| # taz.de -- Kompromiss in der CDU: Frauenquote hat wieder Zukunft | |
| > Die CDU findet einen Kompromiss zwischen Ursula von der Leyen und | |
| > Kristina Schröder: Die Frauenquote in Aufsichtsräten kommt, aber erst | |
| > 2020. | |
| Bild: Können beide weiter lächeln: Ursula von der Leyen und Kristina Schröde… | |
| BERLIN taz | Es war ein ausgeklügelter Coup der CDU-Spitze im letzten | |
| Moment. Seit Tagen bahnte sich eine Koalitionskrise wegen der gesetzlichen | |
| Frauenquote für Aufsichtsräte an, die am kommenden Donnerstag zur | |
| Abstimmung steht. Um eine drohende Abstimmungsniederlage zu verhindern, | |
| stellte der CDU-Bundesvorstand einen unerwarteten Kompromiss vor: Ab 2020 | |
| soll nun doch eine feste 30-Prozent-Quote für Aufsichtsräte kommen. Diese | |
| soll [1][die von Kristina Schröder hochgehaltene Flexiquote] ablösen. | |
| „Das wurde mit zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung so beschlossen“, | |
| sagte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe am Montag in Berlin. Der Kompromiss | |
| modifiziert den Beschluss der CDU für eine Flexiquote beim jüngsten | |
| Bundesparteitag. Dort waren die 30 Prozent noch als vages Ziel formuliert | |
| worden. Nun wird dieses Ziel festgeklopft – allerdings nur im Wahlprogramm. | |
| Auch wurde über mögliche Sanktionen bei Nichterreichen der Quote nicht | |
| gesprochen. | |
| Seit Tagen waren die Drähte heiß gelaufen. CDU-Fraktionschef Volker Kauder | |
| beschwor die UnionsfraktionärInnen, die Kanzlerin telefonierte mit | |
| Arbeitsministerin Ursula von der Leyen, die sich stets für ein gesetzliche | |
| Quote ausgesprochen hatte. Und die VertreterInnen der „Berliner Erklärung“ | |
| warben bei allen Abgeordneten per Brief für den Oppositionsentwurf für eine | |
| feste Quote. Die Sorge der Union: ein folgenreicher Showdown am Donnerstag | |
| im Bundestag, mitten im Wahlkampf. | |
| Worum ging es? Darum, ob 21 Abgeordnete der Unionsfraktion im Bundestag für | |
| einen Gesetzentwurf aus dem Bundesrat stimmen, der die Einführung einer | |
| 40-Prozent-Quote bis 2023 vorsieht. Der Entwurf kommt von der Hamburger | |
| SPD-Regierung. Ungewöhnlich war, dass Arbeitsministerin von der Leyen sich | |
| für diesen Entwurf positionierte – gegen ihre Kollegin Kristina Schröder. | |
| Noch ungewöhnlicher: Zwei Dutzend UnionspolitikerInnen hatten sich [2][in | |
| einer „Berliner Erklärung“] zusammen mit ParlamentarierInnen der Opposition | |
| für eine feste Quote ausgesprochen – und drohten nun, mit der Opposition zu | |
| stimmen. Es wäre eine Frauenrevolte ohne Beispiel in der Union gewesen. | |
| ## Kauder berät mit Abweichlerinnen | |
| Diese scheint nun abgebogen. Am Abend wollte Unions-Fraktionschef Volker | |
| Kauder mit den Abweichlerinnen aus der Union über deren | |
| Abstimmungsverhalten beraten. Kaum vorstellbar, dass nun trotz des | |
| Kompromisses eine nennenswerte Zahl von CDU-Frauen gegen ihre | |
| Fraktionslinie votieren. Gröhe zeigte sich zuversichtlich, dass „wir im | |
| Parlament geschlossen und koalitionsvertragsgemäß agieren“. Schließlich hat | |
| nach Angaben der Partei auch von der Leyen für diesen Ausweg plädiert. | |
| Das parteiinterne Verhandlungsergebnis ist derart ausgeklügelt, dass es | |
| sogar Familienministerin Schröder ermöglicht, ihre Haltung bestätigt zu | |
| sehen. Sie zeigte sich am Nachmittag erfreut, schließlich habe der | |
| Parteivorstand „den Parteitagsbeschluss bekräftigt, dass 2014 zuerst eine | |
| gesetzliche Flexiquote für Vorstände und Aufsichtsräte kommen muss“. Sie | |
| sei sicher, dass 2020 die 30-Prozent-Marke ohnehin kein Thema mehr sein | |
| werde – „weil dieser Frauenanteil mit der Flexiquote schon vorher erreicht | |
| wird“. Gesichtswahrung für Fortgeschrittene. | |
| Die Cheflobbyistin für die Quote, die Berliner Unternehmensberaterin Monika | |
| Schulz-Strelow, nannte den Beschluss „tricky“. „Die feste Quote steht nur | |
| im Wahlprogramm. Wer weiß, ob die Union die Wahl gewinnt und mit wem sie | |
| dann koaliert?“ Die Unionsfrauen nähmen nun wahrscheinlich den Spatz in der | |
| Hand statt die Taube auf dem Dach, mutmaßt sie. „Vielleicht werden wir dann | |
| doch noch von der EU-Richtlinie aus Brüssel überholt.“ Auf EU-Ebene wird | |
| ebenfalls eine Richtlinie mit einer festen Quote vorbereitet. Trotz allem | |
| werde sie den Sekt öffnen: „Ein Teilerfolg ist das auf jeden Fall.“ | |
| 15 Apr 2013 | |
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| ## AUTOREN | |
| Heide Oestreich | |
| Astrid Geisler | |
| Jasmin Kalarickal | |
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