# taz.de -- Deutschlands größte Power-to-Gas-Anlage: Tausche Strom gegen Wass… | |
> In Niedersachsen entsteht eine Großanlage zur Umwandlung von Windstrom in | |
> Gas. Sie funktioniert nach dem Prinzip einer Mosterei. | |
Bild: Eine Power-to-Gas-Anlage im hessischen Allendorf | |
Überschüssigen [1][Windstrom in Wasserstoff umwandeln]: Das soll in | |
Norddeutschland bald in großem Stil Realität werden. Die Gasnetzbetreiber | |
Gasunie Deutschland und Thyssengas sowie der Stromnetzbetreiber Tennet | |
wollen dort die größte Power-to-Gas-Anlage Deutschlands bauen. Als | |
Standorte für das 100-Megawatt-Projekt kommen Diele in Ostfriesland und | |
Conneforde im Landkreis Ammerland in Betracht. In Betrieb gehen soll die | |
Anlage schrittweise ab 2022. | |
Die geplante [2][Umwandlung von Strom in Wasserstoff] kann nicht nur das | |
Stromnetz stabilisieren, sondern zudem den künftigen Netzausbaubedarf wie | |
auch die Abregelung von Windenergie begrenzen. Der Wirkungsgrad der Technik | |
liegt heute bei rund 75 Prozent, was natürlich erheblich besser ist, als | |
wenn Windkraftanlagen abgeschaltet werden, sobald der Strom vor Ort nicht | |
mehr verbraucht und infolge von Netzengpässen auch nicht abtransportiert | |
werden kann. | |
Die Erzeugung von Wasserstoff durch Elektrolyse ist seit mehr als 200 | |
Jahren bekannt. Das Verfahren birgt daher auch weniger technische | |
Herausforderungen als vielmehr ökonomische. Entscheidend für die | |
Wirtschaftlichkeit werden einerseits die Märkte sein, in denen die Anlage | |
agieren kann. Andererseits spielen aber auch regulatorische Fragen eine | |
Rolle, etwa die künftigen ökonomischen Rahmenbedingungen für | |
Speichersysteme. | |
Von einem „Investitionsbedarf in niedriger dreistelliger Millionenhöhe“ | |
sprechen die Projektpartner; ob das Projekt Fördergelder erhält, ist noch | |
unklar. Bislang hält sich das Konsortium bei der Frage nach der Art des | |
Betreibermodells noch alle Optionen offen. Ziel des Projektes sei es, „die | |
sinnvollen Betriebsweisen zu identifizieren und die optimale Einbindung der | |
Anlage an der Schnittstelle zwischen Strom- und Gasnetzen herauszufinden“, | |
formuliert Philipp von Bergmann-Korn, Sprecher der Gasunie Deutschland. | |
## Eine Konstruktion mit viele Optionen | |
Vermutlich wird es auf ein Geschäftsmodell hinauslaufen, das manche als | |
Mostereiprinzip beschreiben; dort bringen die Kunden ihre Äpfel und nehmen | |
anschließend ihren Saft mit, die Mosterei wird alleine für das Pressen | |
bezahlt. Bei der Strom-zu-Gas-Anlage werden entsprechend unterschiedlichste | |
Kunden ihren Überschussstrom mitbringen und dafür Wasserstoff erhalten. Den | |
Strom beschaffen und den Wasserstoff verkaufen müssen die Kunden jeweils | |
selbst. Der Betreiber der Anlage wird nicht auf den Energiemärkten aktiv | |
sein. | |
Eine solche unternehmerische Konstruktion schafft viele Optionen. Die | |
Anlage kann im Dienste des Übertragungsnetzbetreibers die Stabilität des | |
Netzes sicherstellen. Die Anlage kann auch am Regelenergiemarkt eingesetzt | |
werden, wo kurzfristige Flexibilität vermarktet wird. Und sie kann den | |
Händlern an den Strommärkten dienen, die bei günstigen – mitunter negativen | |
– Preisen am Spotmarkt der Strombörse zuschlagen, und den überschüssigen | |
Strom dann zu Wasserstoff machen. | |
Der Wasserstoff kann anschließend über das bestehende Erdgasnetz | |
abtransportiert werden. An den zur Diskussion stehenden Standorten kann bis | |
zu 2 Prozent Wasserstoff ins Gasnetz eingespeist werden. Das Konzept der | |
Power-to-Gas-Anlage ist alleine für die Erzeugung von Wasserstoff | |
ausgelegt. Eine zusätzliche Methanisierung, also die Erzeugung eines | |
erdgasgleichen Produktes, ist zumindest bislang nicht vorgesehen. Darauf | |
deutet auch der Name der Pilotanlage hin: „Element eins“ hat das | |
Firmenkonsortium sie getauft – und das erste Element im Periodensystem ist | |
eben der Wasserstoff. | |
23 Oct 2018 | |
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## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
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