| # taz.de -- Gemein zur AfD oder gut zur Verfassung?: Kultur ist Kampf (ist Kult… | |
| > Hamburgs Kultursenator hält sich nicht mit falsch verstandener | |
| > Neutralität auf. Die AfD ärgert das (angeblich) sehr. | |
| Bild: Carsten Brosda (SPD) findet, Kultureinrichtungen sollen sich politisch po… | |
| Hamburg taz | Hat er sich an die einschlägigen „Rechtsvorschriften“ | |
| gehalten, Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD), als er sich im | |
| vergangenen November mit der „Erklärung der Vielen“ solidarisierte? | |
| [1][Nicht aus Sicht der AfD], das wurde spätestens klar, als die im | |
| Dezember eine [2][umfangreiche Umfrage] an den Senat richtete. [3][Jenes | |
| Positionspapier] nämlich, getragen von einer dreistelligen Zahl örtlicher | |
| Kultureinrichtungen, wandte sich gegen „Rechte und nationalistische | |
| Gruppierungen und Parteien“. Diese, heißt es darin, „stören | |
| Veranstaltungen, wollen in Spielpläne eingreifen, polemisieren gegen die | |
| Freiheit der Kunst und arbeiten an einer Renationalisierung der Kultur“. | |
| Was bei der Vorstellung des Papiers Bettina Steinbrügge, Chefin des | |
| Hamburger Kunstvereins, so explizierte: Auch die Hamburger AfD suche | |
| zeitgenössische bildende Kunst zu diskreditieren, nutze das | |
| parlamentarische Werkzeug der Kleinen Anfrage für „Schikane“. | |
| Kultureinrichtungen stünden „zunehmend unter Druck“, erklärte dann eben | |
| auch Brosda über [4][offizielle, behördliche Kanäle]: „Insbesondere | |
| rechtspopulistischen Angriffen auf unsere freie und offene Gesellschaft | |
| müssen wir uns entgegenstellen.“ Umso mehr dankte man „den | |
| Kultureinrichtungen, Künstlerinnen und Künstlern für ihr Engagement im | |
| Rahmen dieser Initiative, aber auch in ihrer täglichen künstlerischen | |
| Arbeit“. | |
| Alles ganz klar gegen die AfD gerichtet, fand diese, mithin gegen eine | |
| nicht als verfassungsfeindlich eingestufte Partei; der Beifall für „die | |
| Vielen“ verletze also die staatliche Pflicht zur Neutralität. Die | |
| Kulturbehörde antwortete unter Hinweis auf Menschenwürde und Kunstfreiheit, | |
| eine „Verteidigung der Verfassungsordnung“ begegne „keinen rechtlichen | |
| Bedenken“ – auch nicht „vor dem Hintergrund des Neutralitätsgebotes“. | |
| Steinbrügge ist wieder dabei, als Hausherrin mit eröffnenden Worten, wenn | |
| Brosda am Mittwoch nachlegt, so werden es die damaligen Anfragesteller wohl | |
| einschätzen: „Kunstfreiheit als Gradmesser demokratischer Freiheit“ ist | |
| [5][eine Veranstaltung] überschrieben, zu welcher der Verein Kulturforum in | |
| den Kunstverein lädt. | |
| Dass der Senator, ehe er im Kunstverein zu erscheinen plant, noch eben | |
| selbst ein Grußwort spricht bei einer [6][SPD-Veranstaltung für mehr | |
| Frauenquoten in der Medienbranche]: Auch von so was fühlt sich ja immer | |
| irgendwer (also: -ein Mann) bedroht. | |
| ## „Recht auf Positionen“ | |
| Was die Sache aus AfD-Sicht vermutlich auch nicht besser macht: Der | |
| langjährige Redenschreiber Brosda, der auch schon mal mit Adorno eröffnet, | |
| um über Kant und das Thema „Fake News“ zum Ruf nach der [7][Verteidigung | |
| der Wahrheit] zu gelangen, ist derzeit Kopf der neuen | |
| Kulturministerkonferenz – und die beschloss als Erstes ein „[8][Bekenntnis | |
| zur kulturellen und künstlerischen Freiheit“]. | |
| Vom „Recht künstlerischer Arbeit, gesellschaftspolitische Fragen zu | |
| reflektieren und Position zu beziehen“ ist darin die Rede. Und die AfD, | |
| deren bekannte Diskursstrategien nahelegen: Etwas Besseres als so ein | |
| bisschen unterdrückt sich darstellen zu können, tja, kann ihr eigentlich | |
| gar nicht passieren? Ist für Brosda „eine Partei, die Kulturthemen für ihre | |
