Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Agent des türkischen Geheimdienstes: Todesgrüße aus Ankara
> Mehmet Fatih S. lebte als Reporter getarnt in Deutschland. Sein Auftrag:
> kurdische Aktivisten ausspionieren und einen Mord planen.
Bild: Hakan Fidan (rechts), Chef des türkischen Geheimdiensts, mit Recep Tayyi…
Der Plan, Yüksel Koç zu ermorden, passt auf ein Blatt Papier. DIN A4,
unliniert, blauer Kugelschreiber: „Wenn Yüksel Koç sterben soll, dann
müssen wir mit dem Team im Dauerkontakt stehen und alles genau besprechen.“
Eine leicht krakelige Handschrift, das Datum oben auf der Notiz: 28. Juni
2016. „Der beste Zeitpunkt für die Aktion ist während einer Demonstration.�…
Die Notiz soll von Mehmet Fatih S. stammen. Er kam im Frühjahr 2014 nach
Deutschland und hat in Bremen als Reporter für [1][Denge TV] gearbeitet,
einen kleinen kurdischen Fernsehsender aus der Osttürkei. Sein zweiter
Auftraggeber aber war offenbar ein viel mächtigerer: der türkische
Geheimdienst Millî İstihbarat Teşkilâtı, kurz MİT.
Die Bundesanwaltschaft, die für Spionagefälle in Deutschland zuständig ist,
verdächtigt den 31-jährigen S. dringend, für den MİT in Deutschland Kurden
und ihre Einrichtungen ausspioniert zu haben. Ihr liegen Dutzende Berichte,
Notizen und Fotos vor. Es sollen die persönlichen Aufzeichnungen des
mutmaßlichen Agenten S. sein. Der taz liegen mehr als 20 Seiten dieser
Dokumente und Fotos vor. Sie geben Einblick in das Doppelleben des
mutmaßlichen Agenten. Dafür, dass sie als glaubwürdig einzuschätzen sind,
spricht, dass auch die Bundesanwaltschaft ihre Ermittlungen unter anderem
auf diese Dokumente stützt.
Yüksel Koç aus Bremen stand offensichtlich im Fokus des Agenten S. Der
52-jährige Koç ist Covorsitzender des Demokratischen
Gesellschaftskongresses der Kurden in Europa und gilt als eine
Führungsfigur der europäischen Kurdenbewegung. Den deutschen Teil der
Organisation sieht der Verfassungsschutz in enger Verbindung mit der
verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, die für mehr Autonomie in der
Südosttürkei kämpft. Für die Türkei ist Koç ein Staatsfeind, für den
mutmaßlichen Agenten S. offenbar ein Top-Ziel.
## Erdoğans Spione sind schon lange in Deutschland aktiv
In Bremen suchte S. den Kontakt zu Koç, er stellte sich als Journalist vor.
Die beiden trafen sich mehrmals, einmal lud Koç den Mann zu sich nach Hause
ein. Im Frühjahr 2015 trafen sie sich in einem kurdischen Kulturverein in
Bremen. S. wollte Koç interviewen. Ein Foto hält die Begegnung fest: Die
beiden Männer sitzen nebeneinander vor einem Bücherregal, S. hält ein
Denge-TV-Mikrofon in der Hand. Ein Mann mit Halbglatze und Kinnbart, er
trägt ein weißes Polo-Shirt. Yüksel Koç, ein kleiner Mann mit breitem
Schnurrbart und Lachfalten um die Augen, sieht so aus, als konzentriere er
sich darauf, was er gleich ins Mikrofon sagen wird. Er ahnte nicht, wer da
neben ihm sitzt: Ein Mann, der heimlich seinen Mord plant. Später notierte
S. auf dem Foto: „Treffen mit Yüksel Koç“ – ein Beleg für seinen
Auftraggeber?
