# taz.de -- Bericht zu Fossil-Subventionen: Steuergeld für Klimakiller | |
> Die EU lobt sich gern für ihre Klimaziele. Gleichzeitig spendieren die | |
> Staaten aber jedes Jahr über 110 Milliarden Euro für Kohle, Öl oder Gas. | |
Bild: Subventionierter Irrsinn: Stau in München | |
Berlin taz | Erst in der vergangenen Woche warnte der Europäische | |
Rechnungshof: Die EU verfehlt ihre Klimaziele. Jetzt ist auch klar, warum: | |
Jedes Jahr subventionieren die europäischen Steuerzahler den Verbrauch von | |
Kohle, Öl und Gas mit mindestens 112 Milliarden Euro. | |
Das ist das Ergebnis [1][der Studie „Phase out 2020“], den die Umweltgruppe | |
Climate Action Network (CAN) und der britische Thinktank Overseas | |
Development Institute am Donnerstag in Brüssel vorgelegt hat. | |
Der Bericht untersucht die öffentlichen Ausgaben zwischen 2014 und 2016 in | |
den elf größten europäischen Ländern, die 83 Prozent der EU-Emissionen | |
verursachen. Er berechnet Steuerrabatte, Zahlungen der öffentlichen Hand | |
und Investitionen von staatseigenen Betrieben und Banken. Der Löwenanteil | |
der Hilfen geht demnach mit 49 Milliarden in den Verkehr, allein 21 | |
Milliarden davon fördern den Dieseltreibstoff. | |
15 Milliarden bekommen Industrie und Gewerbe, etwa durch verringerte | |
Steuerlasten für energieintensive Betriebe. Weitere 7,3 Milliarden Euro | |
gaben die EU-Staaten als Finanzhilfen für die Öl- und Gasproduktion aus, | |
allen voran Deutschland, Italien, Großbritannien und die EU. Außerhalb von | |
Europa finanzierten öffentliche Banken wie die EIB oder die EBRD die | |
Gas-Infrastruktur mit weiteren 2,4 Milliarden. | |
## EU soll sich an eigene Vorgaben halten | |
Noch einmal 3,3 Milliarden flossen in Hilfen für die Kohleindustrie, 2,2 | |
Milliarden stützten Kohlekraftwerke. Auch wenn die Subventionen oft als | |
Hilfen für sozial Schwache begründet werden, ergab die Studie, dass nur die | |
Hälfte der Ausgaben auf arme Haushalte zugeschnitten ist. | |
„Die Regierungen in Europa und die EU subventionieren weiter die | |
Abhängigkeit von Öl, Kohle und Gas und heizen den gefährlichen Klimawandel | |
mit Steuergeldern an“, erklärte CAN, der internationale Dachverband von | |
Klimaschutzgruppen. Die EU solle sich an ihre eigenen Vorgaben halten, | |
umweltschädliche Subventionen möglichst bis 2020 zu beenden. Außerdem müsse | |
es mehr Transparenz geben. Eine Berichtspflicht dazu war EU-weit 2015 | |
abgeschafft worden. Von der EU-Kommission gab es erst einmal keine Reaktion | |
auf die Zahlen. | |
Der Bericht zählt nur die direkten Subventionen. Weltweit machen diese | |
Zahlungen laut Internationaler Energieagentur IEA derzeit 325 Milliarden | |
aus, 150 Milliarden gehen an Erneuerbare. Der Weltwährungsfonds allerdings | |
rechnet auch die indirekten Kosten der fossilen Brennstoffe hinzu – etwa | |
Schäden durch Klimawandel oder Luftverschmutzung. Und kommt auf etwa 5 | |
Billionen Dollar jährliche Staatshilfen für dreckige Energien. | |
28 Sep 2017 | |
## LINKS | |
[1] http://www.caneurope.org/publications/blogs/1471-report-phase-out-2020-moni… | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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