| Zwecke missbraucht“, das ließ er neulich [9][das Hamburger Abendblatt] | |
| wissen. „Das können wir nicht ignorieren.“ | |
| 18 Mar 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] /!5553536/ | |
| [2] https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/vorgaenge/64615/1 | |
| [3] https://www.dievielen.de/erklaerungen/hamburg | |
| [4] https://www.hamburg.de/pressearchiv-fhh/11846094/erklaerung-der-vielen/ | |
| [5] https://www.kulturforum-hh.de/programm/ | |
| [6] https://www.spd-fraktion-hamburg.de/aktuelles/termine/b/quoten-are-a-girls-… | |
| [7] https://www.thalia-theater.de/beitraege/649 | |
| [8] https://www.kmk.org/presse/pressearchiv/mitteilung/kultur-mk-beschliesst-au… | |
| [9] https://www.abendblatt.de/kultur-live/article216533499/Brosda-ist-Vorsitzen… | |
| ## AUTOREN | |
| Alexander Diehl | |
| ## TAGS | |
| Kulturpolitik | |
| Kunstfreiheit | |
| Schwerpunkt Grundgesetz | |
| Rechtspopulismus | |
| Hamburg | |
| AfD Hamburg | |
| KZ | |
| Gedenkstätte | |
| taz.gazete | |
| Schwerpunkt #metoo | |
| Schwerpunkt Antifa | |
| taz.gazete | |
| Kunstfreiheit | |
| Deutscher Kolonialismus | |
| Hamburger Senat | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Bürgerschaftskanzlei schwärzt Namen: Keine Zuarbeit für Todeslisten | |
| Hamburgs Bürgerschaftskanzlei schwärzt die Namen linker Aktivisten in einer | |
| AfD-Anfrage: Sie wolle der rechten Szene kein Nachschlagewerk liefern. | |
| KZ-Überlebende kritisieren Kultursenator: Antifaschist*innen wollen reden | |
| Rechtsradikale Worte gewählt? KZ-Überlebende kritisieren Hamburgs | |
| Kultursenator Carsten Brosda (SPD) für eine Rede. | |
| Kritik aus KZ-Gedenkstätte: Feindbild Antifa | |
| Engagement gegen rechts verunglimpft? Pädagog*innen der KZ-Gedenkstätte | |
| Neuengamme kritisieren Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda. | |
| Absage der Leipziger Jahresausstellung: Der AfD liebster Maler | |
| Die Leipziger Jahresausstellung wurde gecancelt, weil der AfD-nahe Künstler | |
| Axel Krause eingeladen war. Der kann davon aber sogar profitieren. | |
| Kunst-Ausstellung in Hamburg: Vertraut uns einfach! | |
| Die Ausstellung „Political Affairs“ im Hamburger Kunstverein beschäftigt | |
| sich mit Kunst und Sprache. Das tut sie anspielungsreich, witzig, | |
| verwirrend. | |
| Angriffe auf linke Projekte: Feine Sahne Freizeitzentrum | |
| Linke Infrastruktur wird zunehmend zum Ziel rechter Attacken. Kein Wunder: | |
| Dort werden Möglichkeiten für ein freieres Leben erprobt. | |
| Kulturschaffende im Umgang mit Rechts: „Es geht um die Freiheit der Kunst“ | |
| Rechte Angriffe auf Kultureinrichtungen nehmen zu. Eine Handreichung gibt | |
| Tipps für den Umgang mit Drohungen und Veranstaltungsstörungen. | |
| Berliner Kulturinstitutionen gegen Rechts: Die Kunst bleibt frei! | |
| Am Freitag wird die „Berliner Erklärung der Vielen“ präsentiert. Es ist | |
| eine Kampagne gegen die rechte Instrumentalisierung von Kultur. | |
| Herero- und Nama-Konferenz in Hamburg: Für Kolonialismus entschuldigt | |
| Internationale Hamburger Tagung zum Herero- und Nama-Völkermord endet mit | |
| Eingeständnis des Kultursenators und der Bitte um Vergebung. | |
| Carsten Brosda über den Wert der Kultur: „Ich muss mich nicht profilieren“ | |
| Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda führt die Linie seiner Exchefin | |
| Barbara Kisseler fort. Ob er das Prekariat freier Künstler beenden kann, | |
| weiß er noch nicht | |
| Neuer Kultursenator ist ein Mann: Es bleibt in der Familie | |
| Senat Nach dreimonatiger Suche präsentiert Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) | |
| den Kulturbehörden-Staatsrat Carsten Brosda (SPD) als Nachfolger der | |
| verstorbenen Senatorin Barbara Kisseler. |