Am 15. Dezember 2016 hat eine Spezialeinheit des Bundeskriminalamts S. in
Hamburg festgenommen und seine Wohnung durchsucht. Er sitzt zurzeit in
Karlsruhe in Untersuchungshaft. Bei einer Verurteilung wegen
geheimdienstlicher Agententätigkeit drohen ihm bis zu fünf Jahre
Freiheitsstrafe.
Wegen des noch laufenden Ermittlungsverfahrens will sich die
Bundesanwaltschaft nicht zu dem Fall äußern. Die Bundesregierung verweist
auf die rechtliche Zuständigkeit der Bundesanwaltschaft, und auch der
Strafverteidiger von S. will derzeit nicht über das laufende Verfahren
sprechen. Auch von der türkischen Botschaft in Berlin kommt nichts.
Eine Spionage-Affäre ist so ziemlich das Letzte, was das deutsch-türkische
Verhältnis gerade gebrauchen kann. Selten war die politische Stimmung
zwischen beiden Staaten so angespannt. In der Türkei ist nach dem
abgewehrten Putschversuch im Juli 2016 von einem Rechtsstaat nicht mehr
viel übrig. Den demokratischen Resten droht mit dem Verfassungsreferendum
in zwei Monaten der nächste Schlag. Auf der anderen Seite hat der
Flüchtlingsdeal die Türkei zu einem unverzichtbaren Partner für die
deutsche Migrationspolitik gemacht. Während Angela Merkel vor zwei Wochen
wieder nach Ankara reiste, um das stark strapazierte Verhältnis zu pflegen,
liegt bei der Bundesanwaltschaft der Fall von Mehmet Fatih S., einem
mutmaßlichen Agenten des Nato-Partners Türkei.
Es spricht einiges dafür, dass der lange Arm Erdoğans schon seit Jahren bis
nach Deutschland reicht. Seit Sommer 2016 kursiert dazu eine Zahl, die aus
deutschen Sicherheitskreisen durchgesickert ist: 6.000 Spione sollen
hierzulande für den türkischen Geheimdienst arbeiten. Setzt man die Zahlen
ins Verhältnis, käme auf rund 500 türkisch-stämmige Menschen in Deutschland
ein Spion.
## Vier Imame ebenfalls unter Verdacht
Die Bundesregierung bestätigt auf eine aktuelle Kleine Anfrage der Fraktion
Die Linke diese Zahl nicht. Sie erklärte, es lägen „den
Bundessicherheitsbehörden keine verlässlichen Angaben vor“. Klar dürfte
sein, dass es sich kaum um Tausende ausgebildete und festangestellte
türkische Agenten handeln kann, sondern vielmehr um ein dichtes Netz aus
Informanten.
Zuletzt war den Imamen der Ditib vorgeworfen worden, in Deutschland lebende
Anhänger der Gülen-Bewegung ausspioniert zu haben. Anlass war eine geheime
Anweisung des türkischen Präsidiums für Religionsangelegenheiten Diyanet,
die der taz vorliegt. Die staatliche Behörde untersteht direkt dem
türkischen Ministerpräsidenten. Sie ist auch dafür zuständig, Imame nach
Deutschland zu entsenden.
Der stellvertretende Vorsitzende für Auslandsangelegenheiten bittet in
einem Schreiben vom 20. September 2016 dringend um „einen detaillierten
Bericht über jegliche Arten der Organisationsstruktur“ des Netzwerks des
Predigers Fetullah Gülen, den die türkische Regierung für den Putschversuch
im Juli verantwortlich machen will. Auf dem Schreiben der Diyanet ist
abschließend auch vermerkt, an wen es verteilt werden soll: an die
türkischen Botschaften und Generalkonsulate.
Dass zahlreiche Berichte aus Deutschland zurück nach Ankara geschickt
wurden, hat die Ditib mittlerweile eingeräumt und die Verantwortung an die
Religionsbehörde Diyanet abgeschoben. Am Mittwoch hat die
Bundesanwaltschaft die Wohnungen von vier Imamen durchsuchen lassen. Sie
ermittelt auch hier wegen des Verdachts der geheimdienstlichen
Agententätigkeit.
