# taz.de -- Probleme beim Bauprojekt Holzmarkt: Auf dem Holzweg | |
> Sie waren die Lieblinge der Stadt. Mit ihrem urbanen Dorf hat sich Berlin | |
> im Ausland geschmückt. Nun steht der Holzmarkt an der Spree vor dem Aus. | |
Bild: Auf dem Holzmarkt: Er könnte scheitern, wenn keine Versöhnung in Sicht … | |
Am Ende ging es einfach nicht mehr. Da sind Mario Husten und Juval Dieziger | |
aufs Dach gestiegen und haben die schwarze Fahne gehisst. Seitdem weht über | |
dem Holzmarkt an der Spree der Schriftzug „Halbmast“. Als Zeichen der | |
Trauer, dass etwas gestorben ist. Dass neben ihrem Hippiedorf ein | |
Nullachtfünfzehnturm hochgezogen werden könnte. Dass sich die Mieter dann | |
über den Lärm der Clubs und der Nachtschwärmer beschweren. Dass am Ende | |
sogar das Dorf verschwinden könnte. „Wir wollen nicht, dass da etwas | |
hinkommt, das mit uns nichts zu tun hat“, sagt Juval Dieziger. In seiner | |
Stimme liegt Verbitterung. „Wir sind ausgebrannt.“ | |
Diese Geschichte handelt von einer Utopie, die das Zeug hatte, Wirklichkeit | |
zu werden. Und davon, wie sie an den Mühen der Ebene scheiterte, weil die | |
anfängliche Euphorie in Misstrauen umschlug. Und sie erzählt, wie | |
inzwischen jeder die Schuld beim andern sucht. | |
Seid realistisch, fordert das Unmögliche: Husten und Dieziger, beide im | |
Vorstand der Holzmarkt Genossenschaft, haben sich den Spontispruch zu | |
Herzen genommen. 2012 haben sie den Zuschlag für das ehemalige Gelände der | |
BSR an der Spree bekommen. Ein Filetgrundstück mit den Glastürmen der BVG | |
auf der einen und dem Radialsystem auf der anderen Seite. Käufer war die | |
Pensionskasse Abendrot aus der Schweiz, die das Gelände den | |
Holzmarkt-Leuten in Erbpacht gab. Alternative Projektentwickler gewinnen | |
ein Bieterverfahren gegen Immobilienhaie. Und das in bester Lage. Schöne | |
Schlagzeilen waren das. Berlin, die Hauptstadt der Kreativen, hatte sein | |
schräges Image wieder einmal unter Beweis gestellt. | |
Und schräg war es wirklich, was Husten und Dieziger vorhatten. Ein | |
Mörchenpark sollte das Spreeufer für die Berlinerinnen und Berliner | |
zugänglich machen. Ein urbanes Dorf, bestehend aus in- und übereinander | |
verschachtelten Holzhütten, sollte zum Ort von Party und alternativem | |
Wirtschaften werden, und am Rande des Dorfes sollte das Eckwerk entstehen, | |
getrennt durch die Trasse der Bahn. Das Eckwerk sollte zeigen, dass auch | |
Hippies Immobilienprojekte stemmen können. Keine von der Stange, sondern | |
innovativ und nachhaltig, wie Juval Dieziger immer wieder betont. „Wir | |
wollten, dass im Eckwerk Arbeiten und Wohnen ineinander übergehen.“ | |
Aus Holz sollte das Eckwerk sein, die Entwürfe stammen aus der Feder von | |
Stars wie Graft Architekten und Jan Kleihues. Büros für neue Ideen und | |
Unternehmen, aber auch 115 Wohneinheiten, wo bis zu 900 Studierende für 250 | |
bis 350 Euro im Monat selbst bestimmen sollten, wie viel Privatsphäre sie | |
brauchen und wie viel Raum zum Arbeiten. Die Tourismusbranche jauchzte, auf | |
Immobilienmessen schmückte sich die Stadt mit den kreativen Hippies. Das | |
Holzmarkt-Projekt hatte das Zeug, nach dem Tacheles zum zweiten großen | |
alternativen Anziehungspunkt Berlins zu werden. | |
Ein bisschen davon ist nun, da es Frühling wird, zu spüren. Die Touristen | |
lümmeln auf den Holzpodesten am Spreeufer. Das kunstvolle Backsteinpflaster | |
