| # taz.de -- Probleme beim Bauprojekt Holzmarkt: Auf dem Holzweg | |
| > Sie waren die Lieblinge der Stadt. Mit ihrem urbanen Dorf hat sich Berlin | |
| > im Ausland geschmückt. Nun steht der Holzmarkt an der Spree vor dem Aus. | |
| Bild: Auf dem Holzmarkt: Er könnte scheitern, wenn keine Versöhnung in Sicht … | |
| Am Ende ging es einfach nicht mehr. Da sind Mario Husten und Juval Dieziger | |
| aufs Dach gestiegen und haben die schwarze Fahne gehisst. Seitdem weht über | |
| dem Holzmarkt an der Spree der Schriftzug „Halbmast“. Als Zeichen der | |
| Trauer, dass etwas gestorben ist. Dass neben ihrem Hippiedorf ein | |
| Nullachtfünfzehnturm hochgezogen werden könnte. Dass sich die Mieter dann | |
| über den Lärm der Clubs und der Nachtschwärmer beschweren. Dass am Ende | |
| sogar das Dorf verschwinden könnte. „Wir wollen nicht, dass da etwas | |
| hinkommt, das mit uns nichts zu tun hat“, sagt Juval Dieziger. In seiner | |
| Stimme liegt Verbitterung. „Wir sind ausgebrannt.“ | |
| Diese Geschichte handelt von einer Utopie, die das Zeug hatte, Wirklichkeit | |
| zu werden. Und davon, wie sie an den Mühen der Ebene scheiterte, weil die | |
| anfängliche Euphorie in Misstrauen umschlug. Und sie erzählt, wie | |
| inzwischen jeder die Schuld beim andern sucht. | |
| Seid realistisch, fordert das Unmögliche: Husten und Dieziger, beide im | |
| Vorstand der Holzmarkt Genossenschaft, haben sich den Spontispruch zu | |
| Herzen genommen. 2012 haben sie den Zuschlag für das ehemalige Gelände der | |
| BSR an der Spree bekommen. Ein Filetgrundstück mit den Glastürmen der BVG | |
| auf der einen und dem Radialsystem auf der anderen Seite. Käufer war die | |
| Pensionskasse Abendrot aus der Schweiz, die das Gelände den | |
| Holzmarkt-Leuten in Erbpacht gab. Alternative Projektentwickler gewinnen | |
| ein Bieterverfahren gegen Immobilienhaie. Und das in bester Lage. Schöne | |
| Schlagzeilen waren das. Berlin, die Hauptstadt der Kreativen, hatte sein | |
| schräges Image wieder einmal unter Beweis gestellt. | |
| Und schräg war es wirklich, was Husten und Dieziger vorhatten. Ein | |
| Mörchenpark sollte das Spreeufer für die Berlinerinnen und Berliner | |
| zugänglich machen. Ein urbanes Dorf, bestehend aus in- und übereinander | |
| verschachtelten Holzhütten, sollte zum Ort von Party und alternativem | |
| Wirtschaften werden, und am Rande des Dorfes sollte das Eckwerk entstehen, | |
| getrennt durch die Trasse der Bahn. Das Eckwerk sollte zeigen, dass auch | |
| Hippies Immobilienprojekte stemmen können. Keine von der Stange, sondern | |
| innovativ und nachhaltig, wie Juval Dieziger immer wieder betont. „Wir | |
| wollten, dass im Eckwerk Arbeiten und Wohnen ineinander übergehen.“ | |
| Aus Holz sollte das Eckwerk sein, die Entwürfe stammen aus der Feder von | |
| Stars wie Graft Architekten und Jan Kleihues. Büros für neue Ideen und | |
| Unternehmen, aber auch 115 Wohneinheiten, wo bis zu 900 Studierende für 250 | |
| bis 350 Euro im Monat selbst bestimmen sollten, wie viel Privatsphäre sie | |
| brauchen und wie viel Raum zum Arbeiten. Die Tourismusbranche jauchzte, auf | |
| Immobilienmessen schmückte sich die Stadt mit den kreativen Hippies. Das | |
| Holzmarkt-Projekt hatte das Zeug, nach dem Tacheles zum zweiten großen | |
| alternativen Anziehungspunkt Berlins zu werden. | |
| Ein bisschen davon ist nun, da es Frühling wird, zu spüren. Die Touristen | |
| lümmeln auf den Holzpodesten am Spreeufer. Das kunstvolle Backsteinpflaster | |
| stammt von Abrissscheunen aus der Region, draußen hängen Plakate, die die | |