Schon 2015 ist am Oberlandesgericht Koblenz Anklage gegen drei mutmaßliche
türkische Geheimdienstmitarbeiter erhoben worden. Einer von ihnen soll
früher ein Berater von Präsident Erdoğan gewesen sein. Die Anklageschrift
warf ihm vor, als Führungsoffizier mit Informanten in Deutschland
zusammengearbeitet zu haben. Das Verfahren wurde nach nur zwei Monaten aus
„prozessökonomischen Gründen“, wie die Gerichtssprecherin zitiert wurde,
vorläufig eingestellt. Die Angeklagten zahlten als Auflage Geldbeträge an
die Staatskasse, für die Strafverfolgung war der Fall damit erledigt.
## S. gewinnt Vertrauen
„Der Bundesregierung liegen Anhaltspunkte dafür vor, dass der türkische
Nachrichtendienst MİT seine Aufklärungsarbeit in Deutschland im Zuge des
Putschversuchs ausgeweitet und intensiviert hat“, heißt es in der Antwort
auf die aktuelle Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke im Bundestag. Auch
der deutsche Verfassungsschutz beobachtet die nachrichtendienstlichen
Aktivitäten der Türkei nun strenger, dabei war der MİT lange ein enger
Verbündeter unter den Geheimdiensten. Hakan Fidan, Chef des MİT, soll in
Kürze nach Deutschland reisen und dort die Spitzen von Verfassungsschutz
und Bundesnachrichtendienst treffen. Den Fall des festgenommenen Mehmet
Fatih S. werden die Dienste kaum ignorieren können.
Als der türkische Staatsbürger S. im Frühjahr 2014 nach Deutschland kommt,
zieht er nach Bremen. S. ist selbst Kurde und stammt aus der Osttürkei. Er
hat TV-Journalismus an einer türkischen Stiftungsuniversität in Nordzypern
studiert. Fotos auf seinem Facebook-Profil zeigen ihn oft mit
vollverspiegelter Sonnenbrille, mal mit Strohhut, meistens im Sakko. Er
gibt an, den Mafiafilm „Der Pate“ zu mögen und ist Mitglied bei einer
Plattform für türkische Journalisten. Sonst gibt er auf Facebook wenig von
sich preis.
[2][Auf der türkischen Website bukim.com] findet sich im Lebenslauf von S.
der Eintrag: „hat sich intensiv mit dem türkischen Geheimdienst
beschäftigt“. Diesem Lebenslauf zufolge erhielt er kurz darauf ein
Stipendium für sein TV-Journalismus-Studium. Die Profilseite existiert
weiter, die Angaben zu seinem besonderen Interesse verschwinden ab Oktober
2010 aus dem Lebenslauf, wie sich rekonstruieren lässt.
Der TV-Sender Denge-TV, für den S. nach Deutschland kommt, sitzt in Batman,
einer Stadt in der Südosttürkei, 75 Kilometer vor der syrischen Grenze. Vor
S. hatte der Sender nie einen Korrespondenten in Deutschland. Für die
Berichterstattung sucht sich S. nicht die Hauptstadt Berlin oder das
zentrale Nordrhein-Westfalen aus, sondern geht nach Bremen.
Sein Job als Korrespondent hilft ihm dabei, schnell Kontakte zu kurdischen
Aktivisten und Politikern aufzubauen. Er gewinnt Vertrauen. Fotos zeigen
ihn mit wichtigen Funktionären wie Remzi Kartal, der in Brüssel lebt und
der Vorsitzender des kurdischen Dachverbandes Kongra-Gel in Europa ist,
oder einer HDP-Abgeordneten in Frankreich. Er versucht auch ein Interview
mit Cansu Özdemir zu verabreden, die für Die Linke in der Hamburger
Bürgerschaft sitzt. Zu diesem Treffen kommt es aber nie.
