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# taz.de -- Alternative Energien: Windstrom zu speichern bleibt teuer
> Deutschland hat bereits drei Dutzend Power-to-Gas-Anlagen. Sie sind
> zuverlässig, doch Preisrückgänge sind unrealistisch.
Bild: Attraktiv, aber nicht wirtschaftlich: Mit Power-to-Gas-Anlagen Windstrom …
Es wird mächtig geforscht und entwickelt rund um das Thema Power to Gas:
Rund drei Dutzend solcher Anlagen gibt es inzwischen in Deutschland. Eine
weitere hat die Energiedienst AG am Donnerstag in Wyhlen am Hochrhein
offiziell in Betrieb genommen; das Aggregat wird Strom einsetzen, um
Wasserstoff zu erzeugen. Doch ein Problem haben bisher alle vergleichbaren
Anlagen im Land: Ohne Förderung sind sie nicht wirtschaftlich.
Theoretisch ist das Prinzip attraktiv. Man nutzt Strom in Zeiten des
Überschusses, um ein Gas herzustellen – die Energie wird damit speicherbar.
Erzeugt man Methan, steht das gesamte Erdgasnetz mit seinen Hohlräumen als
Puffer zur Verfügung. Produziert man Wasserstoff, kann dieser immerhin zu
einigen Prozenten dem Erdgas im Netz beigemischt werden. So erschließt man
sich enorme Kapazitäten: Während alle Stromspeicher in Deutschland in der
Summe gerade ausreichen, um die Stromversorgung für 41 Minuten
aufrechtzuerhalten, können die bestehenden Gasspeicher die Gasversorgung
für drei Monate abdecken.
Aus technischer Sicht sind die Power-to-Gas-Anlagen inzwischen zuverlässig,
sie scheitern in der Praxis jedoch aktuell an der Wirtschaftlichkeit. Zum
einen, weil es an den entsprechenden Stückzahlen fehlt, um die
Anlagenpreise zu drücken. Zudem gelten Preisrückgänge, wie man sie zum
Beispiel bei der Photovoltaik erlebt hat (deren Preis sank in 30 Jahren um
mehr als 90 Prozent), als nicht realistisch.
Prognosen gehen bei Power to Gas, wenn man sich die heute am meisten
verbreitete Methode betrachtet, lediglich von einer Halbierung der
Investitionskosten bis 2050 aus. Ob ein anderes Verfahren, die
Hochtemperatur-Elektrolyse, deutlich billiger werden kann, ist noch schwer
abschätzbar.
## Die Technik macht gute Fortschritte
Darüber hinaus macht der rechtliche Rahmen die Technik bislang unattraktiv.
„Das aktuelle Umlagesystem im deutschen Energiemarkt hat einen großen
Anteil an der unbefriedigenden Situation“, sagt Ralph Bahke, Vorsitzender
der Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas.
Ein Thema, das auch die Deutsche Energieagentur (Dena) umtreibt: Die
Stromsteuer und die EEG-Umlage müssten bei Nutzung von Strom, der in Zeiten
von Überschüssen ansonsten nicht vom Netz aufgenommen werden könnte,
reduziert werden, schlägt das bundeseigene Unternehmen vor. Damit hätten
dann Power-to-Gas-Anlagen einen wirtschaftlichen Anreiz, netzdienlich
eingesetzt zu werden.
Gute Fortschritte macht unterdessen die Technik. Bei einem der
Pilotprojekte sei es bereits gelungen, einen Wirkungsgrad von über 80
Prozent bei der Wasserstofferzeugung zu erreichen, sagt Bahke. Er hofft auf
Kapazitäten in der Größenordnung von 1,5 Gigawatt im Jahr 2025 und von 7,5
Gigawatt im Jahr 2030, und setzt darauf, dass die deutschen
Anlagenhersteller dann Weltmarktführer sein werden.
Die technische Entwicklung soll auch das Projekt in Wyhlen weiter
vorantreiben. Zumal neben der Anlage von Energiedienst, die ein Megawatt
leistet, auch eine zweite, kleinere Anlage für Forschungszwecke steht.
Diese wird vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung
Baden-Württemberg wissenschaftlich betreut und leistet 300 Kilowatt. Das
baden-württembergische Wirtschaftsministerium unterstützt die Anlagen
zusammen mit 4,5 Millionen Euro als Zuschuss.
## Wind im Tank
Unterdessen hat sich das Marktumfeld für das Projekt seit dem Start im
März 2016 erheblich verändert. Damals suchte Energiedienst vor allem neue
Vermarktungswege für seinen Wasserkraftstrom, weil Grundlaststrom an der
Börse zeitweise nur noch 2,1 Cent je Kilowattstunde wert war. So entstand
die Idee, mit der Erzeugung von Wasserstoff den Verkehrssektor zu
erschließen.
Das grundsätzliche Konzept, Fahrzeuge mit dem Wasserstoff zu betanken, gilt
heute noch immer. Doch inzwischen liegen die Strompreise im Großhandel
wieder mehr als doppelt so hoch. Gleichwohl betont Unternehmenssprecher
Alexander Lennemann, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für
den Wasserstoff nicht verschlechtert hätten: Schließlich sei
zwischenzeitlich auch das Benzin teurer geworden – was den Wasserstoff als
Alternative aber umso attraktiver mache.
10 Dec 2018
## AUTOREN
Bernward Janzing
## TAGS
Energieversorgung
Stromspeicher
Strom
Erneuerbare Energien
Erneuerbare Energien
Energiewende
Energiespeicher
Schwerpunkt Atomkraft
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