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# taz.de -- Kritik an der „Initiative Tierwohl“: Tierschützer sprechen von…
> Die „Initiative Tierwohl“ setzt auch in Zukunft auf Quantität statt
> Qualität. Der Tierschutzbund kündigt nun die Zusammenarbeit auf.
Bild: Ganz schön eng hier: ein nach der „Initiative Tierwohl“ ausgestattet…
Berlin taz | Imageschaden perfekt: Der Deutsche Tierschutzbund lässt die
Initiative Tierwohl fallen. Die freiwillige Brancheninitiative biete weder
eine „langfristige Perspektive für den Tierschutz“ noch Transparenz für d…
Verbraucher, erklärte der Tierschutzbund. In der Initiative hatten sich
Einzelhandelsgrößen wie Aldi, Lidl und Netto mit der Fleischindustrie und
der Landwirtschaft zusammengetan, um den zusehends kritischen Reaktionen
auf die Massentierhaltung etwas entgegenzusetzen. Pro Kilogramm verkauftem
Schweine- oder Geflügelfleisch zahlen die Einzelhändler seit 2015 vier Cent
in einen Topf ein. Aus diesem werden Tierhalter entlohnt, die ihre Tiere
besser behandeln, ihnen zum Beispiel mehr Platz geben.
Der Deutsche Tierschutzbund hatte der Initiative im Beraterausschuss zur
Seite gestanden – und diese so auch legitimiert. Wenn die Tierschützer sich
darauf einließen, die Gruppe zu beraten, konnte sie nicht so schlecht sein
– oder?
Doch zum Bruch kam es, als die Initiative die Verträge für die Zeit ab 2018
festklopfen wollte. Die dafür geplanten Standards waren der Organisation
bei Weitem nicht streng genug, ihr Präsident Thomas Schröder sprach in
einem Interview sogar von Betrug. Sollten die Kriterien so übernommen
werden, „kann man nicht von mehr Tierwohl reden“, zitierte ihn die [1][Neue
Osnabrücker Zeitung]. „Dann stehen wir vermutlich vor dem größten
Verbraucher- und Tierschutzbetrug, den es in Deutschland je gegeben hat.“
Die Organisation stößt sich auch daran, dass Verbraucher nach wie vor nicht
erkennen können, ob sie ein Schnitzel von einem Schwein kaufen, das von
einer verbesserten Haltung profitiert hat. Die nun getroffenen Beschlüsse
blieben überdies „vage“, kritisiert der Verband. „Einfachste Maßnahmen,…
eine Handvoll Stroh in den Schweineställen“, seien „offensichtlich bereits
unüberwindbare Hürden“ für die Initiative.
## Schweine müssen sich gedulden
„Wir haben mit konkreten Vorschlägen zugearbeitet“, sagt eine Sprecherin
des Tierschutzbundes. „Aber es kam da wenig.“ Dass sich Landwirte etwa
Einzelmaßnahmen frei aussuchen könnten, sei nicht sinnvoll.
Tatsächlich liest sich die Stellungnahme der Initiative Tierwohl zu den
Plänen ab 2018 mehr als Absichtserklärung denn konkrete Verbesserung. So
etwa, wenn es um das Wahlpflichtkriterium Raufutter geht. Damit ist zum
Beispiel Heu gemeint, es gilt als vorteilhaft für die Darmgesundheit von
Schweinen und beschäftigt sie.
Dazu gibt die Initiative bekannt: „Für den Zeitraum ab 2018 soll darauf
hingearbeitet werden, dass und wie zukünftig für die Breite der Betriebe
den Schweinen Raufutter zur Verfügung gestellt werden kann.“ Da müssen sich
viele Schweine wohl erst mal gedulden. „Aus unserer Sicht ist es nicht
vage“, sagt ein Sprecher der Initiative Tierwohl zu den Vorwürfen. Die
Vorstellungen des Tierschutzbunds seien durchaus berücksichtigt worden.
Aber zunächst einmal gebe es viele Beteiligte, mit denen die Kriterien
abgesprochen werden müssten, und das dauere. Das Ziel der Initiative sei
zudem ein anderes als das eines Biolabels, das zwar strengere Kriterien
habe, die aber dafür nur wenige Tierhalter erfüllten. „Es ist immer noch
besser, wenn es den Tieren in der Breite besser geht“, erklärt der
Tierwohl-Sprecher.
Doch die Glaubwürdigkeit der Initiative ist beschädigt. Die stellt auch der
Grünen-Agrarexperte Friedrich Ostendorff infrage: „Wie soll jetzt ein
breites glaubhaftes Bündnis für mehr Tierwohl ohne die Beteiligung einer
Tierschutzorganisation funktionieren?“ Die Initiative bleibe so nur „ein
PR-Gag“.
18 Sep 2016
## LINKS
[1] http://www.noz.de/deutschland-welt/wirtschaft/artikel/763563/tierschutzbund…
## AUTOREN
Eva Oer
## TAGS
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