## Team und Freunde
Andere Fotos zeigen S. als Teilnehmer auf prokurdischen Demonstrationen, er
schwenkt eine rote Fahne und schaut entschlossen in die Kamera. Seine
Aktivitäten belegt S. mit Fotos, er schreibt Notizen und Berichte, legt
eine Sammlung von Zetteln an. Er schreibt etwa über die Vorbereitungen für
das Kurdische Kultur Festival Anfang September 2016 in Köln oder über ein
Treffen des kurdischen Dachverbands Nav-Dem. Immer wieder hält er fest, an
welchen Veranstaltungen Yüksel Koç teilnimmt, wen er trifft. „Es läuft
super“, notiert er, „alles auf dem Weg.“
Im Sommer 2016 bereitet S. seinen Umzug von Bremen nach Aachen vor. Warum
er dorthin ziehen will, ist unklar. „Was nach dem 30. September zu tun
ist“, schreibt er oben auf einen Zettel. Punkt für Punkt listet er die
Kosten auf: für eine neue Wohnung, das Umzugsunternehmen, Studiengebühren,
einen Sprachkurs. Insgesamt kommen mehr als 10.000 Euro zusammen. Bezahlen
sollte sie offenbar der Adressat der Notizen. „Im Oktober können wir dann
wieder über einen neuen Plan sprechen“, schreibt S. unter seine Rechnung.
Aus den Aufzeichnungen wird deutlich, dass S. nicht auf eigene Faust
handelte. Auch die Notiz mit den Mordplänen vom 28. Juni 2016 richtet sich
an einen Dritten. Dort heißt es: „Ich kann die Freunde in Bremen nicht
erreichen.“ S. beklagt sich, dass der Kontakt zum „Team“ nicht richtig in
Gang komme. „Diesbezüglich möchte ich mich beschweren. Bitte schalten Sie
sich ein und leiten Sie alles weiter.“ Das Schreiben soll offenbar an eine
Art Führungsoffizier gehen. In seinen Berichten ist immer wieder von einem
Team und von „Arkadaşlar“, den „Freunden“, die Rede.
Im August 2016 passiert dann etwas, mit dem S. nicht gerechnet hat. Bei der
kurdischen Zeitung [3][Yeni Özgür Politika] meldet sich eine junge Frau. Es
ist die Freundin von S., die mit ihm in Bremen zusammenlebt. Sie hat
heimlich Berichte und Notizen abfotografiert sowie Fotos, die der
mutmaßliche Agent bei Demonstrationen und Veranstaltungen gemacht hat,
außerdem Seiten aus einem Reisepass. Ihr seien die Pläne ihres Freundes
unheimlich geworden, sagt sie der kurdischen Zeitung. Und dass S. ihr 5.000
Euro pro Monat versprochen habe, wenn sie mit ihm zusammenarbeite. Sie habe
abgelehnt. S. soll ihr erzählt haben, dass er für den türkischen
Geheimdienst arbeite. Und er weihte sie offenbar auch in die Details der
Pläne ein: Die Mordkommandos würden in Dreierteams arbeiten, eine Person
kundschafte mögliche Ziele aus, die zweite töte, die dritte koordiniere die
Gruppe und verwische die Spuren.
Belegen lässt sich das nicht. Das gilt auch für einen weiteren Verdacht,
den die Frau geäußert haben soll: Im letzten Jahr sollen drei solcher Teams
bereits nach Deutschland gekommen sein.
## „Euch bleibt nur noch wenig Zeit“
Viel ist über die Freundin von S. nicht bekannt. Angeblich soll sie mit ihm
nach Deutschland gekommen sein, auch als Journalistin. Immer wieder seien
die beiden gemeinsam bei kurdischen Veranstaltungen erschienen. Inzwischen
wurde die Frau in das Zeugenschutzprogramm aufgenommen und hält sich an
einem unbekannten Ort auf. S. taucht Ende August unter, nachdem er enttarnt
worden ist. Wo er sich dann aufhält, ist unklar.
