete regelmäßige | |
| innerdeutsche Schüleraustausche sogar als überflüssig. Junge Menschen | |
| würden die Unterschiede doch gar nicht mehr fühlen. | |
| An das Christliche Gymnasium Düsseldorf ist Holters Appell erst gar nicht | |
| gedrungen. „Über die Frage habe ich, ehrlich gesagt, noch nicht | |
| nachgedacht“, sagt Deutschlehrerin Rolle. An ihrer Schule gebe es einen | |
| Austausch mit Jerusalem, nicht aber mit Dresden, Pirna oder Jena. Einen | |
| Schüleraustausch mit einer ostdeutschen Stadt fände sie aber „eine gute | |
| Idee“. Denn in einem Punkt ist Rolle sich sicher: Unterricht nach Lehrplan | |
| sei bei vielen Schüler*innen zu wenig, um ihr Interesse für die DDR zu | |
| wecken. | |
| ## „Über die DDR wissen die Schüler nichts.“ | |
| Diese Erfahrung hat auch Suzan Yīlmaz gemacht. Die 41-Jährige unterrichtet | |
| Geschichte, Politische Bildung, Ethik und Deutsch an der Sekundarschule am | |
| Schillerpark im Norden Berlins. Einer Schule, von der der Schulleiter offen | |
| sagt, sie habe eine „schwierige Schülerklientel“. In vielen Klassen ist das | |
| Lernniveau niedrig. Im Fach Geschichte sei bei den Schülern oft so gut wie | |
| kein Vorwissen vorhanden, sagt Yīlmaz: „Über die DDR wissen die Schüler | |
| eigentlich nichts.“ In diesem Schuljahr zieht Yīlmaz wegen des | |
| Mauerfall-Jubiläums deshalb sogar Stoff vor. Für ihre 9e schiebt sie extra | |
| ein paar Unterrichtsstunden zu DDR und deutscher Einheit ein. Im Berliner | |
| Lehrplan ist das Thema eigentlich erst für die Klasse 10 vorgesehen. „Jetzt | |
| wären Ludwig XIV. und die Französische Aufklärung dran“, sagt Yīlmaz. Aber | |
| bei 30 Jahren Wiedervereinigung wolle sie ihren Schüler*innen zumindest | |
| einen „grundlegenden Überblick“ über den Stoff verschaffen. | |
| Zu Schuljahresbeginn nahm sie die 9e deshalb mit an die Gedenkstätte | |
| Berliner Mauer und ließ sie Fakten in der Bibliothek recherchieren. Nun – | |
| in der ersten Oktoberwoche – schiebt Yīlmaz noch mal eine „Sequenz“ ein. | |
| Das heißt: „Mindestens fünf, sechs Stunden“. | |
| Eine davon beginnt am Mittwoch um 8.55 Uhr. Für die 9e ist es die zweite | |
| Stunde. Die Klasse ist guter Dinge: Am nächsten Tag ist keine Schule – Tag | |
| der Deutschen Einheit. Und verläuft die heutige Stunde über die DDR so wie | |
| die gestrige, dann verspricht es unterhaltsam zu werden. Am Vortag durften | |
| sie sich eine von fünf Stationen aussuchen und sich das Wissen | |
| selbstständig erarbeiten. Heute ist jedoch Frontalunterricht angesagt: | |
| Yīlmaz – magentafarbene Jacke, tiefe Stimme – teilt Arbeitsblätter mit zw… | |
| kurzen Augenzeugenberichten über den 13. August 1961 aus, den Beginn des | |
| Mauerbaus. | |
| Fast die gesamte Schulstunde ist nötig, um die beiden kurzen Texte zu lesen | |
| und zu erarbeiten. „Es geht also um Trennung und Flucht“, fasst Yīlmaz | |
| schließlich zusammen. „Erinnert ihr euch, was wir gestern besprochen haben? | |
| Warum wollten die Menschen die DDR verlassen?“ Die Finger schnellen in die | |
| Höhe. „Ihnen wurde nicht so viel Geld gegeben, wie sie zum Leben | |
| brauchten“, sagt ein Junge mit Undercut aus der letzten Reihe. „Weil auf | |
| der anderen Seite ein besseres Leben war“, ergänzt eine Schülerin mit | |