| Games Week ankündigen und einen Poetry Slam. Es gibt einen Proberaum für | |
| Artisten, das Sälchen für Veranstaltungen, Café, Bäcker, Weinladen, | |
| Physiotherapeut, Kindergarten. Wer gut und teurer essen will, bucht im | |
| Restaurant Katerschmaus direkt an der Spree. Noch immer atmet das Treiben | |
| etwas von der unfertigen Atmosphäre der Bar 25, einer wilden, | |
| vertrauensvollen Zwischennutzungsidylle für Partygänger, die 2003 an diesem | |
| Ort gegründet worden war – unter anderen von Juval Dieziger. | |
| Das Dorf ist fertig, doch auf der anderen Seite der Bahn ragt noch immer | |
| kein Turm in die Höhe. Im Gegenteil. Das Scheitern des Eckwerks hat das | |
| Zeug, den gesamten Holzmarkt zusammenstürzen zu lassen. | |
| Die Geschichte des Eckwerks ist der Versuch einer Quadratur des Kreises. | |
| Als die Stiftung Abendrot und die Holzmarkt Genossenschaft 2012 das 6.000 | |
| Quadratmeter große Gelände mit einem Bauvolumen von 35.000 Quadratmetern | |
| übernahmen, gab es einen gültigen Bebauungsplan. Der sah dort, wo das | |
| Eckwerk entstehen sollte, ein Bürohochhaus vor. Mario Husten, Juval | |
| Dieziger und ihre Mitstreiter wollten aber ihren Traum vom Wohnen und | |
| Arbeiten auf flexiblen Grundrissen verwirklichen. | |
| Um alles unter einen Hut zu kriegen, musste der Bebauungsplan geändert | |
| werden. Kein Problem, meinte der damalige grüne Baustadtrat Hans Panhoff. | |
| „Panhoff hat uns versprochen, dass wir das alles in einem Jahr über die | |
| Bühne bringen“, erinnert sich Mario Husten. | |
| Die Holzmarkt-Leute machten sich ans Werk. Mit der Änderung des | |
| Bebauungsplans bestand schließlich auch die Möglichkeit, das Dorf | |
| planungsrechtlich zu sichern. Im Gegenzug stimmten sie der öffentlichen | |
| Durchwegung des Geländes und einem Spreeuferweg zu. Mit dem Bezirk | |
| schlossen sie einen städtebaulichen Vertrag. Das Eckwerk selbst wurde neu | |
| geplant. Statt eines großflächigen Turms sollten nun fünf schlanke gebaut | |
| werden, natürlich in Holzbauweise. | |
| ## Partner Gewobag | |
| Um den Bau des Eckwerks – die eigentliche Herausforderung am Holzmarkt – | |
| abzusichern, kam mit der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Gewobag noch | |
| ein finanzstarker Partner ins Boot. „Nach dem Bau“, erinnert Juval | |
| Dieziger, „sollte das Eckwerk in den Bestand der Gewobag gehen, wir als | |
| Holzmarkt wären der Träger gewesen.“ Gewobag-Vorstand Markus Terboven war | |
| begeistert. Noch im April 2014 sagte er: „Dieses Konzept ist perfekt für | |
| diese Lage. (…) Hier werden Lebensräume und Arbeitsräume miteinander | |
| verbunden.“ | |
| Mit 10 Prozent stieg die Gewobag daraufhin in die Eckwerk Entwicklungs GmbH | |
| (EEG) ein. 90 Prozent hielt weiterhin die Holzmarkt Genossenschaft. „Falls | |
| die Kooperation scheitern sollte“, so Dieziger, „würden wir wieder | |
| auseinandergehen. Das haben Markus Terboven und ich per Handschlag | |
| besiegelt.“ | |
| Doch dann begannen die ersten Probleme. Die Planungsleistungen für das | |
| Eckwerk in Höhe von fünf Millionen Euro finanzierten die Genossen aus | |
| eigener Tasche. Auch an der Pacht, die an die Baseler Abendrot-Stiftung zu | |
| entrichten war, beteiligte sich die Gewobag nicht. „Wir haben uns dabei | |
| nichts gedacht“, sagt Dieziger. | |
| Vielleicht auch deshalb, weil bislang alles so glattgegangen war. Weil | |
| Warnungen in den Wind geschlagen wurden. Weil die Holzmarkt-Leute, die | |
| einen Bieterpoker gewonnen hatten, sich für unschlagbar hielten. | |
| ## Der tote Stadtrat | |