Am Nachmittag des 17. November 2016 bekommt Yüksel Koç eine Textnachricht
von einer ukrainischen Nummer: „Ihr könnt froh sein, dass euch diese Nutte
gewarnt hat.“ Und: „Sie wird dafür bezahlen.“ Das Profilbild des Absende…
zeigt einen Mann im Fadenkreuz, darüber der Schriftzug „Hesap günü“, „…
der Vergeltung“. In der Nachricht wird der Wohnort von Koç in Bremen
genannt, „in deiner Straße werden wir dich begraben.“
Auch der kurdische Politiker Remzi Kartal in Brüssel erhält eine solche
Nachricht von der gleichen Nummer: „Ihr habt einen gefunden, aber was macht
ihr mit den vielen, die noch unter euch sind.“ Kartals Name taucht immer
wieder in den Notizen von S. auf. „Euch bleibt nur noch wenig Zeit, lebt
noch ein bisschen.“
Ende Dezember sitzt Yüksel Koç im ersten Stock eines kurdischen
Kulturvereins im Hamburger Stadtteil St. Georg. Er frühstückt an einem der
langen Tische, es gibt Brot, weißen Käse, schwarzen Tee. „Sie wollten mich
töten“, sagt er nüchtern, „am liebsten noch in diesem Herbst.“ Er spric…
leise, akzentfrei. Wenn es juristisch wichtig wird, wechselt er ins
Türkische, so wie vorher bei der Pressekonferenz im Hamburger Rathaus.
Nicht von seiner Seite weicht ein großer, kräftiger Mann mit kahlem
Schädel. Er hat sich als Journalist vorgestellt, trägt einen Notizblock und
eine Kamera mit sich herum. Fotos macht er keine, und er schreibt auch
nichts auf. „Er passt ein bisschen auf mich auf“, sagt Koç.
Seit Herbst hält er sich selten länger an einem Ort auf. Wenn er in Bremen
ist, kündigt er sich bei der Polizei an. „Ich muss vorsichtiger sein“, sagt
er, „aber ich lebe weiter.“ Zuletzt lauerte die Gefahr viel näher als
angenommen: S. soll nur wenige hundert Meter entfernt vom kurdischen Verein
in St. Georg gelebt haben, in den Koç immer häufiger kam, nachdem er sich
in Bremen nicht mehr sicher fühlte.
## Ein Agent will Koç töten, ein anderer warnt ihn
Die erste Warnung erreichte Koç schon im Frühjahr 2016. Sie kam
ausgerechnet von einem Mann, der selbst Agent des MİT sein soll. Er habe
Koç in Bremen über Umwege kontaktiert. Sie müssten sich unbedingt sehen,
lässt ihn der Mann wissen.
Bei einem Treffen verriet er Koç, dass dieser auf einer Todesliste stehe.
Ob diese Begegnung wirklich so stattgefunden hat, lässt sich nicht belegen.
Koç habe dem Mann absolute Vertraulichkeit zusichern müssen. „Natürlich
habe ich ihn auch gefragt, warum er mir das erzählt“, sagt Koç. Der Agent
soll geantwortet haben, er sei der Türkei gegenüber zwar loyal, aber wolle
um jeden Preis ein zweites Paris verhindern.
In Paris wurden 2013 drei kurdische Aktivistinnen in ihrem Büro erschossen.
Hinter der Ermordung soll der türkische Geheimdienst stecken. Die
französische Polizei fasste schon nach kurzer Zeit Ömer Güney, er arbeitete
als Fahrer für eine der Aktivistinnen und galt als Hauptverdächtiger. Die
kurdische Community verband große Hoffnungen mit dem Prozess in Frankreich.
Endlich gab es eine Chance, mehr über die Aktivitäten des türkischen
Geheimdienstes in Europa zu erfahren.