stammt von Abrissscheunen aus der Region, draußen hängen Plakate, die die | |
Games Week ankündigen und einen Poetry Slam. Es gibt einen Proberaum für | |
Artisten, das Sälchen für Veranstaltungen, Café, Bäcker, Weinladen, | |
Physiotherapeut, Kindergarten. Wer gut und teurer essen will, bucht im | |
Restaurant Katerschmaus direkt an der Spree. Noch immer atmet das Treiben | |
etwas von der unfertigen Atmosphäre der Bar 25, einer wilden, | |
vertrauensvollen Zwischennutzungsidylle für Partygänger, die 2003 an diesem | |
Ort gegründet worden war – unter anderen von Juval Dieziger. | |
Das Dorf ist fertig, doch auf der anderen Seite der Bahn ragt noch immer | |
kein Turm in die Höhe. Im Gegenteil. Das Scheitern des Eckwerks hat das | |
Zeug, den gesamten Holzmarkt zusammenstürzen zu lassen. | |
Die Geschichte des Eckwerks ist der Versuch einer Quadratur des Kreises. | |
Als die Stiftung Abendrot und die Holzmarkt Genossenschaft 2012 das 6.000 | |
Quadratmeter große Gelände mit einem Bauvolumen von 35.000 Quadratmetern | |
übernahmen, gab es einen gültigen Bebauungsplan. Der sah dort, wo das | |
Eckwerk entstehen sollte, ein Bürohochhaus vor. Mario Husten, Juval | |
Dieziger und ihre Mitstreiter wollten aber ihren Traum vom Wohnen und | |
Arbeiten auf flexiblen Grundrissen verwirklichen. | |
Um alles unter einen Hut zu kriegen, musste der Bebauungsplan geändert | |
werden. Kein Problem, meinte der damalige grüne Baustadtrat Hans Panhoff. | |
„Panhoff hat uns versprochen, dass wir das alles in einem Jahr über die | |
Bühne bringen“, erinnert sich Mario Husten. | |
Die Holzmarkt-Leute machten sich ans Werk. Mit der Änderung des | |
Bebauungsplans bestand schließlich auch die Möglichkeit, das Dorf | |
planungsrechtlich zu sichern. Im Gegenzug stimmten sie der öffentlichen | |
Durchwegung des Geländes und einem Spreeuferweg zu. Mit dem Bezirk | |
schlossen sie einen städtebaulichen Vertrag. Das Eckwerk selbst wurde neu | |
geplant. Statt eines großflächigen Turms sollten nun fünf schlanke gebaut | |
werden, natürlich in Holzbauweise. | |
## Partner Gewobag | |
Um den Bau des Eckwerks – die eigentliche Herausforderung am Holzmarkt – | |
abzusichern, kam mit der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Gewobag noch | |
ein finanzstarker Partner ins Boot. „Nach dem Bau“, erinnert Juval | |
Dieziger, „sollte das Eckwerk in den Bestand der Gewobag gehen, wir als | |
Holzmarkt wären der Träger gewesen.“ Gewobag-Vorstand Markus Terboven war | |
begeistert. Noch im April 2014 sagte er: „Dieses Konzept ist perfekt für | |
diese Lage. (…) Hier werden Lebensräume und Arbeitsräume miteinander | |
verbunden.“ | |
Mit 10 Prozent stieg die Gewobag daraufhin in die Eckwerk Entwicklungs GmbH | |
(EEG) ein. 90 Prozent hielt weiterhin die Holzmarkt Genossenschaft. „Falls | |
die Kooperation scheitern sollte“, so Dieziger, „würden wir wieder | |
auseinandergehen. Das haben Markus Terboven und ich per Handschlag | |
besiegelt.“ | |
Doch dann begannen die ersten Probleme. Die Planungsleistungen für das | |
Eckwerk in Höhe von fünf Millionen Euro finanzierten die Genossen aus | |
eigener Tasche. Auch an der Pacht, die an die Baseler Abendrot-Stiftung zu | |
entrichten war, beteiligte sich die Gewobag nicht. „Wir haben uns dabei | |
nichts gedacht“, sagt Dieziger. | |
Vielleicht auch deshalb, weil bislang alles so glattgegangen war. Weil | |
Warnungen in den Wind geschlagen wurden. Weil die Holzmarkt-Leute, die | |