| Auch aufseiten des Bezirks schien zunächst alles wie am Schnürchen zu | |
| laufen. Bereits Ende 2014 hatte die Bezirksverordnetenversammlung die | |
| Änderungen im Bebauungsplan abgesegnet, danach ging das Verfahren durch die | |
| zuständigen Behörden, und auch die hatten nichts einzuwenden. Bis plötzlich | |
| das Stadtplanungsamt Bedenken anmeldete. Die für das Eckwerk festgesetzte | |
| Wohnfläche von 23.500 Quadratmetern sei nicht genehmigungsfähig, | |
| berichtet Husten. Der Grund: Noch immer handelte es sich um ein | |
| städtebauliches Kerngebiet für Handel, Wirtschaft, Verwaltung und Kultur. | |
| Und da ist das Wohnen nur in Ausnahmefällen möglich. | |
| Aber auch für dieses Problem hatte Stadtrat Hans Panhoff eine Lösung. Er | |
| schlug vor, auf eine genaue Festlegung der Wohnfläche zu verzichten. Für | |
| die Genehmigung sollte es reichen, gesunde Wohnverhältnisse nachzuweisen. | |
| Dahinter verbirgt sich das Ringen um Lärmschutz, in Kerngebieten mit Wohnen | |
| ein konfliktreiches Thema. | |
| Doch die Zeit lief den Holzmarkt-Leuten und Panhoff davon. Im Herbst 2016 | |
| standen Wahlen an. Zur Überraschung vieler entschieden sich die Grünen in | |
| Friedrichshain-Kreuzberg, anstelle von Panhoff den Stadtaktivisten Florian | |
| Schmidt als Stadtratskandidaten zu nominieren. Schmidt ist seit Ende 2016 | |
| im Amt, Panhoff starb im März 2017. Bis heute hat der Holzmarkt keinen | |
| neuen Bebauungsplan. | |
| ## Feindliche Übernahme | |
| 2017 war nicht nur das Jahr, in dem das Holzmarkt-Dorf am 1. Mai feierlich | |
| eröffnete. Es war auch das Jahr, in dem das Eckwerk ins Trudeln kam. Die | |
| Gewobag stand unter politischem Druck, denn der Senat hatte beschlossen, | |
| dass alleine die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften 6.000 Wohnungen im | |
| Jahr errichten sollen. Außerdem sollten dort, wo die öffentliche Hand über | |
| einen Bebauungsplan Einfluss auf private Investoren nehmen konnte, 30 | |
| Prozent der neuen Wohnungen als Sozialwohnungen errichtet werden. | |
| „Plötzlich war von Wohnen und Arbeiten keine Rede mehr“, ärgert sich | |
| Dieziger. Der Minderheitsgesellschafter der EEG verfolgten nun andere Ziele | |
| als die Mehrheitseigner. Keine Mischung von Arbeiten und Wohnen, sondern | |
| 650 reguläre Studentenwohnungen, das war jetzt der Plan der Gewobag. | |
| Im April 2017 hat der Holzmarkt dann einen Brief an die Gewobag | |
| geschrieben. „Darin haben wir gesagt: Entweder wir einigen uns, oder die | |
| Gewobag gibt ihre Anteile zurück.“ So wie es beim Handschlag vereinbart | |
| war. | |
| Zum Eklat kam es dann am 6. Juli 2017 auf einer Gesellschafterversammlung. | |
| „Mitten in der Versammlung hat uns Terboven gefragt, ob die EEG nicht | |
| überschuldet sei“, ärgert sich Dieziger. Hintergrund waren die fünf | |
| Millionen, mit denen die Genossenschaft bei den Planungen für die | |
| Hochhäuser in Vorleistung gegangen war. „Terboven hat mich dann | |
| beiseitegenommen und gesagt: Glaubt ihr wirklich, dass ihr hier Baurecht | |
| kriegt? Wer seid ihr eigentlich? Wisst ihr überhaupt, mit wem ihr es zu tun | |
| habt? Wir vertreten die Interessen der Stadt, nicht ihr.“ | |
| Als Konsequenz daraus kündigte der Holzmarkt den Beteiligungsvertrag mit | |
| der Gewobag. In dem Schreiben, das der taz vorliegt, heißt es: „Aufgrund | |
| der unwiederbringlichen Zerrüttung des Vertrauensverhältnisses (…) ist | |
| einer Fortsetzung des Beteiligungsvertrags die Geschäftsgrundlage | |
| entzogen.“ In einem anderen Schreiben ist sogar von einer „feindlichen | |
