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# taz.de -- Speicher für erneuerbare Energien: Finnland testet Sandbatterie
> Ein finnisches Energieunternehmen will überschüssigen Strom als Wärme
> speichern. Das Prinzip scheint simpel: Ein Silo voll Sand und ein
> Wärmetauscher.
Bild: Sand: ein besonders effektives Speichermedium
Stockholm taz | Sand kann verdammt heiß werden. Das weiß, wer sich schon
einmal an einem Sandstrand die Fußsohlen verbrannt hat. Die Temperaturen
von 80 Grad, auf die Sand in der Sahara sich bei dauernder
Sonneneinstrahlung im Extremfall erhitzen kann, reichen allerdings noch
lange nicht für die „Sandbatterie“ aus, mit der in Finnland derzeit
experimentiert wird.
In der kleinen westfinnischen Stadt Kankanpää steht die Batterie, die dazu
beitragen soll, die Überschussenergie von Windkraftwerken, Solarzellen oder
anderen grünen Energiequellen zu lagern, bis sie gebraucht wird. Die ebenso
einfache wie relativ billige Lösung: 100 Tonnen Sand in einem 7 Meter hohen
Silo, der einen Durchmesser von 4 Metern hat und in dem mithilfe eines
Wärmetauschers der Sand auf Temperaturen von 500 bis 600 Grad erhitzt wird.
Gekoppelt ist diese Sandbatterie an das lokale Fernwärmekraftwerk der
Energiegesellschaft Vatajankoski. Sie soll beispielsweise im Winter, wenn
Sonne und Wind sich rarmachen, mit der so gespeicherten Energie eine
Ergänzung bei der konventionellen Fernwärmeproduktion sein. Voll „geladen“
soll die Anlage bei einer Nennleistung von 100 Kilowatt 8 Megawattstunden
Energie speichern können.
Laut der [1][Firma „Polar Night Energy“], die das Konzept entwickelt hat,
speichert der Sand in dem Stahlsilo die Hitze bis zu drei Monate lang.
Möglich sei auch, die Batterie so zu designen, dass man sie vergraben kann
oder dass sie nur ein einzelnes oder mehrere Häuser versorgt. Man hat aber
auch bereits Pläne für Installationen mit einer Speicherkapazität von bis
zu 20 Gigawattstunden.
## Nur minimale Wärmeverluste bei langer Lagerung
Mit dem System könne auch Überschusswärme aus Kraftwerken oder Datenzentren
ausgenutzt werden. „Sand ist ein billiges und reichlich vorhandenes
Material, das auf bis zu 1.000 Grad Celsius und noch höher erhitzt werden
kann“, wirbt das Unternehmen. „Gute Isolierung zwischen dem Sandlager und
der Umgebung gewährleistet eine Lagerungsdauer von mehreren Monaten bei
minimalen Wärmeverlusten.“
Die Installationskosten für das in Kankanpää verwendete Konzept beziffert
man umgerechnet auf weniger als zehn Euro pro Kilowattstunde. Die
Bezeichnung „Sandbatterie“ sei für diese Anlage ein wenig irreführend,
gesteht der Technikchef von „Polar Night Energy“, Markku Ylönen, denn man
wandle ja die Wärme nicht wieder in Elektrizität um. Mit etwas komplexerer
Technik sei auch das möglich, allerdings zu höheren Systemkosten und mit
einem deutlich niedrigeren Wirkungsgrad.
Was die CO2-Bilanz angehe, sei „die aus unserem Speicher entnommene Wärme
genauso grün wie die des in den Speicher eingespeisten Stroms“. Die
CO2-Emissionen einer solchen Batterie seien lediglich die, die während der
Bauphase und bei der Herstellung der verwendeten Baumaterialien freigesetzt
worden seien.
## Kaum laufende Kosten
Sand sei ein besonders effektives Speichermedium, und es könne ganz
normaler Sand verwendet werden. Er müsse nur recht trocken sein, damit in
der Startphase nicht zu viel Energie verloren geht, und er darf keine
brennbaren Rückstände enthalten. Beim Betrieb entstünden so gut wie keine
laufenden Kosten; eine solche Anlage habe auch eine lange Lebensdauer.
„Der Sand ist nun schon recht heiß“, berichtete Technikchef Ylönen in der
vergangenen Woche vor der Presse: „Und wir glauben, dass unser System sogar
noch mehr Potenzial hat, als wir erwartet haben.“ Vatajankoski-CEO Pekka
Passi ergänzt: „Uns gefiel die Idee sofort, weil es so eine einfache Lösung
ist. Warum nicht mal etwas ausprobieren und damit vielleicht weltweit die
Ersten sein? Und natürlich glauben wir an den Erfolg.“
19 Jul 2022
## LINKS
[1] https://polarnightenergy.fi/
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Erneuerbare Energien
Finnland
Stromspeicher
Fernwärme
Strom
Sand
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