einen Bieterpoker gewonnen hatten, sich für unschlagbar hielten. | |
## Der tote Stadtrat | |
Auch aufseiten des Bezirks schien zunächst alles wie am Schnürchen zu | |
laufen. Bereits Ende 2014 hatte die Bezirksverordnetenversammlung die | |
Änderungen im Bebauungsplan abgesegnet, danach ging das Verfahren durch die | |
zuständigen Behörden, und auch die hatten nichts einzuwenden. Bis plötzlich | |
das Stadtplanungsamt Bedenken anmeldete. Die für das Eckwerk festgesetzte | |
Wohnfläche von 23.500 Quadratmetern sei nicht genehmigungsfähig, | |
berichtet Husten. Der Grund: Noch immer handelte es sich um ein | |
städtebauliches Kerngebiet für Handel, Wirtschaft, Verwaltung und Kultur. | |
Und da ist das Wohnen nur in Ausnahmefällen möglich. | |
Aber auch für dieses Problem hatte Stadtrat Hans Panhoff eine Lösung. Er | |
schlug vor, auf eine genaue Festlegung der Wohnfläche zu verzichten. Für | |
die Genehmigung sollte es reichen, gesunde Wohnverhältnisse nachzuweisen. | |
Dahinter verbirgt sich das Ringen um Lärmschutz, in Kerngebieten mit Wohnen | |
ein konfliktreiches Thema. | |
Doch die Zeit lief den Holzmarkt-Leuten und Panhoff davon. Im Herbst 2016 | |
standen Wahlen an. Zur Überraschung vieler entschieden sich die Grünen in | |
Friedrichshain-Kreuzberg, anstelle von Panhoff den Stadtaktivisten Florian | |
Schmidt als Stadtratskandidaten zu nominieren. Schmidt ist seit Ende 2016 | |
im Amt, Panhoff starb im März 2017. Bis heute hat der Holzmarkt keinen | |
neuen Bebauungsplan. | |
## Feindliche Übernahme | |
2017 war nicht nur das Jahr, in dem das Holzmarkt-Dorf am 1. Mai feierlich | |
eröffnete. Es war auch das Jahr, in dem das Eckwerk ins Trudeln kam. Die | |
Gewobag stand unter politischem Druck, denn der Senat hatte beschlossen, | |
dass alleine die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften 6.000 Wohnungen im | |
Jahr errichten sollen. Außerdem sollten dort, wo die öffentliche Hand über | |
einen Bebauungsplan Einfluss auf private Investoren nehmen konnte, 30 | |
Prozent der neuen Wohnungen als Sozialwohnungen errichtet werden. | |
„Plötzlich war von Wohnen und Arbeiten keine Rede mehr“, ärgert sich | |
Dieziger. Der Minderheitsgesellschafter der EEG verfolgten nun andere Ziele | |
als die Mehrheitseigner. Keine Mischung von Arbeiten und Wohnen, sondern | |
650 reguläre Studentenwohnungen, das war jetzt der Plan der Gewobag. | |
Im April 2017 hat der Holzmarkt dann einen Brief an die Gewobag | |
geschrieben. „Darin haben wir gesagt: Entweder wir einigen uns, oder die | |
Gewobag gibt ihre Anteile zurück.“ So wie es beim Handschlag vereinbart | |
war. | |
Zum Eklat kam es dann am 6. Juli 2017 auf einer Gesellschafterversammlung. | |
„Mitten in der Versammlung hat uns Terboven gefragt, ob die EEG nicht | |
überschuldet sei“, ärgert sich Dieziger. Hintergrund waren die fünf | |
Millionen, mit denen die Genossenschaft bei den Planungen für die | |
Hochhäuser in Vorleistung gegangen war. „Terboven hat mich dann | |
beiseitegenommen und gesagt: Glaubt ihr wirklich, dass ihr hier Baurecht | |
kriegt? Wer seid ihr eigentlich? Wisst ihr überhaupt, mit wem ihr es zu tun | |
habt? Wir vertreten die Interessen der Stadt, nicht ihr.“ | |
Als Konsequenz daraus kündigte der Holzmarkt den Beteiligungsvertrag mit | |
der Gewobag. In dem Schreiben, das der taz vorliegt, heißt es: „Aufgrund | |
