Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Demontage von Windrädern: Aus Rotorblättern wird Zement
> Anleitung zum Abreißen: Forscher entwickeln ein Handbuch für den Rückbau
> der Anlagen im Meer. Die Logistik ist eine Herausforderung.
Bild: Höchstens 25 Jahre, dann geht's ab in den Müll oder besser: zum Recyling
Freiburg taz | Weltweit sind erst drei kleine Offshore-Windparks
zurückgebaut, also abgerissen worden – Erfahrungen in diesem Metier sind
somit rar. Zumal die drei Projekte recht nah an der Küste standen – also
mit Hochseeparks, wie Deutschland sie baut, kaum zu vergleichen sind. Die
[1][Stiftung Offshore-Windenergie] mahnt daher an: „Derzeit sind weder die
mit dem Rückbau verbundenen Anforderungen, Techniken oder Verfahren der
Demontage, Logistik und des Recyclings noch die daraus resultierenden
Kosten und Wirkungen auf Mensch und Umwelt ausreichend bekannt.“
Dass das Thema unerbittlich [2][auf die Branche] zukommt, kann man sich
ausrechnen. In Deutschland ging der erste Park im April 2010 offiziell ans
Netz, und man kalkuliert auf See – wie auch an Land – mit einer
Betriebszeit von rund 20 Jahren. Spätestens [3][in 10 bis 15 Jahren wird
man also in der Nord- und Ostsee beginnen,] Offshore-Windparks abzureißen.
Dann sollte man wissen, wie man am besten vorgeht. Deswegen startete im
November ein vom Bundeswirtschaftsministerium gefördertes
Forschungsprojekt, das den Namen SeeOff trägt. Mit dem Zusatz:
Strategieentwicklung zum effizienten Rückbau von Offshore Windparks.
Am Ende des dreijährigen Projekts, das von der Hochschule Bremen
koordiniert wird, soll ein Handbuch für den Abriss stehen. „Ziel ist es,
unterschiedliche Rückbauszenarien unter verschiedenen Aspekten der
Nachhaltigkeit zu bewerten“, sagt Silke Eckardt, Professorin an der
Fakultät Architektur, Bau und Umwelt in Bremen. So gebe es verschiedene
Demontageverfahren, deren Vor- und Nachteile noch nicht untersucht seien.
Je nach Verfahren werde man unterschiedliche Ausrüstung und Logistik
brauchen, wie etwa Spezialschiffe.
Auch für die Fundamente gebe es verschiedene Varianten. Zwar könnte man
vermuten, dass es der beste Weg ist, diese einfach knapp unterhalb des
Meeresbodens abzusägen, doch so eindeutig ist das nicht. Es könnte sogar
von Vorteil sein, Teile als künstliche Riffe stehen zu lassen. „In den
Windparks sind Schutzräume für Fische entstanden, vielleicht ist es
ökologisch sogar besser, die Fundamente nicht ganz zu entfernen“, sagt
Ingenieurin Eckardt.
## Auch Firmen sind dabei
In dem Projekt werden Akteure unterschiedlichster Profession
zusammenarbeiten – neben Technikern und Meeresbiologen auch Ökonomen –, um
so einen bestmöglichen Überblick über den Sachstand zusammenzutragen.
Partner sind auch Firmen aus der Umwelttechnik und Akteure der Öl- und
Gaswirtschaft Großbritanniens, die mit dem Abriss von
Offshore-Infrastruktur Erfahrungen gesammelt haben.
Sicher ist bereits, dass es für den optimalen Rückbau nicht einen
grundsätzlich idealen Weg gibt. „Je nach Entfernung vom Land, je nach
Wassertiefe und Art des Fundaments wird es verschiedene Vorgehensweisen
geben“, sagt die Bremer Wissenschaftlerin. Zusammen mit Firmen wie EnBW,
Vattenfall und dem Übertragungsnetzbetreiber Tennet soll das
Forschungsprojekt die Antworten liefern. Besonders das Thema Logistik, das
schon beim Aufbau der Anlagen auf See Herausforderungen birgt, wird in dem
Vorhaben eine große Rolle spielen.
Sind die Anlagen abgebaut und die Komponenten an Land gebracht, ist man mit
den Fragen konfrontiert, die man von den Windrädern auf dem Land längst
kennt: dem Recycling. Rotorblätter aus Glasfaserkunststoffen gehen
üblicherweise als Zuschlagstoff in die Zementindustrie. Schwieriger wird es
bei den zunehmend verbauten Karbonfasern. Die können zwar theoretisch
recycelt werden, doch für sie gibt es derzeit so gut wie keinen
Absatzmarkt. Und deswegen soll das Forschungsvorhaben nebenbei auch den
Anlagenbauern helfen, die Windkraftanlagen von vornherein im Sinne einer
Kreislaufwirtschaft zu konstruieren – ein Thema mit Nachholbedarf.
22 Dec 2018
## LINKS
[1] https://www.offshore-stiftung.de/
[2] /Archiv-Suche/!5525620&s=Offshore/
[3] /Archiv-Suche/!5486175&s=Windkraft+Nordsee/
## AUTOREN
Bernward Janzing
## TAGS
Windkraft
Offshore-Windpark
Offshore
Recycling
Erneuerbare Energien
Ökostrom
Erneuerbare Energien
OTB
## ARTIKEL ZUM THEMA
Streit um Recycling von Schutt: Die ewige Baustelle
Mehr Recycling im Bau und trotzdem Böden schützen – nach jahrelangem
Gezerre schien eine Einigung möglich. Jetzt wankt der Kompromiss wieder.
Deutschland als Weltmarktführer: Branche im Windjammer
Verbände für Offshore-Windkraft prophezeien eine dreijährige Flaute in
Deutschland. Im Ausland hingegen boomt das Geschäft.
Ab 2021 keine Zulage mehr für Ökostrom: Eine neue Ära grüner Energien
Ab 2021 werden alte Ökostromanlagen allmählich nicht mehr gefördert. Neue
Solarkraftwerke sind schon jetzt zeitweise ohne Zuschüsse rentabel.
Bundesrats-Initiative von Brandenburg: Ordentlich Wind gemacht
Brandenburg spricht von einer „Demokratisierung“ bei der Genehmigung von
Anlagen. Kritiker sprechen von einem „Alleingang“
Windenergie-Unternehmen macht dicht: Flaute in Bremerhaven
Die dritte von vier Produktionsstätten für Windenergieanlagen in
Bremerhaven wird geschlossen. Aber der Offshore-Terminal „OTB“ soll
trotzdem kommen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.