Nach drei Jahren waren die Ermittlungen im Sommer abgeschlossen, der
Prozessauftakt wurde dennoch erst für Januar 2017 angesetzt. Einen Tag,
nachdem in Hamburg der mutmaßliche Agent S. festgenommen wurde, zerstörte
eine Nachricht aus Paris alle Hoffnungen: Das Verfahren wird niemals
stattfinden, Ömer Güney ist im Gefängnis gestorben. Es war schon länger
bekannt, dass er an einer schweren Krankheit litt.
Der nächste Spionageprozess zu den Aktivitäten des türkischen
Geheimdienstes in Europa könnte deshalb in Deutschland stattfinden. „Wenn
die Sicherheitsbehörden sich richtig hinter den Hamburger Fall klemmen,
können sie viel über die Arbeit des MİT in Deutschland erfahren“, sagt Ko�…
Die Bundesanwaltschaft muss nun entscheiden, ob sie Anklage gegen Mehmet
Fatih S. erhebt.
20 Feb 2017
## LINKS
[1] http://www.canlitv.com/denge-tv
[2] http://bukim.com/
[3] http://www.yeniozgurpolitika.org/
## AUTOREN
Markus Sehl
## TAGS
taz.gazete
Schwerpunkt Türkei
PKK
Kurden
Lesestück Recherche und Reportage
taz.gazete
Politik
Yüksel Koc
Agenten
Spion
Journalismus
Spionageabwehr
PKK
Öcalan
Yüksel Koc
Schwerpunkt AKP
Türkei
Journalist
Türkisches Konsulat
Putsch
Putschversuch Türkei
HDP
Schwerpunkt Türkei
Schwerpunkt Türkei
Schwerpunkt Deniz Yücel
Schwerpunkt Deniz Yücel
Schwerpunkt Deniz Yücel
taz.gazete
taz.gazete
taz.gazete
## ARTIKEL ZUM THEMA
Wegen Vergiftung im Krankenhaus: Angriff auf den Ex-Spion?
Ein einstiger russischer Doppelagent und eine Frau werden in Großbritannien
mit einer unbekannten Substanz vergiftet. Das erinnert an einen Fall von
2006.
Bewährungstrafe für türkischen Spion: Ein nicht ganz so genialer Dilettant
Mehmet Fatih S. hat einen kurdischen Politiker in Bremen ausspioniert. Sein
stümperhaftes Vorgehen wertet das Hamburger Oberlandesgericht
strafmildernd.
Journalistin Tolu in türkischem Gefängnis: „Das ist eine Geiselnahme“
Die deutsch-türkische Journalistin Meşale Tolu sitzt in Istanbul im
Gefängnis. Erst fünf Monate nach der Verhaftung wird ihr der Prozess
gemacht.
Bizarrer Prozess in Hamburg: Der Spion, der nicht liebte
Bei der Fortsetzung des Verfahrens gegen den mutmaßlichen türkischen Spion
Mehmet Fatih S. belasten ihn mehrere Zeugen schwer. Der Angeklagte stiftet
weiter Verwirrung
Kurdische Arbeiterpartei und Öcalan: PKK-Verbot soll konkretisiert werden
Im Streit um erlaubte und verbotene Bilder des PKK-Führers Öcalan will das
Innenministerium jetzt engere Grenzen setzen.
Türkei verärgert über Kurdendemo: Deutscher Botschafter einbestellt
Wegen einer Kundgebung von Kurden in Köln hat das türkische
Außenministerium den deutschen Botschafter einbestellt.
Prozess in Hamburg: Verwirrung als Strategie
Die Bundesanwaltschaft wirft Mehmet S. vor, den Kurdenpolitiker Yüksel Koc
ausspioniert zu haben. Der Angeklagte sagt widersprüchlich aus.
Prozess gegen mutmaßlichen Agenten: Signal des AKP-Regimes
Ein türkischer Mann soll als Agent Kurden ausspioniert haben. Nun beginnt
der Prozess. Betroffene klagen über Lethargie bei deutschen Behörden.
