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# taz.de -- Herero- und Nama-Konferenz in Hamburg: Für Kolonialismus entschuld…
> Internationale Hamburger Tagung zum Herero- und Nama-Völkermord endet mit
> Eingeständnis des Kultursenators und der Bitte um Vergebung.
Bild: Genozid vorbereitet: Deutsche Truppen um 1904 in Deutsch-Südwestafrika
Hamburg taz | Mit einem Appell an Hamburgs Senat, sich bei der
Bundesregierung für die Anerkennung des Genozids an Herero und Nama in der
einstigen Kolonie Deutsch-Südwestafrika einzusetzen, endete am Sonntag ein
internationaler Kongress in Hamburg.
„Koloniales Vergessen: Quo vadis, Hamburg“ war das Treffen übertitelt, zu
dem auch eine Delegation von Herero- und Nama-Nachfahren aus New York
angereist war. Sie haben gegen Deutschland geklagt, das derzeit nur mit der
namibischen Regierung verhandelt, aber nicht mit den großen
Herero-Verbänden.
„Ohne uns zu verhandeln, ist gegen uns“, hatte Herero-Aktivist Israel
Kaunatjike schon im Vorfeld gesagt. Andere deuteten an, dass man nicht ewig
warten werde, bis man das den Vorfahren geraubte Land zurückbekomme, auf
dem immer noch weiße Siedler sitzen.
Zentrales Thema der Tagung, die weit besser besucht war als ihre
Vorläuferin 2016 in Berlin, war aber die Frage, wie die Zivilgesellschaft
in die Aufarbeitung einbezogen werden könne – etwa in die Dekolonisierung
des Hamburger Stadtraums. Dort gibt es immer noch nach
Kolonialverbrechern benannte Straßen, ganz zu schweigen vom Lothar von
Trotha-Haus.
Generalleutnant von Trotha hatte 1904 die Vernichtung der Herero und Nama
angeordnet, 100.000 Menschen in der von deutschen Soldaten abgeriegelten
Wüste verdursten lassen und die Überlebenden vergewaltigt, misshandelt,
enteignet und vertrieben.
## Bewegende Momente
Einige Teilnehmer berichteten auf der Tagung in sehr emotionalen
Redebeiträgen, dass ihre Urgroßmütter von diesen Gräueln noch erzählt
hätten. „Das war ein sehr bewegende Momente“, sagt ein Zuhörer. Klar wurde
dabei auch, dass die 2014 von Hamburgs Senat eingerichtete Forschungsstelle
„Hamburgs (post-)koloniales Erbe“ wichtig ist, die Zivilgesellschaft aber
einbezogen werden muss.
Das formulierte auch Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) beim
offiziellen Senatsempfang für die Herero- und Nama-Delegation. „Ich bitte
Sie ausdrücklich um Vergebung für die Beteiligung unserer Stadt an dem
Leid, das Ihren Vorfahren und Ihren Völkern in deutschem Namen angetan
wurde“, sagte er.
Auch Uwe Koch-Grohmus, Dekan des Universitätsklinikums, bat um Vergebung
dafür, dass man Schädel kolonisierter Menschen übernommen habe, die
aufgrund diplomatischer Verwicklungen immer noch nicht zurückgebracht
werden konnten.
Die besondere Bringschuld der Stadt Hamburg hängt damit zusammen, dass
dortige Kaufleute massiv vom Kolonialismus profitierten. Auch die Truppen,
die den Genozid verübten, starteten von Hamburgs Hafen aus.
11 Apr 2018
## AUTOREN
Petra Schellen
## TAGS
Deutscher Kolonialismus
Genozid
Schwerpunkt Völkermord an den Herero und Nama
Kulturpolitik
Deutscher Kolonialismus
Musiktheater
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Lesestück Meinung und Analyse
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