der unwiederbringlichen Zerrüttung des Vertrauensverhältnisses (…) ist | |
einer Fortsetzung des Beteiligungsvertrags die Geschäftsgrundlage | |
entzogen.“ In einem anderen Schreiben ist sogar von einer „feindlichen | |
Übernahme“ durch die Gewobag die Rede. Seitdem hat die Gewobag die | |
Holzmarkt Genossenschaft mit einer Welle von Klagen überzogen. Die | |
Prozesskosten setzen den Holzmarkt-Leuten mächtig zu. | |
## Schmidts Dilemma | |
Eine ganz andere Geschichte als die der feindlichen Übernahme erzählt | |
Florian Schmidt. „Als ich Ende 2016 ins Amt kam, musste ich mich erst mal | |
in die Materie einarbeiten“, erzählt der ehemalige Atelierbeauftragte und | |
Stadtsoziologe, der in der Südlichen Friedrichstadt ein Kunst- und | |
Kreativquartier vorangetrieben hatte. Die Materie war ihm also nicht fremd. | |
Wohl aber der Weg, den sein Vorgänger Panhoff und die Holzmarkt | |
Genossenschaft eingeschlagen hatten. „Damit der Bezirk dem Vorhaben | |
gesunde Wohnverhältnisse attestieren und das Projekt genehmigen kann, muss | |
er wissen, wo an welcher Stelle gewohnt wird und welche Flächen | |
Gemeinschaftsflächen sind“, so Schmidt zur taz. Dieses nachzuweisen gelte | |
nicht nur für den Holzmarkt, sondern für jeden Investor. „Wenn wir das | |
genehmigen, dann kann sich jeder auf solche Ausnahmen berufen.“ | |
Hinzu kam, dass die Juristen im Rathaus eine Genehmigung auf dieser | |
Planungsgrundlage abgelehnt hatten. „Natürlich kann man als Stadtrat ins | |
Risiko gehen“, sagt Schmidt und verweist auf sein Engagement bei der | |
Ausübung des Vorkaufsrechts. „Aber das geht nur, wenn die Verwaltung und | |
der Senat hinter einem stehen.“ In diesem Fall sei das nicht so gewesen. | |
Florian Schmidt resümiert: „Ich habe mich entschlossen, einen unter Druck | |
entstandenen rechtswidrigen Fahrplan nicht zu übernehmen.“ | |
Und noch etwas treibt Schmidt um. „Das Nutzungskonzept des Eckwerks sieht | |
flexibles und temporäres Wohnen für Start-ups und Leute aus dem Ausland | |
vor. Das ist ein sehr lukratives Geschäftsmodell.“ Schmidt dagegen sieht | |
sich dem politischen Ziel verpflichtet, dauerhaft günstigen Wohnraum zu | |
schaffen. Gegenüber der taz betont der grüne Stadtrat aber, dass dies bei | |
der Genehmigung keine Rolle spiele. | |
Das Eckwerk schien Ende 2017 zum Fiasko zu werden. Denn inzwischen hatte | |
auch die Stiftung Abendrot Druck gemacht. Sie drohte damit, den | |
Erbpachtvertrag mit der Holzmarkt Genossenschaft aufzulösen, es sei denn, | |
es komme zu einer Einigung mit dem Bezirk. Weil es diese bis Jahresende | |
nicht gab, zog die Stiftung die Reißleine. | |
Eine Frist, den Vertrag neu auszuhandeln, endete im April dieses Jahres. | |
Juval Dieziger und Mario Husten haben hoch gepokert – und verloren. | |
## Wer ist schuld? | |
Noch eine Fahne weht auf den Dächern des Holzdorfes. Eine mit einem | |
Fragezeichen drauf. Man kann es auch so interpretieren: Wer ist schuld? | |
Denn inzwischen geht es allen nur noch darum, die Verantwortung für das | |
Scheitern von sich zu weisen. Die Gewobag unterstellt dem Holzmarkt, an | |
einer Wohnnutzung nie Interesse gehabt zu haben. Grund sei die von Panhoff | |
vorgeschlagene Veränderung des Bebauungsplans, aus dem die 23.500 | |
Quadratmeter Wohnen verschwunden waren. Eine böse Unterstellung. Dennoch | |
schreibt die Gewobag auf Anfrage der taz: „Dies kann die Gewobag gerade vor | |
dem Hintergrund der in Berlin kritischen Wohnungssituation nicht | |