Ein Kurde als Zielobjekt: Immer in Bewegung
Der Bremer Yücel Koc ist einer der höchsten Kurden-Funktionäre Europas und
sollte ermordet werden. Wie lebt er damit?
BND bespitzelte ausländische Journalisten: Ausspähen unter Freunden geht wohl
Der BND soll zahlreiche ausländische Journalisten überwacht haben. Reporter
ohne Grenzen sieht darin einen massiven Eingriff in die Pressefreiheit.
Türkischer Wahlkampf in Deutschland: Erdoğans langer Arm
Wie sollen Türken in Deutschland beim Verfassungsreferendum stimmen? Es
tobt ein innertürkischer Wahlkampf.
Prozess gegen Putschisten in der Türkei: Die Nacht von Marmaris
In Muğla stehen 38 Soldaten vor Gericht. Die Beteiligung am Putsch geben
sie zu – doch mit der Gülen-Sekte wollen sie nichts zu tun haben.
Türkisch-nationalistisches Theaterstück: Des Putsches letzter Akt
Eine Theatergruppe aus Istanbul will ein umstrittenes Stück in Hamburg
aufführen. In anderen Städten wurde es wegen extremistischer Inhalte
abgesagt
Maßnahmen gegen HDP in der Türkei: Der staatliche Druck steigt
Die HDP ist ein erbitterter Gegner des Präsidialsystems, das sich
Staatschef Erdogan wünscht. Figen Yüksekdag, Ko-Chefin der Partei, verlor
nun ihren Parlamentssitz.
Repression in der Türkei: Weitere Massenfestnahme
Behörden in der Türkei haben erneut 1.600 Menschen inhaftiert. Nach
Medienberichten wurden zudem über 200 weitere Juristen entlassen.
Kommentar Pressefreiheit in der Türkei: Berichterstattung ist kein Verbrechen
Nach Deniz Yücels Verhaftung können wir nicht länger wegschauen. Hetzern
gegen freie Medien muss die ganze Gesellschaft konsequent entgegentreten.
Früherer taz-Journalist in Gefangenschaft: Geheimakte Deniz Yücel
Nicht einmal sein Anwalt kennt Deniz Yücels Akte. Der „Welt“-Korrespondent
sitzt in Polizeigewahrsam, in Berlin gab es eine Soli-Demo.
Türkei-Korrespondent der „Welt“: Bundesregierung unterstützt Yücel
Der Journalist Deniz Yücel wird in der Türkei vorgeblich wegen
Terrorverdachts festgehalten. Die Bundeskanzlerin verlangt eine
rechtsstaatliche und faire Behandlung.
Pressefreiheit in der Türkei: Deniz Yücel in Polizeigewahrsam
Der „Welt“-Korrespondent und frühere taz-Redakteur Deniz Yücel wurde in
Istanbul festgenommen. Die Vorwürfe sind abstrus.
Interview über LGBTI-Filmfestival: „Konflikte gibt es überall“
Seit sechs Jahren gibt es in der Türkei das Filmfestival Queerfest. Ein
Gespräch mit Organisatorin Esra Özban über Zensur und die Filmindustrie.
Berlinale-Film aus der Türkei: „Viele Massaker ähneln einander“
In „Kaygı“ geht es ums Erinnern und Vergessen. Regisseurin Ceylan Özgün
Özçelik über kollektive Traumata und die Wirkung von Nachrichten.
Fixer in der Südosttürkei: Die Frau hinter den Nachrichten
Ohne sie käme die Presse nicht weit. Fixer vermitteln, vernetzen und
übersetzen in Krisengebieten, oft auch unter Lebensgefahr.
Internetzensur in der Türkei: Der virtuelle Gegenputsch
Die türkische Regierung nutzt den Ausnahmezustand nicht nur zur Zensur,
sondern gezielt zur Verfolgung von Oppositionellen im Netz.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.