| # taz.de -- CDU-Entscheidung zur Frauenquote: Die Fraktionsdisziplin siegt | |
| > Die CDU-Fraktion votiert bei Probeabstimmung einstimmig für den | |
| > gefundenen Kompromiss. Die Initiative der SPD im Bundestag bleibt damit | |
| > chancenlos. | |
| Bild: Lächelt sich tapfer durch die Abstimmung: Ursula von der Leyen. | |
| Nun verhält sie sich doch ganz konform. Wenn am Donnerstag der Bundestag | |
| über die Frauenquote verhandelt, wird Ursula von der Leyen [1][mit ihrer | |
| Fraktion stimmen]. Die CDU-Arbeitsministerin ist zwar eine vehemente | |
| Verfechterin einer gesetzlichen Regelung für mehr Frauen in den Topetagen | |
| der deutschen Wirtschaft. Aber für einen Antrag der Opposition zu votieren | |
| – das geht dann doch nicht. | |
| In einer Probeabstimmung in der CDU-Fraktionssitzung am späten | |
| Dienstagnachmittag gab es nach Informationen aus Fraktionskreisen keine | |
| Gegenstimme und nicht einmal eine Enthaltung. Zuvor hatten Bundeskanzlerin | |
| Angela Merkel und Fraktionschef Volker Kauder heftig für einen Kompromiss | |
| geworben. | |
| [2][Der Gesetzentwurf der Opposition], der vom SPD-regierten Stadtstaats | |
| Hamburg stammt und vor Monaten vom Bundesrat beschlossen wurde und morgen | |
| im Parlament verhandelt wird, sieht vor, dass es ab 2018 20 Prozent Frauen | |
| in den Aufsichtsräten geben soll. Ab 2023 sollen es 40 Prozent sein. | |
| Damit hatte auch von der Leyen lange geliebäugelt. Doch Michael | |
| Grosse-Brömer, parlamentarischer Geschäftsführer der Union, war sich schon | |
| am Montag ziemlich sicher, dass die Ministerin nicht gegen die eigene | |
| Fraktion stimmt, nachdem die CDU eine neue, eigene Quotenidee vorgelegt | |
| hatte: 30 Prozent Frauenanteil in Aufsichtsräten ab 2020, fest | |
| vorgeschrieben per Gesetz. | |
| ## Flexi-Quote ab 2014 | |
| Zuvor soll ab 2014 die von Familienministerin Kristina Schröder (CDU) | |
| propagierte Flexi-Quote gelten, bei der sich die Unternehmen selbst eine | |
| Mindestquote geben dürfen. Für die feste Quote ist die CDU nun also auch, | |
| aber nicht jetzt per Gesetz, sondern erstmal nur als Thema für | |
| Wahlprogramm. | |
| Grosse-Brömer, Volker Kauder und Angela Merkel hatten in den vergangenen | |
| Tagen dafür gesorgt, dass die Probeabstimmung so ausgeht, wie sie | |
| ausgegangen ist. Mit einem „guten Ergebnis“, wie Grosse-Brömer mitteilte. | |
| Der Kompromissvorschlag wird auch von der saarländischen | |
| Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) unterstützt. Das | |
| Saarland hatte – zusammen mit Sachsen-Anhalt, wo eine große Koalition | |
| regiert – im Bundesrat für das rot-grüne Vorhaben plädiert. | |
| Nun sind der CDU-Beschluss vom Montag und die Abstimmung im Bundestag am | |
| Donnerstag zwei verschiedene Dinge. Rein theoretisch hätte Ursula von der | |
| Leyen – unabhängig von ihrem Votum für den Kompromiss – dennoch für den | |
| Oppositionsantrag stimmen können. Damit hätte sie sich allerdings gegen die | |
| Fraktionsordnung verstoßen. Diese gibt vor, dass sich Abgeordnete mit einer | |
| abweichenden Haltung verpflichten, dennoch mit der Mehrheit zu stimmen. Das | |
| nennt sich Fraktionsdisziplin. | |
| Die SPD hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Unions-Fraktionschef Volker | |
| Kauder aufgefordert, den Fraktionszwang aufzuheben und die Quote zur | |
| Gewissensfrage zu erklären. Das werde aber nicht passieren, hatte es aus | |
| Unions-Kreisen geheißen. | |
| ## Die FDP freut sich | |
| Dass das Quotengesetz aller Wahrscheinlichkeit nach am Donnerstag im | |
| Bundestag durchfällt, freut vor allem die FDP. Die ist gegen gesetzliche | |
| Festlegungen und setzt auf Selbstregulierung durch den Markt. Allerdings | |
| gibt es auch bei den Liberalen Quotenbefürworterinnen. [3][Sibylle | |
| Laurischk] zum Beispiel. Die Familienpolitikerin spricht sich schon lange | |
| für mehr Gleichstellung in Topjobs aus. Am Donnerstag will sie auf jeden | |
| Fall mit der Opposition stimmen. „Bisher erschließt sich mir nicht, warum | |
| ich nicht zustimmen sollte“, sagte sie der taz. | |
| Silvana Koch-Mehrin, FDP-Abgeordnete im Europaparlament, fordert Frauen in | |
| der FDP-Bundestagsfraktion auf, den Oppositionsantrag zu unterstützen. „Ich | |
| würde mir wünschen, dass es liberale Frauen gibt, die für den Antrag | |
| stimmen“, sagt sie. | |
| Unabhängig vom Ergebnis am Donnerstag, eine ist auf jeden Fall froh über | |
| den neu entflammten Quotendiskurs in Deutschland: Viviane Reding. „Ich | |
| freue mich sehr, dass auch meine christdemokratischen Parteifreunde in | |
| Deutschland für eine Frauenquote in Aufsichtsräten eintreten“, | |
| [4][twitterte die EU-Kommissarin], die seit Jahren für eine europaweite | |
| gesetzliche Regelung kämpft. | |
| 16 Apr 2013 | |
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| [3] http://www.sibylle-laurischk.de/ | |
| [4] http://twitter.com/VivianeRedingEU | |
| ## AUTOREN | |
| Simone Schmollack | |
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