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# taz.de -- Windenergie-Unternehmen macht dicht: Flaute in Bremerhaven
> Die dritte von vier Produktionsstätten für Windenergieanlagen in
> Bremerhaven wird geschlossen. Aber der Offshore-Terminal „OTB“ soll
> trotzdem kommen.
Bild: Auf diesem Gelände in Bremerhaven ist der Offshore-Terminal OTB geplant
BREMEN taz | Die Produktionsstätte für Windenergieanlagen der
Siemens-Tochter Adwen in Bremerhaven macht dicht. Das wurde den
Mitarbeitern am Dienstag auf einer Betriebsversammlung eröffnet. Der
Betriebsrat soll für 260 von 480 Mitarbeitern über einen Sozialplan
verhandeln. Damit wird in Bremerhaven künftig nur noch ein einziger
Windenergieanlagen-Hersteller ansässig sein.
Betroffen sollen davon alle Bereiche sein vom Einkauf, Verwaltung über
Engineering bis hin zu den Facharbeitern, die über Jahre hinweg die
Offshore-Anlagen gefertigt haben. „Adwen“ ist das Kürzel für „Advanced …
energy“ und entstand als Tochter von zwei weltweit agierenden
Energieunternehmen.
Mit Windenergieanlagen und umfangreichen Offshore-Wind-Fachkenntnissen
wollte das Unternehmen einen Marktanteil in Europa von 20 Prozent bis zum
Jahr 2020 erreichen. Die Firma versprach „full service“ für
Offshore-Windkraftanlagen: Entwicklung, Fertigung, Installation und
Inbetriebnahme sowie Wartung. Der Niedergang von Adwen hat sich lange
angekündigt, bereits vor einem Jahr war von einem Rückgang der Aufträge die
Rede – und nun ist ganz offiziell Schluss.
Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) sieht dennoch keinen Grund, die
Pläne für ein spezielles Windkraft-Offshore-Terminal (OTB) in Bremerhaven
zu beerdigen. Wenn die Bundesregierung wieder stärker auf Windenergie setze
und die Zuschüsse erhöhe, dann würde in dem Jahrzehnt zwischen 2020 und
2030 der Bedarf wieder steigen und die derzeitige „Talsohle“ durchschritten
– dafür müsse Bremerhaven ein Terminal vorhalten.
Bremens Bausenator Joachim Lohse (Grüne) formulierte das Prinzip Hoffnung
noch kürzlich mit der schönen Bemerkung, mit der Windenergie werde „es auch
wieder aufwärts gehen“. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen-Fraktion, Maike
Schaefer, ist aber bereits seit langem skeptisch, was das OTB und die neue
Windenergie-Firmen in Bremerhaven angeht. „Wünschen würde ich mir das
auch“, sagt sie. Aber das Oberverwaltungsgericht hat vor einem Jahr
aufgrund einer Klage der Naturschützer vom BUND den Bau des OTB gestoppt –
mit der eindeutigen Begründung, das Projekt sei „am Markt vorbei geplant“
worden.
Beim Bundesverwaltungsgericht wird das Verfahren vielleicht erst 2020
verhandelt. Falls dort die Rechtslage anders bewertet werden sollte, so
Schaefer, dann müsse eine neue seriöse Wirtschaftlichkeitsberechnung
erfolgen: „Hoffnung allein reicht dann nicht.“
Die CDU hatte jüngst den Ausweg für Helden gesucht und beantragt, das
Hafenprojekt nicht länger „Offshore-Terminal“ zu nennen, sondern es
offiziell als allgemeines „Schwerlast-Terminal“ für Bremerhaven zu
deklarieren. Damit aber, sagen die Grünen, würden die erheblichen Eingriffe
in die Natur noch weniger gerechtfertigt als windige
Windenergie-Hoffnungen. Vor bremischen Gerichten hätte ein
Schwerlast-Terminal nach der bisherigen Rechtsprechung keine Chance.
## Die Hoffnung stirbt zuletzt
Die Hoffnung stirbt zuletzt, so könnte man spotten – wenn der Zusammenbruch
der Bremerhavener Windenergie-Hoffnungen nicht so traurig wäre. Ein
„Cluster“ sollte da entstehen, hat die Bremer Wirtschaftsförderung 2014
einmal angekündigt, vier klangvolle Namen waren schon da – Areva Wind,
REpower Systems, PowerBlades und WeserWind. Darauf hat das Land bald 100
Millionen Euro gesetzt, investiert und subventioniert. Aber auch andere
Kommunen lockten mit Subventionen. Geblieben ist nur Repower, das heute
„Senvion“ heißt.
Dass sich der Siemens-Konzern, der andere Firmen so lange aufgekauft hat,
bis er selbst Weltmarktführer wurde, dann 2017 für das benachbarte Cuxhaven
entschieden hat und nicht für Bremerhaven, war für Beobachter der
Entwicklung schon ein düsteres Zeichen. Die Bremer Wirtschaftspolitik,
getrieben von den Bremerhavener Hoffnungen, behauptete aber, man habe die
Rechnung sowieso nicht mit dem Weltmarktführer Siemens gemacht. Aber der
Bremerhavener Adwen-Betrieb wurde von Siemens geschluckt – und nun wird das
Werk geschlossen.
Die Begründung „keine Aufträge mehr“ heißt im Klartext: Siemens setzt auf
andere Produktionsstandorte und lässt sich auch durch das Bremer
Versprechen, neben Cuxhaven ein zweites Offshore-Terminal zu bekommen,
gratis sozusagen, nicht locken. Vom Bremerhavener Werk aus sollen künftig
nur noch die bestehenden Turbinen gewartet werden. Auch die Zukunft der
letzten Betriebsstätte aus dem Cluster Windenergie ist ungewiss: Die
Konzernleitung von Senvion versprach dem Betriebsrat die
„Standortsicherung“ des Unternehmens nur bis Ende 2019.
2 Jul 2018
## AUTOREN
Klaus Wolschner
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