mittragen.“ | |
Der Holzmarkt wiederum wittert eine Verschwörung von Gewobag und Bezirk und | |
verweist hinter vorgehaltener Hand auf die Tatsache, dass gerade die | |
Gewobag Florian Schmidt zum Helden des Vorkaufsrechts gemacht habe. | |
Tatsächlich ist der grüne Baustadtrat, wie auch Bausenatorin Katrin | |
Lompscher, unter Druck. Beide müssen Wohnungen liefern. Lompscher soll das | |
durch Neubau tun, Florian Schmidt hat einen anderen Weg eingeschlagen. In | |
nunmehr zwölf Fällen hat sein Amt das Vorkaufsrecht wahrgenommen und einen | |
spekulativen Hausverkauf verhindert, zuletzt in der Mariannenstraße 30. | |
Vielen gilt Schmidt deshalb als politischer Shootingstar, seine Losung | |
heißt: „Wir kaufen uns die Stadt zurück.“ | |
Mit „wir“ meint Schmidt das Land Berlin und die landeseigenen | |
Wohnungsbaugesellschaften. Denn in der Mariannenstraße 30 war es die | |
Gewobag, zu deren Gunsten Schmidt die Vorkaufskarte gezogen hat. Will der | |
grüne Bezirkspolitiker weiter auf seiner Erfolgswelle reiten, so | |
insinuieren es die Holzmarkt-Leute, kann er sich nicht mit einem so | |
wichtigen Partner anlegen. Schmidt weist diese Unterstellung gegenüber der | |
taz zurück: „Das grenzt an Verleumdung.“ | |
## Kein Kompromiss in Sicht | |
Es ist Ende April, kalt ist es draußen an der Spree. Husten und Dieziger | |
sitzen im Innenraum des Restaurants Katerschmaus. „Auf dem Gelände stehen | |
200 Arbeitsplätze auf dem Spiel“, betont Dieziger. Am Tag zuvor haben sich | |
die Gesellschafter der EEG noch einmal getroffen. Die Gewobag hat der taz | |
daraufhin mitgeteilt, weiterhin kompromissbereit zu sein. „Der Gewobag ist | |
weiterhin daran gelegen, mit dem Projekt ‚Eckwerk‘ einen Ort für Berlin zu | |
schaffen, an dem Kreativität und Innovation zusammen mit bezahlbarem, | |
studentischem Wohnen möglich wird“, heißt es in einer Stellungnahme. | |
Auch die Holzmarkt-Leute haben Sätze wie diese formuliert, sie kommen ihnen | |
schwer über die Lippen. Mario Husten sagt: „Die Genossenschaft macht den | |
Weg frei für einen Neuanfang. Wir unterstützen die Stiftung und den Bezirk | |
bei der Suche nach einer konstruktiven Lösung sowohl im Interesse der Stadt | |
als auch des Quartiers.“ | |
An einen Erfolg zu glauben fällt ihnen dennoch schwer. „Wenn die Abendrot | |
das Grundstück verkauft, wird es um das Zehnfache teurer werden“, sagt | |
Dieziger. Investoren sollen jedenfalls schon auf der Matte stehen. Der | |
Traum vom Experiment an der Spree hätte sich in einen Albtraum verwandelt. | |
Aber selbst wenn die Gewobag zum Zuge käme und normale Studentenwohnungen | |
baute, könnte es für den Holzmarkt eng werden. Wer nur für ein paar Monate | |
in ein Apartment zieht, macht sich nichts aus Lärm. Wer als Student ein | |
paar Jahre bleibt, möchte vielleicht lieber fürs Examen lernen, als von | |
Technolärm aus dem Kater Blau beschallt werden. | |
Am Ende des Gesprächs steht Juval Dieziger auf und kümmert sich um die | |
Gäste des Katerschmaus. Vom Lärmschutz abgesehen sei das Dorf, das hat ihm | |
Florian Schmidt in einem informellen Gespräch versichert, nicht gefährdet. | |
Es gibt zwar keinen neuen Bebauungsplan, doch der städtebauliche Vertrag | |
mit dem Bezirk gilt. | |
Eine wiederum andere Geschichte erzählt Mario Husten. Er verweist darauf, | |
dass der Holzmarkt auf Betreiben der Gewobag noch immer nicht in den | |
