# taz.de -- Türkei verärgert über Kurdendemo: Deutscher Botschafter einbeste… | |
> Wegen einer Kundgebung von Kurden in Köln hat das türkische | |
> Außenministerium den deutschen Botschafter einbestellt. | |
Bild: Seit kurzem ist in Deutschland das öffentliche Zeigen von Öcalan-Portr�… | |
Istanbul/Köln dpa/taz | Aus Protest gegen ein Kurdenfestival in Köln hat | |
die Türkei am Samstag den deutschen Botschafter in Ankara ins | |
Außenministerium zitiert. Die Türkei verurteile „nachdrücklich“, dass die | |
von Sympathisanten der verbotenen PKK organisierte Veranstaltung erlaubt | |
und es geduldet worden sei, „dass dort Terrorpropaganda betrieben wurde“, | |
erklärte das Ministerium [1][in einer Mitteilung]. Das Auswärtige Amt in | |
Berlin äußerte sich auf Nachfrage nicht zu dem Vorgang. | |
Mehrere tausend Menschen hatten laut Polizei am Samstag an einem kurdischen | |
Festival teilgenommen. Das Außenministerium in Ankara warf der | |
Bundesregierung vor, im Kampf gegen den Terrorismus mit „zweierlei Maß“ | |
vorzugehen. Obwohl es in Deutschland verboten sei, seien auf der | |
Veranstaltung PKK-Symbole benutzt, Öcalan-Plakate gezeigt und eine | |
„terrorverherrlichende Botschaft von einem der gegenwärtigen PKK-Anführer | |
verlesen“ worden. | |
Die PKK ist in Deutschland seit 1993 als Terrororganisation verboten. Seit | |
Kurzem ist zudem das öffentliche Zeigen von Öcalan-Porträts – zumindest vor | |
dem Hintergrund der kurdischen Nationalfarben grün und gelb – untersagt. | |
Nach einer Demonstration zehntausender Kurden gegen die türkische | |
Regierungspolitik im März in Frankfurt hatte die Polizei nachträglich | |
Ermittlungen eingeleitet. Man habe nicht schon während der Kundgebung | |
eingegriffen, um keine Eskalation zu riskieren, erläuterte damals ein | |
Polizeisprecher. In einem solchen Fall gelte die Regel „Gefahrenabwehr vor | |
Strafverfolgung“. | |
## Kein Essen für die Kurden | |
Seit 25 Jahren feiern linke Kurden in Deutschland ein „Internationales | |
Kurdisches Kulturfestival“. Im vergangenen Jahr wurde das Festival von | |
rechtlichen Streitereien begleitet. Im Stadion des 1. FC Köln konnte es | |
nicht stattfinden, stattdessen mussten die Kurden auf die Deutzer Werft am | |
Rhein ausweichen. | |
Dort fand auch das diesjährige Festival am Samstag statt. Allerdings gab es | |
im Vorfeld eine Überraschung durch die Stadt Köln. „Verpflegungs- und | |
Informationsstände“ dürfe es nicht geben, eine Nutzungserlaubnis wurde | |
nicht erteilt. Nach einigem Hin und Her durfte es Infostände geben. | |
„Verpflegungsstände“ dagegen seien nicht notwendig für die Versammlung, | |
sondern steigerten nur die „Aufenthaltsqualität“. | |
Das sah auch das Kölner Verwaltungsgericht so. Aus dem Kreis der | |
Festivalorganisatoren von „Nav-Dem“, dem „Demokratischen | |
Gesellschaftszentrum der KurdInnen in Deutschland“, wurde vermutet, dass | |
Druck des türkischen Staates bei dieser Entscheidung eine Rolle gespielt | |
haben könnte. | |
Die Veranstalter bezeichneten den türkischen Präsidenten Recep Tayyip | |
Erdoğan als einen Faschisten, der eine Diktatur aufbaue. Außerdem forderten | |
sie die Freilassung des PKK-Anführers Abdullah Öcalan und einen „Status für | |
Kurdistan“. | |
Der Linke-Bundestagsabgeordnete Andrej Hunko forderte in einer Rede die | |
Aufhebung des PKK-Verbotes. Seine Partei fordere dies als einzige Partei | |
konsequent. Hunko schilderte auch seine Eindrücke vom Referendum über das | |
Präsidialsystem in der Türkei. Die Umstände bezeichnete er als | |
„undemokratisch“. | |
Wenig zu tun hatte die Polizei. Weil die Öcalan-Porträts auf Fahnen und | |
Plakaten in diesem Jahr mit einem weißen und damit „neutralen“ Hintergrund | |
versehen waren, griff die Polizei kaum ein. Eine verbotene PKK-Fahne wurde | |
sichergestellt und eine Beamtin bei einer Auseinandersetzung vor Beginn der | |
Veranstaltung verletzt. Gegen zwei Männer, bei denen „konkrete | |
Anhaltspunkte dafür vorlagen, dass sie Verpflegungsstände auf dem | |
Versammlungsgelände errichten wollten“, sprach die Polizei Platzverweise | |
aus. | |
Dieser Artikel wurde aktualisiert um 13.56 Uhr. | |
17 Sep 2017 | |
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## AUTOREN | |
Sebastian Weiermann | |
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