# taz.de -- Artgerechte Haltung: Zu viel Interesse an „Tierwohl“ | |
> Supermärkte zahlen etwas mehr Geld für ein bisschen artgerechte Haltung. | |
> Doch nun wird das Aldi und Co doch zu teuer. | |
Bild: Sie haben es in die „Initiative Tierwohl“ geschafft: Ferkel im Gut Sc… | |
BERLIN taz | Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied findet, das Budget der | |
„Initiative Tierwohl“ müsse verdreifacht werden. Die bekommt nun kalte | |
Füße. Man prüfe eine „Erhöhung des Beitrags nach Ende der Vertragslaufzeit | |
zum 31. Dezember 2017“, sagt Sprecher Patrick Klein. | |
Im Rahmen der Initiative zahlen die großen Einzelhandelsunternehmen wie | |
Aldi und Edeka seit dem 1. Januar vergangenen Jahres in einen Fonds ein – 4 | |
Cent pro verkauftem Kilo Fleisch. Tierhalter können sich anmelden und | |
bekommen aus diesem Fonds Bonuszahlungen, wenn sie ihren Tieren | |
beispielsweise mehr Platz im Stall zur Verfügung stellen. | |
4.700 Schweinebesitzer bewarben sich, aber nur rund 2.100 der Betriebe | |
wurden für die Überprüfungen zugelassen – die anderen kamen auf eine | |
Warteliste. | |
Rukwied fordert nun, dass die Händler 12 Cent für jedes Kilo Fleisch, das | |
sie verkaufen, in den Fonds einbringen sollen. Damit könnten deutlich mehr | |
Bauern beteiligt werden. Tierwohl ist eines der zentralen Themen bei der | |
weltgrößten Agrarmesse Grüne Woche, die noch bis zum 25. Januar in Berlin | |
läuft. | |
## Was gilt als Erfolg? | |
Der Streit schwelt schon länger. Im Dezember hatte der | |
Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband eine Erhöhung des Beitrags von | |
4 auf 6 Cent pro Kilo gefordert. Landwirte demonstrierten unter anderem vor | |
dem Verwaltungsgebäude von Edeka in Minden-Hannover. | |
„Wir sind bereit, über eine Mehrzahlung des Handels zu diskutieren, wenn | |
die vertraglich vereinbarte Erfolgsmessung der Maßnahmen vorliegt. Bislang | |
bremsen Landwirtschaft und Schlachtunternehmen eine neutrale Überprüfung | |
des Tierwohls aus“, erklärte danach Frank Thiedig für Edeka | |
Minden-Hannover. | |
Der agrarpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Friedrich | |
Ostendorff, kritisierte das: Es sei „eine Farce“, dass Edeka zunächst | |
messbare Erfolge sehen wolle. Schließlich sei dieser doch schon durch die | |
hohe Anmeldequote offensichtlich. Er spart auch nicht mit Kritik an | |
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU): Dass dieser sich aus | |
der Preisbildung heraushalte, sei „ein Schlag ins Gesicht“ für alle Bauern, | |
die leer ausgegangen seien. | |
Verbraucherschützer plädieren für eine andere Lösung: ein verbindliches | |
nationales Tierschutzlabel. Doch eine gesetzliche Kennzeichnung will | |
Schmidt nicht. Aus seinem Ministerium heißt es aber, man prüfe, wie der | |
Wunsch der Verbraucher nach einer Kennzeichnung erfüllt werden könne. | |
Genau das ist bei der „Initiative Tierwohl“ nicht der Fall: Ob das Fleisch | |
im Supermarkt von teilnehmenden Bauern kommt, können Verbraucher nicht | |
erkennen. | |
18 Jan 2016 | |
## AUTOREN | |
Eva Oer | |
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