# taz.de -- Abstimmung über die Frauenquote: Eine Frage des Gewissens | |
> Josef Göppel, CSU, ist für die Frauenquote. Für Befürworter wie ihn wird | |
> es am Donnerstag bei der Bundestagsabstimmung aber schwer. | |
Bild: Schluss mit dem Monopol der Anzugträger. | |
BERLIN taz | Josef Göppel ist 62 und in der CSU. Man sieht ihn oft im | |
Trachtenjanker. Modern sieht das nicht gerade aus. Aber Josef Göppel geht | |
durchaus mit der Zeit. Der Forstwissenschaftler plädiert jetzt für die | |
Frauenquote und sagt Sätze wie jüngst im Spiegel: „Die jungen Frauen sehen, | |
dass es für sie nicht gleichermaßen vorwärtsgeht wie für ihre | |
gleichaltrigen männlichen Kollegen.“ | |
Wenn der Bundestag am Donnerstag über die Frauenquote entscheidet, kann man | |
davon ausgehen, dass der CSU-Mann Ja sagt zu einer gesetzlichen Regelung | |
für einen höheren Frauenanteil in den Aufsichtsräten deutscher | |
DAX-Konzerne. So wie es ein Entwurf vom SPD-regierten Stadtstaat Hamburg | |
vorsieht: Bis 2018 sollen 20 Prozent Frauen ganz oben sein, bis 2023 dann | |
40 Prozent. „Lieber lasse ich mich von der Fraktionsführung schelten als | |
von meiner Frau“, so Göppel. | |
Die Schelte dürfte kommen. Von Fraktionschef Volker Kauder zum Beispiel. | |
Der will verhindern, dass Quotenbefürworterinnen aus den eigenen Reihen für | |
den Gesetzantrag der Opposition stimmen. In der vergangenen Woche hatten | |
Unions-Frauen angekündigt, gemeinsam mit der Opposition für den | |
Gesetzentwurf zu stimmen. Und jetzt schwenken auch noch Männer wie Josef | |
Göppel um. | |
Das geht nicht, findet Volker Kauder. Es steht zu viel auf dem Spiel. Unter | |
anderem die Koalition. Platzt die, wenn die Quote kommt? Ein knappes halbes | |
Jahr vor der Bundestagswahl? Auf jeden Fall dürfte es schwierig werden für | |
die Regierung und für Kanzlerin Angela Merkel. So könnte die FDP, die | |
strikt gegen jede Quote ist und nicht einmal die Flexi-Quote von | |
Familienministerin Kristina Schröder (CDU) toleriert, dafür einen | |
„Ausgleich“ fordern: Steuererleichterungen für homosexuelle Partnerschaften | |
beispielsweise. Es ist noch nicht allzu lange her, da hatte | |
FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle mit dem „Ende der Koalition“ gedroht, | |
weil die Union die Gleichstellung der Homo-Ehe abgelehnt hatte. | |
## FDP-Mann Döring gibt sich gelassen | |
Trotzdem gibt sich FDP-Generalsekretär Patrick Döring erst mal betont | |
gelassen. „Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren“, sagte er am Sonntag | |
zur taz. „Ich gehe davon aus, dass die Abgeordneten ihr Mandat nicht dazu | |
nutzen werden, für ein Gesetz zu stimmen, für das es selbst innerhalb der | |
Union keine Mehrheit gibt“, sagte Döring zur taz. | |
Sibylle Laurischk ist da anderer Meinung. Die FDP-Abgeordnete, die schon | |
lange eine Quotenbefürworterin ist, will für den Antrag – und damit gegen | |
ihre Partei – stimmen. „Ich bin da ganz klar“, sagte sie zur taz. | |
Laurischk, die für die nächste Bundestagswahl nicht mehr kandidieren will, | |
nimmt den Eklat mit ihren Chefs bewusst in Kauf. | |
Werden genug Stimmen für ein Quotengesetz zusammenkommen? Daran wird | |
zumindest heftig gearbeitet. So versucht Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU) | |
seit Tagen, eine parlamentsübergreifende Mehrheit für ein Quotengesetz zu | |
organisieren. Die Rechnung ist leicht: 21 Abgeordnete aus der Koalition | |
müssen für die Quote stimmen, damit diese beschlossen werden kann. | |
Allerdings müsste dazu der Koalitionszwang bei der Abstimmung aufgehoben | |
und die Quotenfrage zur Gewissensentscheidung erklärt werden. | |
Hat die Quote etwas mit Gewissen zu tun? Wird sie genauso bewertet wie die | |
Entscheidungen zur Abtreibung und zur Präimplantationsdiagnostik, bei denen | |
der Fraktionszwang aufgehoben wurde. Sibylle Laurischk findet, dass die | |
Abgeordneten auch bei der Quote ihrem Gewissen folgen sollten. Und sie | |
sieht durchaus Chancen für eine Quoten-Mehrheit im Bundestag. „Manche | |
Unionsfrauen sind sehr engagiert“, sagt sie. Damit meint sie unter anderen | |
Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Dorothee Bär von der CSU. | |
Aber vielleicht täuscht Laurischk sich. Dorothee Bär wird am Donnerstag | |
wohl nicht im Bundestag sein. Sie habe einen Termin in ihrem Wahlkreis, | |
ließ sie mitteilen. Und Ursula von der Leyen ist für diesen Montag zum | |
Gespräch mit der Kanzlerin gerufen worden. | |
16 Apr 2013 | |
## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
Simone Schmollack | |
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