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# taz.de -- Neuer Kultursenator ist ein Mann: Es bleibt in der Familie
> Senat Nach dreimonatiger Suche präsentiert Bürgermeister Olaf Scholz
> (SPD) den Kulturbehörden-Staatsrat Carsten Brosda (SPD) als Nachfolger
> der verstorbenen Senatorin Barbara Kisseler.
Bild: Gilt als kompetent: der neue Kultursenator Carsten Brosda
HAMBURG taz | Neuer Kultursenator wird der bisherige Staatsrat der Behörde,
Carsten Brosda (SPD). Wie Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am
Freitagnachmittag im Rathaus verkündete, tritt Brosda die Nachfolge der im
Oktober verstorbenen Senatorin Barbara Kisseler (parteilos) an. „Das ist
eine Entscheidung in Ansehung der Person“, sagte Scholz – was offenbar
sagen sollte: ohne die Frauenquote im Senat zu beachten. Dafür erhält die
Kulturbehörde mit der früheren Justizsenatorin Jana Schiedek eine
Staatsrätin.
Scholz hatte sich mit der Suche nach einer Nachfolgerin für die äußert
profilierte Kisseler drei Monate Zeit gelassen und damit gewisse
Erwartungen geschürt, was das Format des neuen Senators anbelangt. Dass
seine Wahl auf einen Mann fiel, setzt Scholz unter Druck, eine Frau mit dem
wohl noch in diesem Jahr frei werdenden Wirtschaftsressort zu betrauen.
Er habe sich von vielen Menschen beraten lassen, sagte Scholz, unter
anderem von der Intendantin des Ernst-Deutsch-Theaters, Isabella
Vertes-Schütter, und der früheren Kultursenatorin Christina Weiß. „Es hat
keinen Gesprächspartner gegeben, der mir einen anderen Rat gegeben hat“,
sagte Scholz. Zudem sei er von Menschen angesprochen und angeschrieben
worden, die sich für Brosda stark machten. Er selbst habe Brosda ja schon
gekannt, bevor dieser nach Hamburg gekommen sei und teile diese
Wertschätzung.
Der sichtlich gerührte Brosda sagte: „Ich bin glücklich.“ Seine Vorgänge…
habe Leitplanken für die Kulturpolitik der nächsten Jahre aufgestellt. „Es
geht jetzt in erster Linie darum, dieses Erbe gut voranzubringen.“
Angesichts der aktuellen Unübersichtlichkeit der Welt sei eine Hinwendung
zu Fragen des Sinns und der Orientierung zu spüren. Die Kultur – von der
Elbphilharmonie bis zur Stadtteilinitiative – könne dafür Orte und
Gelegenheiten schaffen.
Brosda kam 2011 als Leiter des neu geschaffenen Amtes Medien im Range eines
Staatsrats in die Senatskanzlei. Im März 2016 trat der promovierte
Journalist die Nachfolge des Kulturbehördenstaatsrats Horst-Michael
Pelikahn an. Bevor er nach Hamburg kam, hatte er die
Kommunikationsabteilung des SPD-Parteivorstandes geleitet.
Dem neuen Senator wird allseits Kompetenz als Verwalter bescheinigt. Aber
auch, dass es für ihn schwer werde, aus dem Schatten seiner Vorgängerin zu
treten. „Eine so große Frau wie Barbara Kisseler wiederzufinden, ist nicht
einfach“, sagt Christine Ebeling von der Gängeviertel-Intitiative. Es sei
bedauerlich für Hamburg, dass Olaf Scholz wahrscheinlich zu einer Notlösung
habe greifen müssen.
Tatsächlich könnte es schwierig gewesen sein, eine kompetente, SPD-affine
Frau zu finden, die mitten in der Legislaturperiode dieses Amt übernimmt.
Andererseits bekommt Scholz mit Brosda einen Senator, der die Behörde schon
einige Monate geräuschlos geführt hat.
„Sein großer Vorteil ist, dass er solide ist“, sagt Norbert Hackbusch, der
kulturpolitische Sprecher der Linken in der Bürgerschaft – ein guter
Beamter, über den er nichts Schlechtes sagen könne. Er gehöre zum Kreis der
loyalen politischen Beamten um Scholz, was aus Hackbuschs Sicht aber den
Nachteil mit sich bringen dürfte, dass er sich weniger durchsetze als eine
außenstehende Person.
Die Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard findet, Brosda sei „keineswegs
zweite Wahl“. Er habe sich unglaublich schnell eingearbeitet und zuletzt
sehr gut profiliert. „Eine Frau wäre zwar schön gewesen“, sagt sie, „ich
bin trotzdem froh, das er es ist, schließlich geht es am Schluss um
Qualifikation.“ Brosda sei ein guter Redner, bei dem es Spaß mache
zuzuhören. „Er wird in der Kulturszene auf breite Zustimmung stoßen“,
prognostiziert Deuflhard.
27 Jan 2017
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Hamburger Senat
Frauenquote
Kulturpolitik
Kampnagel
taz.gazete
Hamburg
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