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# taz.de -- Brasilianische Händler verlängern Boykott: Soja ohne Amazonas-Reg…
> Die wichtigsten Agrarhändler Brasiliens haben ihren Boykott von Soja aus
> neu gerodeten Regenwaldgebieten am Amazonas um ein Jahr verlängert. Und
> danach?
Bild: Die Sojafarmen in Brasilien sollen dazu gebracht werden, ihre Flächen be…
BERLIN taz | Brasiliens größte Agrarhändler haben überraschend ihren
Boykott von Soja aus neu gerodeten Regenwald-Gebieten verlängert.
Eigentlich sollte diese Selbstverpflichtung der Branche Freitagnacht enden.
Wenige Stunden vorher teilte der Verband der brasilianischen
Pflanzenölindustrie ([1][Abiove]) jedoch mit: „Das Soja-Moratorium wird im
Dezember dieses Jahres enden“. Dies sei die letzte Verlängerung. Das
Moratorium verbietet den Handel mit Soja von Farmen, für die nach Juli 2006
Regenwald am Amazonas zerstört wurde.
Soja wird in Europa vor allem an Tiere zur Fleisch-, Eier- oder
Milchproduktion verfüttert oder zu Agrodiesel verarbeitet. Brasilien ist
dem Statistischen Bundesamt zufolge mit einem Anteil von 45 Prozent der
Importe Deutschlands größter Lieferant. Die Zerstörung der Regenwälder
trägt zum Klimawandel bei, etwa weil beim Abholzen der Bäume Treibhausgas
frei wird. Außerdem sind die Wälder Lebensraum zahlreicher Pflanzen- und
Tierarten.
Auch Hühnchen für McDonald's „Chicken McNuggets“ wurden bis 2006 mit Soja
gefüttert, der möglicherweise Regenwald zum Opfer gefallen war. Nachdem die
Umweltorganisation Greenpeace dies kritisiert hatte, wurde die Burgerkette
beim US-Sojahändler Cargill vorstellig. Am Ende unterzeichneten alle
großen, in Brasilien tätige, Exporteure das Moratorium, das auch Soja aus
Indianerschutzgebieten und von Farmen ausschließt, die in moderne Sklaverei
verstrickt sind.
## Druck von McDonald's
In einem [2][Schreiben] an McDonald's und andere Verbraucher von mit Soja
erzeugten Produkten erklärten die Händler im November, sie wollten den
Boykott Ende Januar auslaufen lassen. Denn das Moratorium kostet Gewinne.
Die Konzerne argumentierten, nun könne das neue Waldgesetz Brasiliens
illegale Rodungen verhindern. Umweltschützer bezweifeln jedoch, dass die
Behörden dies effizient durchsetzen.
„Der Druck auf die Händler, das Moratorium nicht zu beenden, war
offensichtlich größer als erwartet“, sagt Waldexperte Oliver Salge, der für
Greenpeace an Gesprächen mit den Konzernen am Freitag in Brasilia beteiligt
war. McDonald's, Nestlé und andere Lebensmittelunternehmen hätten sich
dafür eingesetzt, das Moratorium zu verlängern.
„Ab Februar soll verhandelt werden, wie mit Soja aus dem Amazonas ab 2015
umgegangen werden soll“, sagt Salge. „Jetzt gilt es, langfristig tragbare
Lösungen zu entwickeln, die dauerhaft sicherstellen, dass Sojaanbau aus
Regenwaldzerstörung endgültig der Vergangenheit angehört. Daran werden wir
uns beteiligen.“ Abiove zufolge sollen die Sojafarmen dazu gebracht werden,
ihre Flächen bei den Umweltbehörden zu registrieren. Dann könnte der Staat
leichter sicherstellen, dass die Betriebe nicht illegal Regenwald roden.
In Brasilien sind allein in den zwölf Monaten bis August 2013 laut
Umweltministerium 5.843 Quadratkilometer Regenwald zerstört worden – eine
Fläche sechsmal so groß wie Berlin. Das sind 28 Prozent mehr als vor einem
Jahr. Das gerodete Land wird nach einer Übergangszeit zum Beispiel als
Anbaufläche für Soja genutzt.
1 Feb 2014
## LINKS
[1] http://www.abiove.org.br/site/_FILES/Portugues/31012014-190745-31_01_2014_n…
[2] /Brsilinischer-Sojexport/!132039/
## AUTOREN
Jost Maurin
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