# taz.de -- KZ-Überlebende kritisieren Kultursenator: Antifaschist*innen wolle… | |
> Rechtsradikale Worte gewählt? KZ-Überlebende kritisieren Hamburgs | |
> Kultursenator Carsten Brosda (SPD) für eine Rede. | |
Bild: Auf ein Wort, Herr Senator: Esther Bejarano, Überlebende und Aktivistin,… | |
Hamburg taz | „Wir müssen reden, Herr Senator!“ – mit einem offenen Brief | |
hat sich das [1][„Auschwitz-Komitee in der Bundesrepublik“] an Hamburgs | |
Kultursenator Carsten Brosda (SPD) gewandt. Darin formuliert die 1986 von | |
KZ-Überlebenden und ihren Freund*innen gegründete Organisation Kritik: an | |
[2][einer Rede], die Brosda Anfang Mai in der [3][KZ-Gedenkstätte | |
Neuengamme] gehalten hatte. „Begriffe, die in der rechtsradikalen Szene | |
gebräuchlich sind“, erkennen die Absender*innen um die Vereinsvorsitzende | |
[4][Esther Bejarano] in den damaligen Worten Brosdas und eine „pauschale | |
Gleichsetzung linker und rechter Weltbilder“. | |
Im Rahmen eines Festakts zur Erinnerung an das Kriegsende und die Befreiung | |
der Lager hatte Brosda von einem „Tag der schmerzvollen Erinnerung“ | |
gesprochen, aber auch einer „Verantwortung im Hier und Jetzt“: Ausdrücklich | |
bekannte sich der SPD-Politiker auch zu einer „gemeinsamen Verantwortung im | |
Kampf gegen den Rechtsextremismus“, ja: zu einem breiten Konsens, was den | |
Antifaschismus angehe. | |
Aber er sagte auch, es dürften nun nicht „auch alle weiteren ideologischen | |
Positionen der sogenannten Antifa breite gesellschaftliche Resonanz | |
erwarten“. Ob damit etwa [5][die Militanzfrage] gemeint ist oder das | |
Engagement für heutige Geflohene? Unklar. Auf taz-Nachfrage schreibt die | |
Kulturbehörde, „dass es natürlich innerhalb der Antifa auch Positionen | |
gibt, die nicht alle teilen können und auch nicht müssen“. | |
Über die Wortwahl, also das „sogenannte Antifa“, ausgerechnet in einem | |
früheren KZ, „auf einer Gedenkfeier vor und mit Überlebenden“: Darüber | |
wollen Bejarano und das Komitee mit Brosda reden. „Heute Antifaschist*in zu | |
sein, bedeutet für uns, sich der schweren Auseinandersetzung mit den | |
Ursachen, den Erscheinungsformen des Nationalsozialismus, des Nationalismus | |
und der Menschenfeindlichkeit zu stellen“, schreibt das Komitee unter | |
Hinweis auf die „Zeiten,in denen die rechte Szene sich zunehmend | |
radikalisiert“. Unter dieser Aufgabe müssten die Überlebenden | |
„zusammenbrechen, wenn da nicht gemeinsam mit uns viele Menschen streiten | |
würden“. | |
In der Vorwoche bereits hatte sich [6][eine Gruppe von Neuengammer | |
Gedenkstättenpädagog*innen] anonym gegen die „Diskreditierung“ der Antifa | |
durch den Senator gewandt. Bejarano antwortete er nun ziemlich schnell: Am | |
Mittwochmorgen wurde die Behörde bei der Künstlerin vorstellig, auch | |
schriftlich bot Brosda ein Gespräch an – sogar noch am selben Tag. Daraus | |
wurde erst mal nichts: wegen Bejaranos vollem Terminkalender. | |
Die Suche nach einem Datum laufe, sagt Helga Obens vom Auschwitz-Komitee | |
der taz. Zum klärenden Gespräch, „teilöffentlich“, werde es aber wohl er… | |
im Juli kommen. | |
19 Jun 2019 | |
## LINKS | |
[1] http://www.stiftung-auschwitz-komitee.de/das-komitee/das-auschwitz-komitee | |
[2] https://www.hamburg.de/bkm/wir-ueber-uns/12585914/brosda-grusswort-gedenkve… | |
[3] https://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/ | |
[4] /!s=esther+bejarano/ | |
[5] /Debatte-Politische-Gewalt/!5566866/ | |
[6] https://www.freie-radios.net/95886 | |
## AUTOREN | |
Alexander Diehl | |
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