# taz.de -- OTB ohne Windenergie-Anlagen: Wer Windkraft sät, erntet Schwerlast | |
> Bremerhaven sollte eigentlich der „Heimathafen der Offshore-Windenergie“ | |
> werden. Davon ist nicht mehr viel übrig – einen Schwerlasthafen soll es | |
> dennoch geben | |
Bild: Beim OTB geht's längst nicht mehr nur um „Vormontage und Umschlag von … | |
BREMEN taz |Im Januar 2010 war die Windenergie-Welt noch in Ordnung. Damals | |
hatte der Bremer Senat beschlossen, „dass im Jahr 2014 an der Weser eine | |
neue Umschlagsanlage für die Offshore-Industrie in Betrieb genommen werden | |
soll“. Bremens Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) versprach in einer | |
Hochglanz-Broschüre „viele tausend neue Arbeitsplätze in der Region“. Die | |
Branche boomte, vier Firmen waren schon da – Areva Wind, REpower Systems, | |
PowerBlades, WeserWind – und der Offshore Terminal Bremerhaven (OTB) sollte | |
andere anlocken. Bau und Betrieb des OTB sollten ein gewinnträchtiges | |
Geschäft für private Investoren werden. | |
Inzwischen herrscht Flaute am Offshore-Windenergie-Markt. Die Privaten | |
wollten den OTB nicht bauen, der Senat will es nun auf Steuerzahlerkosten | |
tun. Seit einiger Zeit wird hinter vorgehaltener Hand erklärt, dass man die | |
neue Kaje ja auch allgemein für Schwergut-Transporte nutzen könnte, wenn | |
weniger Windenergie-Anlagen kommen als geplant. | |
## Senat plant schon längst um | |
Maike Schaefer, die Fraktionssprecherin der Grünen, hat gegen solche | |
Hintergedanken immer laut protestiert: „Ein allgemeines Schwerlastterminal | |
würden die Grünen an dieser Stelle aus Umweltschutzgründen ablehnen“, | |
erklärte sie. Und Martin Rode, der für den BUND Naturschutz vor Gericht | |
gegen den OTB klagt, sagt: „In der gerichtlichen Auseinandersetzung ist | |
immer betont worden, dass es um Windenergieanlagen gehe.“ Für ein | |
Schwerlast-Terminal, so Rode weiter, hätte der Senat den Bedarf darstellen | |
und eine Abwägung vornehmen müssen: „Das ist nicht passiert.“ | |
Anfang April will das Bremer Oberverwaltungsgericht über den vorläufigen | |
Baustopp entscheiden, den die Naturschützer in der ersten Instanz im Mai | |
2016 erreicht haben. Auch in der Anhörung des OVG Ende Februar 2017 ging es | |
nur um ein Terminal für Windenergie. Dabei ist der Bremer Senat längst auf | |
einem anderen Dampfer. | |
In der Antwort auf gezielte Fragen der Linksfraktion, datiert vom 26. | |
Januar, heißt es: „Der OTB kann Auslastungslücken auch für den Umschlag | |
anderer Schwergüter nutzen“, der Offshore-Terminal könne daher „auch für | |
andere Maschinen- und Anlagenbauer mit Schwerlastprodukten sowie für | |
Schwerlast-Logistikunternehmen attraktiv werden“, heißt es in der | |
Senatsantwort. Und der Betreibervertrag mit der BLG? Da findet sich | |
natürlich auch „keine bindende Beschränkung des OTB auf den Umschlag von | |
ausschließlich Offshore-Windenergieanlagen“. | |
## WeserWind ist insolvent | |
In der Tat ist von der stolzen Liste der Unternehmen, die 2011 noch zur | |
Rechtfertigung des OTB angeführt wurden, wenig übrig geblieben und vom | |
Aufschwung sieht man noch nichts – im Gegenteil. Die Firma WeserWind, die | |
Stahlfundamente herstellte, hat 2015 Insolvenz angemeldet. | |
Die Firma „Areva Wind GmbH“, die 5-Megawatt-Turbinen herstellt, gehört | |
inzwischen zum Reich des Marktführers Siemens – und der hat sich für den | |
Standort Cuxhaven wenige Kilometer weiter entschieden. Dort gibt es schon | |
ein Schwerlastterminal, dort will Siemens viel größere Turbinen bauen. | |
Areva hat in der Siemens-Strategie bisher keinen Platz gefunden, vielleicht | |
wird Siemens es abstoßen, vermutet der Bremer Windresearch-Experte Dirk | |
Briese. | |
Und dann ist da noch der Senvion-Konzern, der 2014 den Gondel-Hersteller | |
REpower Systems AG geschluckt hat. Im September 2016 gab es eine gute | |
Nachricht von Senvion: Das Weltunternehmen hatte in der Konkurrenz mit | |
Adven einen Auftrag für den Windpark „Trianel Borkum II“ erhalten, 32 | |
Turbinen, das würde Arbeit für 700 Beschäftigte bis 2019 bedeuten in den | |
beiden Bremerhavener Senvion-Werken. | |
Immerhin. Zum Vergleich: Die Senatsgutachter der Firma Planco halten es für | |
die Wirtschaftlichkeit des OTB für erforderlich, dass jedes Jahr mehr als | |
100 Anlagen umgeschlagen werden. Dafür müssten Senvion und Areva ihre | |
Marktanteile bei den Nordsee-Projekten fast verdoppeln – in der Konkurrenz | |
zu den neuen Produktionsstätten des Weltmarktführers Siemens in Cuxhaven. | |
## Bis heute nicht unterschrieben | |
Nun hat aber auch Senvion Anfang März verkündet, dass sein Werk PowerBlades | |
Ende des Jahres 2017 dicht gemacht werden soll. Ein Teil der Arbeitskräfte | |
soll Angebote bei Senvion-Werken in Portugal oder Polen erhalten. | |
Unternehmenssprecher Immo von Fallois erklärte gegenüber der taz, Senvion | |
habe entschieden, sich weiter im enger werdenden Markt der | |
Offshore-Windenergie stark zu betätigen, auch größere Anlagen zu bauen, | |
aber: Weltweit. Und weniger in Deutschland. | |
Und was wird aus dem Trianel-Auftrag, auf den man in Bremerhaven seine | |
Hoffnung setzte? Der ist bis heute nicht unterschrieben, räumt der | |
Senvion-Sprecher ein. Es habe ein „Hin und Her“ gegeben. Und was an Arbeit | |
in Bremerhaven ankommen würde, da Power Blades geschlossen werden soll, sei | |
auch Konzern-intern noch in der Diskussion. | |
17 Mar 2017 | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
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