| Kopftuch. „Weil die nicht einverstanden mit dem System waren“, ruft ein | |
| Junge. Yīlmaz nickt befriedigt. | |
| ## Hitler und die DDR – das hören Lehrer immer wieder | |
| Besonders oft hat sich Sarmand in der Stunde gemeldet. „Mein Vater hat die | |
| DDR erlebt“, sagt der aufgeweckte 13-Jährige mit dem weißen | |
| Schlabber-T-Shirt. Auf welcher Seite der Mauer der Vater gelebt hat, da ist | |
| sich Sarmand aber nicht mehr sicher: „Gesundbrunnen“, sagt er zögerlich. | |
| „Ist das Ost oder West?“ Gefragt hat er seinen Vater nie. „Beim Mauerfall | |
| war er aber dabei“, sagt Sarmand. Auch Hasan, ein Junge in schwarzem | |
| Stoff-Trainingsanzug, hat in Yīlmaz’ Geschichtsstunde fleißig | |
| mitgearbeitet. Was er denn sonst über die DDR und die deutsche Teilung | |
| wisse? „Das hat mit Hitler zu tun?“, fragt Hasan vorsichtig. | |
| Für Suzan Yīlmaz ist das eine tägliche Erfahrung: „Bei Geschichte kommt | |
| immer sofort Hitler.“ Dass es sich bei Grenzsoldaten, Todesstreifen und | |
| Wachtürmen in Berlin auch um etwas anderes als die NS-Zeit handeln könnte, | |
| können sich viele offenbar gar nicht vorstellen. Wie wenig Berliner | |
| Schüler*innen über die DDR wissen, zeigt eine Befragung von mehr als 2.000 | |
| Jugendlichen, die die Freie Universität Berlin (FU) im Jahr 2007 | |
| durchführte. Nur wenige mehr als die Hälfte der Befragten hielten die DDR | |
| für eine Diktatur – und fast die Hälfte hielt die führende Rolle der SED | |
| für positiv. Die Forscher*innen führten dies vor allem auf Wissenslücken | |
| zurück. Die entstünden, weil viele Geschichtslehrer*innen ihren vorherigen | |
| Stoff nicht durchbringen und die DDR zu spät – oder gar nicht – | |
| thematisieren. Eine Folgestudie der FU mit Neunt- und Zehntklässler*innen | |
| aus Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und | |
| Thüringen hat bestätigt, was Yīlmaz Tag für Tag im Unterricht erlebt: dass | |
| die Schüler*innen deutlich mehr über die NS-Zeit wissen als über die DDR | |
| oder die BRD vor und nach der Wiedervereinigung. Insgesamt, so das Fazit | |
| der FU-Forscher*innen, sei das politisch-historische Wissen aber gering. | |
| „Heute ist die DDR-Geschichte für die Schüler manchmal so weit weg wie | |
| Napoleon“, fasst der Berliner Geschichtslehrer Thomas Grüßing seine | |
| Erfahrungen in dem Sammelband „Diktatur und Demokratie im Unterricht“ | |
| zusammen. Früher seien zwar die Bilder „Ossi“ und „Wessi“ noch stärke… | |
| den Köpfen der Schüler*innen gewesen, aber dafür war auch noch mehr Wissen | |
| vorhanden. Für die DDR-Geschichte fehlten den Kindern heute | |
| Anknüpfungspunkte, auch in Berlin. Grüßings Lösung: Die Schüler*innen | |
| sollen die eigene Familie befragen. Wenn die Eltern oder Großeltern | |
| plötzlich zu Hause von ihren Berührungspunkten mit der DDR erzählten, | |
| entsteht bei den Kindern eine emotionale Verbindung. Für seinen Unterricht | |
| sei das ein „Türöffner“. | |
| ## Zeitzeuge Christoph Becke als Türöffner | |
| Weil es in den Familien nicht überall so viele Anknüpfungspunkte an die DDR | |
| gebe wie in Berlin, laden viele Schulen im Westen Zeitzeugen ein, die das | |
