# taz.de -- Salomonische Sprüche: Verwirrung um die Vertiefung | |
> Die Urteilsbegründung des Bundesverwaltungsgerichts zur Elbvertiefung | |
> liegt jetzt vor. Sie beseitigt die vermeintliche Klarheit | |
Bild: Idyllische Baggerarbeiten in der Elbe: Wer will da etwas dagegen haben | |
HAMBURG taz | Fast vier Monate nach dem Urteilsspruch des | |
Bundesverwaltungsgerichts zur Elbvertiefung liegt nun die schriftliche | |
Urteilsbegründung vor – und verwirrt die Lage zusätzlich. „Die | |
Fahrrinnenanpassung wird kommen“, behauptete am Montag Hamburgs | |
Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos). „Die rechtlichen Maßstäbe für | |
einen angemessenen Ausgleich sind noch strenger geworden“, kommentieren | |
hingegen die Umweltverbände BUND, Nabu und WWF. Und aus Schleswig-Holstein | |
verlautet, Hamburg habe auf das Angebot einer Ausgleichsfläche nicht einmal | |
geantwortet. | |
Am 9. Februar hatte das Bundesverwaltungsgericht [1][in letzter Instanz die | |
Pläne von Bund und Hamburg zur Ausbaggerung der Unterelbe gestoppt]. Der | |
Planfeststellungsbeschluss in seiner jetzigen Form sei „rechtswidrig und | |
nicht vollziehbar“. Allerdings könnten die Mängel nachträglich behoben | |
werden und das Projekt damit grundsätzlich zulässig sein, so der | |
Richterspruch. | |
Wesentlicher Mangel sind fehlende Ausgleichsflächen für den | |
Schierlings-Wasserfenchel. Diese bedrohte Pflanze kommt weltweit nur in den | |
Tidegebieten an der Unterelbe vor, Umweltschützer nennen sie deshalb | |
„unseren Pandabären“. | |
Vier mögliche Ausgleichsmaßnahmen auf dem niedersächsischen Ufer akzeptiert | |
das Gericht aus fachlichen Gründen nicht, eine auf Hamburger Gebiet haute | |
es den Planern als „Etikettenschwindel“ um die Ohren, weil das Areal | |
bereits zuvor verplant worden war. Dennoch sei es „eine nicht zu große | |
Aufgabe“, eine naturschutzrechtlich geeignete Fläche am Fluss zu finden, | |
beteuerte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) – und lieferte sie bis heute | |
nicht. | |
Und das, obwohl unmittelbar nach dem Leipziger Urteil die | |
schleswig-holsteinische Landesregierung Hamburg als Ausgleich geeignete | |
Flächen angeboten hatte. Darauf sei die Stadt „aber nicht eingegangen“, wie | |
jetzt aus Kreisen der gerade in Auflösung befindlichen Noch-Regierung in | |
Kiel verlautete. | |
Horch beteuerte gestern, schon seit Februar „mit Hochdruck an den letzten | |
gerichtlichen Beanstandungen zu arbeiten“. Die Generaldirektion | |
Wasserstraßen, Planungsbehörde des Bundes, wies allerdings darauf hin, dass | |
dafür ein langwieriges „ergänzendes Verfahren“ notwendig sei. „Binnen | |
Monaten“, wie Horch im Februar behauptet hatte, werde keine Lösung gefunden | |
werden können. | |
Das schwant auch der um den Hafenstandort bangenden Hamburger CDU: „In | |
dieser Legislaturperiode wird mit der Elbvertiefung nicht mehr begonnen | |
werden.“ | |
30 May 2017 | |
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[1] http://www.bverwg.de/entscheidungen/verwandte_dokumente.php?ecli=090217U7A2… | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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