Grundbüchern eingetragen sei. Das bedeute nicht nur erhebliche finanzielle | |
Probleme. Auch weitere Baumaßnahmen, etwa bei der Ufergestaltung, müssten | |
nun eingestellt werden. | |
29 Apr 2018 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
Susanne Messmer | |
## TAGS | |
Holzmarkt | |
Gentrifizierung | |
Wohnungsnot | |
Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin | |
Schwerpunkt Stadtland | |
Holzmarkt | |
Holzmarkt | |
Florian Schmidt | |
Holzmarkt | |
Kunst Berlin | |
Abgeordnetenhaus | |
Start-Up | |
Holzmarkt | |
Clubszene | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Freiräume in Berlin: Der Spielplatz hat Geburtstag | |
Das urbane Dorf Holzmarkt feiert Zehnjähriges. Seine Krisen gehören der | |
Vergangenheit an. Man ist erwachsener geworden, aber nicht langweiliger. | |
Platz an der Spree in Berlin wird knapp: Ein gallisches Dorf | |
Ein Bekenntnis gegen Investorenarchitektur will der Holzmarkt sein. Nun | |
orientiert man sich auch dort dahin, wo in Berlin noch Platz ist: nach | |
oben. | |
Spreeufer für alle: „Die Baubürokratie ist entsetzlich“ | |
Die Lage im Holzmarkt ist verfahren. Dabei sei das Hippie-Dorf auch wegen | |
der Lebendigkeit des Projekts sehr wichtig, sagt Michael Sontheimer. | |
Streit um den Holzmarkt: Es bleibt so wirr wie Holzwolle | |
Das Kreativdorf Holzmarkt hat einen Rat zur Mediation installiert, damit es | |
weitergeht an der Spree. Doch die Ergebnisse sind mager. | |
Der umstrittene grüne Baustadtrat: Florian Schmidts Prioritäten | |
Holzmarkt-Genossenschaft verklagt das Land auf 19 Mio. Euro Schadenersatz. | |
Doch gemeint ist der Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg. Ein | |
Wochenkommentar. | |
Zoff zwischen Land Berlin und Holzmarkt: Man sieht sich vor Gericht | |
Einst galt sie als Darling aus der alternativen Bauszene. Jetzt verklagt | |
die Holzmarkt-Genossenschaft das Land auf 19 Millionen Euro Schadenersatz. | |
Kulturbotschaft Lichtenberg: Eine Werkstatt für die Kunst | |
Das Refugium für ehemalige Künstler aus dem Tacheles darf am Freitag zur | |
11. Langen Nacht der Bilder öffnen – für nur einen Tag. | |
Abgeordnetenhaus: Auf Tour mit den Kontrollettis | |
Der Hauptausschuss des Parlaments guckt bei einer Baustellenbusrundfahrt | |
nach, wo wie gebaut wird. | |
Arbeitsbedingungen bei Start-Ups: Brave New Work | |
Start-ups versprechen eine schöne neue Arbeitswelt. Doch die meisten | |
Jung-Unternehmen sind ausbeuterisch und arbeitnehmerfeindlich. | |
Das war die Woche in Berlin II: Sehnsucht nach dem Anderen | |
Tausende drängeln sich am 1. Mai bei der Eröffnung des Holzmarkts, dem | |
neuen Kreativdorf an der Spree. | |
Der Traum vom freieren Leben in Berlin: Manufactum für die Szene | |
Was tun, wenn man älter wird, aber weiter Spaß haben will? Die Betreiber | |
der verblichenen Bar25 eröffnen am 1. Mai ihr Kreativ-Dorf Holzmarkt. | |
Bar-25-Macher kaufen Ufer-Grundstück: Berlin feiert weiter an der Spree | |
Die spannendste Grundstücksfrage Berlins ist entschieden: Die | |
Holzmarktgenossenschaft erhält den Zuschlag für das Areal am Spree-Ufer. | |
Montagsinterview: "Wir sind Business-Hippies" | |
Christoph Klenzendorf und Juval Dieziger betreiben mit Freunden die Bar 25 | |
am Spreeufer in Friedrichshain. Doch auf dem Gelände sind Bürobauten des | |
Großprojekts MediaSpree geplant. Ein Gespräch über demokratischen | |
Widerstand, Konfettischlachten und suizidale Igel. |