| Übernahme“ durch die Gewobag die Rede. Seitdem hat die Gewobag die | |
| Holzmarkt Genossenschaft mit einer Welle von Klagen überzogen. Die | |
| Prozesskosten setzen den Holzmarkt-Leuten mächtig zu. | |
| ## Schmidts Dilemma | |
| Eine ganz andere Geschichte als die der feindlichen Übernahme erzählt | |
| Florian Schmidt. „Als ich Ende 2016 ins Amt kam, musste ich mich erst mal | |
| in die Materie einarbeiten“, erzählt der ehemalige Atelierbeauftragte und | |
| Stadtsoziologe, der in der Südlichen Friedrichstadt ein Kunst- und | |
| Kreativquartier vorangetrieben hatte. Die Materie war ihm also nicht fremd. | |
| Wohl aber der Weg, den sein Vorgänger Panhoff und die Holzmarkt | |
| Genossenschaft eingeschlagen hatten. „Damit der Bezirk dem Vorhaben | |
| gesunde Wohnverhältnisse attestieren und das Projekt genehmigen kann, muss | |
| er wissen, wo an welcher Stelle gewohnt wird und welche Flächen | |
| Gemeinschaftsflächen sind“, so Schmidt zur taz. Dieses nachzuweisen gelte | |
| nicht nur für den Holzmarkt, sondern für jeden Investor. „Wenn wir das | |
| genehmigen, dann kann sich jeder auf solche Ausnahmen berufen.“ | |
| Hinzu kam, dass die Juristen im Rathaus eine Genehmigung auf dieser | |
| Planungsgrundlage abgelehnt hatten. „Natürlich kann man als Stadtrat ins | |
| Risiko gehen“, sagt Schmidt und verweist auf sein Engagement bei der | |
| Ausübung des Vorkaufsrechts. „Aber das geht nur, wenn die Verwaltung und | |
| der Senat hinter einem stehen.“ In diesem Fall sei das nicht so gewesen. | |
| Florian Schmidt resümiert: „Ich habe mich entschlossen, einen unter Druck | |
| entstandenen rechtswidrigen Fahrplan nicht zu übernehmen.“ | |
| Und noch etwas treibt Schmidt um. „Das Nutzungskonzept des Eckwerks sieht | |
| flexibles und temporäres Wohnen für Start-ups und Leute aus dem Ausland | |
| vor. Das ist ein sehr lukratives Geschäftsmodell.“ Schmidt dagegen sieht | |
| sich dem politischen Ziel verpflichtet, dauerhaft günstigen Wohnraum zu | |
| schaffen. Gegenüber der taz betont der grüne Stadtrat aber, dass dies bei | |
| der Genehmigung keine Rolle spiele. | |
| Das Eckwerk schien Ende 2017 zum Fiasko zu werden. Denn inzwischen hatte | |
| auch die Stiftung Abendrot Druck gemacht. Sie drohte damit, den | |
| Erbpachtvertrag mit der Holzmarkt Genossenschaft aufzulösen, es sei denn, | |
| es komme zu einer Einigung mit dem Bezirk. Weil es diese bis Jahresende | |
| nicht gab, zog die Stiftung die Reißleine. | |
| Eine Frist, den Vertrag neu auszuhandeln, endete im April dieses Jahres. | |
| Juval Dieziger und Mario Husten haben hoch gepokert – und verloren. | |
| ## Wer ist schuld? | |
| Noch eine Fahne weht auf den Dächern des Holzdorfes. Eine mit einem | |
| Fragezeichen drauf. Man kann es auch so interpretieren: Wer ist schuld? | |
| Denn inzwischen geht es allen nur noch darum, die Verantwortung für das | |
| Scheitern von sich zu weisen. Die Gewobag unterstellt dem Holzmarkt, an | |
| einer Wohnnutzung nie Interesse gehabt zu haben. Grund sei die von Panhoff | |
| vorgeschlagene Veränderung des Bebauungsplans, aus dem die 23.500 | |
| Quadratmeter Wohnen verschwunden waren. Eine böse Unterstellung. Dennoch | |
| schreibt die Gewobag auf Anfrage der taz: „Dies kann die Gewobag gerade vor | |
| dem Hintergrund der in Berlin kritischen Wohnungssituation nicht | |
| mittragen.“ | |
| Der Holzmarkt wiederum wittert eine Verschwörung von Gewobag und Bezirk und | |
| verweist hinter vorgehaltener Hand auf die Tatsache, dass gerade die | |
| Gewobag Florian Schmidt zum Helden des Vorkaufsrechts gemacht habe. | |