| Leben in der DDR anschaulich beschreiben können. So auch das Stadtgymnasium | |
| im Kölner Stadtteil Porz. Christoph Becke tritt vor die Schüler*innen | |
| zweier Leistungskurse – Sozialwissenschaften und Geschichte – und erzählt | |
| von seiner Flucht nach Westdeutschland. 1979 war das. Der 66-jährige Becke | |
| berichtet, wie er nach einem gescheiterten Fluchtversuch über Ungarn ins | |
| Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen kam. Ein Jahr war er dort in Haft, bevor | |
| die BRD ihn schließlich freikaufte. In seine Erzählung legt Becke | |
| regelmäßig Pausen ein, und die Schüler*innen stellen Fragen. Woher wusste | |
| Becke in der Schule, wem er trauen konnte? Was tat die DDR mit | |
| Schüler*innen, die das System kritisierten? Wie hat Becke es mit sich | |
| vereinbart, stillzuhalten, wenn Freund*innen von der Schule flogen? | |
| So gefesselt und fokussiert habe er seine Schüler selten erlebt, sagt der | |
| Lehrer Cahit Basar nach dem Besuch. Im Unterricht habe er das Thema DDR | |
| seit ein paar Stunden durchgenommen. Dass die Schüler*innen gut vorbereitet | |
| sind, hat Becke an den Fragen gemerkt. „Wenn die Schüler mehr wissen, | |
| kommen ganz andere Fragen“, sagt er. Er erzähle ja jedes Mal in etwa das | |
| Gleiche. Seit vier Jahren engagiert sich Becke, der früher als | |
| Diplomingenieur arbeitete, nun als Zeitzeuge. „Ich bin der Meinung, dass | |
| die jungen Leute unbedingt wissen müssen, dass es nicht nur eine braune | |
| Diktatur gab, sondern auch eine rote.“ | |
| Zeitzeug*innen wie Becke vermittelt die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der | |
| SED-Diktatur. In diesem Jahr, 30 Jahre nach dem Mauerfall, sei das | |
| Interesse besonders hoch, sagt Katharina Hochmuth, die in der Stiftung den | |
| Arbeitsbereich Schulische Bildungsarbeit leitet. Die Nachfrage im Osten sei | |
| dabei aber nicht geringer als die im Westen. Und das, obwohl viele | |
| Lehrer*innen, die in Dresden, Jena oder Schwerin unterrichten, quasi selbst | |
| Zeitzeug*innen seien. | |
| So auch an der Berliner Schillerparkschule, an der Suzan Yīlmaz arbeitet. | |
| Ein Drittel der Lehrkräfte, so schätzt sie, stammt aus dem Osten. Die | |
| persönlichen Erfahrungen ihrer Kolleg*innen baut Yīlmaz gerne in den | |
| Unterricht ein. Vergangene Woche, als sie in ihrer 9e ein paar Stunden zum | |
| Thema DDR einschob, beauftragte sie ihre Schüler*innen, einen der | |
| Geschichtslehrer an der Schule über die DDR zu interviewen. Das Ergebnis | |
| war jedoch für viele überraschend. | |
| Hasan, der Junge im Trainingsanzug, und zwei Klassenkamerad*innen durften | |
| das Interview führen. Nun sollen sie der restlichen Klasse vorlesen: Wie | |
| was das Leben in der DDR? Gut. Konnten Sie Ihre Meinung frei äußern? Ja. | |
| Haben Sie sich über den Mauerfall gefreut? So, wie er gelaufen ist, nein. | |
| Auf andere Fragen zu den Einschränkungen in der DDR wollte der Lehrer gar | |
| nicht antworten. | |
| Die Neuntklässler*innen schauen sich verwundert an. Irgendwann sagt einer: | |
| „Ich dachte, in der DDR wäre es schlimmer gewesen.“ | |
| Mitarbeit: Anett Selle | |
| 7 Oct 2019 | |
| ## AUTOREN | |
| Ralf Pauli | |
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