| Tatsächlich ist der grüne Baustadtrat, wie auch Bausenatorin Katrin | |
| Lompscher, unter Druck. Beide müssen Wohnungen liefern. Lompscher soll das | |
| durch Neubau tun, Florian Schmidt hat einen anderen Weg eingeschlagen. In | |
| nunmehr zwölf Fällen hat sein Amt das Vorkaufsrecht wahrgenommen und einen | |
| spekulativen Hausverkauf verhindert, zuletzt in der Mariannenstraße 30. | |
| Vielen gilt Schmidt deshalb als politischer Shootingstar, seine Losung | |
| heißt: „Wir kaufen uns die Stadt zurück.“ | |
| Mit „wir“ meint Schmidt das Land Berlin und die landeseigenen | |
| Wohnungsbaugesellschaften. Denn in der Mariannenstraße 30 war es die | |
| Gewobag, zu deren Gunsten Schmidt die Vorkaufskarte gezogen hat. Will der | |
| grüne Bezirkspolitiker weiter auf seiner Erfolgswelle reiten, so | |
| insinuieren es die Holzmarkt-Leute, kann er sich nicht mit einem so | |
| wichtigen Partner anlegen. Schmidt weist diese Unterstellung gegenüber der | |
| taz zurück: „Das grenzt an Verleumdung.“ | |
| ## Kein Kompromiss in Sicht | |
| Es ist Ende April, kalt ist es draußen an der Spree. Husten und Dieziger | |
| sitzen im Innenraum des Restaurants Katerschmaus. „Auf dem Gelände stehen | |
| 200 Arbeitsplätze auf dem Spiel“, betont Dieziger. Am Tag zuvor haben sich | |
| die Gesellschafter der EEG noch einmal getroffen. Die Gewobag hat der taz | |
| daraufhin mitgeteilt, weiterhin kompromissbereit zu sein. „Der Gewobag ist | |
| weiterhin daran gelegen, mit dem Projekt ‚Eckwerk‘ einen Ort für Berlin zu | |
| schaffen, an dem Kreativität und Innovation zusammen mit bezahlbarem, | |
| studentischem Wohnen möglich wird“, heißt es in einer Stellungnahme. | |
| Auch die Holzmarkt-Leute haben Sätze wie diese formuliert, sie kommen ihnen | |
| schwer über die Lippen. Mario Husten sagt: „Die Genossenschaft macht den | |
| Weg frei für einen Neuanfang. Wir unterstützen die Stiftung und den Bezirk | |
| bei der Suche nach einer konstruktiven Lösung sowohl im Interesse der Stadt | |
| als auch des Quartiers.“ | |
| An einen Erfolg zu glauben fällt ihnen dennoch schwer. „Wenn die Abendrot | |
| das Grundstück verkauft, wird es um das Zehnfache teurer werden“, sagt | |
| Dieziger. Investoren sollen jedenfalls schon auf der Matte stehen. Der | |
| Traum vom Experiment an der Spree hätte sich in einen Albtraum verwandelt. | |
| Aber selbst wenn die Gewobag zum Zuge käme und normale Studentenwohnungen | |
| baute, könnte es für den Holzmarkt eng werden. Wer nur für ein paar Monate | |
| in ein Apartment zieht, macht sich nichts aus Lärm. Wer als Student ein | |
| paar Jahre bleibt, möchte vielleicht lieber fürs Examen lernen, als von | |
| Technolärm aus dem Kater Blau beschallt werden. | |
| Am Ende des Gesprächs steht Juval Dieziger auf und kümmert sich um die | |
| Gäste des Katerschmaus. Vom Lärmschutz abgesehen sei das Dorf, das hat ihm | |
| Florian Schmidt in einem informellen Gespräch versichert, nicht gefährdet. | |
| Es gibt zwar keinen neuen Bebauungsplan, doch der städtebauliche Vertrag | |
| mit dem Bezirk gilt. | |
| Eine wiederum andere Geschichte erzählt Mario Husten. Er verweist darauf, | |
| dass der Holzmarkt auf Betreiben der Gewobag noch immer nicht in den | |
| Grundbüchern eingetragen sei. Das bedeute nicht nur erhebliche finanzielle | |
| Probleme. Auch weitere Baumaßnahmen, etwa bei der Ufergestaltung, müssten | |
| nun eingestellt werden. | |
| 29 Apr 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Uwe Rada | |
| Susanne Messmer | |
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