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# taz.de -- Ermittlungen gegen Edathy: Ein Geheimnis mit vielen Trägern
> Es ist keineswegs zwingend, dass die SPD-Spitze den ehemaligen
> Abgeordneten vor den Ermittlungen gewarnt hat. Viele Stellen wussten
> davon.
Bild: Wo ist das Leck?
KARLSRUHE taz | Hat die SPD-Spitze Sebastian Edathy einen Tipp gegeben? Die
Frage ist berechtigt, denn Sigmar Gabriel und die anderen Eingeweihten
hätten die Möglichkeit gehabt. Und Edathy war spätestens Ende November
vorgewarnt, dass sich da etwas zusammenbraut. Allerdings bestreiten sowohl
Edathy als auch die SPD-Politiker eine solche Vorabinformation.
Könnte es aber ungeschickte Signale an Edathy gegeben haben? Hat sich
Edathy vielleicht beschwert, dass er bei der Regierungsbildung übergangen
wurde? Und hat dann ein SPD-Verantwortlicher mit düsterer Miene etwas von
BKA-Listen und nackten Jungs geraunt? Auch dafür gibt es wenig
Anhaltspunkte.
An den Koalitionsverhandlungen war Edathy noch erwartungsgemäß beteiligt.
Am 24. Oktober 2013 wurde Edathy in die SPD-Verhandlungsgruppe für
Migrationsthemen berufen. Erst Mitte Dezember wurden die Regierungsämter
und in der Folge die Fraktionsposten vergeben. Da hatte Edathy aber längst
einen Anwalt eingeschaltet, war also alarmiert.
Immerhin gab es schon am 8. November ein Gespräch Edathys mit Oppermann, in
dem der Abgeordnete seine Karrierewünsche vortrug. Hier könnte Oppermann
gequatscht oder sich verräterisch verhalten haben. Fast zeitgleich, am 13.
November, machte aber auch die kanadische Polizei bekannt, dass die Firma
Azov Films, bei der auch Edathy Kunde war, wegen Verbreiten von
Kinderpornografie verfolgt wurde. Darüber berichteten auch deutsche Medien.
Spätestens jetzt hatte Edathy Anlass, darüber nachzudenken, ob und welche
Beweismittel er verschwinden lassen will.
## Anwalt fragte seit Ende November nach
Dem Spiegel sagte Edathy, dass er nach den Berichten aus Kanada einen
Anwalt beauftragt hatte, herauszufinden, ob auch gegen ihn ermittelt werde
und „um für den Eventualfall vollständige Kooperationsbereitschaft
anzubieten“. Dieser zeitliche Zusammenhang klingt plausibel. Tatsächlich
wandte sich Edathys Anwalt ab Ende November an die Staatsanwaltschaft in
Hannover und andere Behörden.
Dabei war laut Staatsanwaltschaft auch die Rede von einem Verfahren, das
„über das BKA an die Generalstaatsanwaltschaft Celle gegeben worden sei“.
Diese konkrete Information stand zwar sicher nicht in den Medien, klingt
aber auch nicht so, als ob Edathy sie von Oppermann haben könnte – es sei
denn, Ex-Innenminister Friedrich oder BKA-Chef Ziercke haben die SPD-Spitze
doch detaillierter informiert, als sie bisher zugeben.
Ohnehin gibt es viele Stellen, die von Edathys Verwicklung unterrichtet
waren. Neben der Staatsanwaltschaft Hannover, der Generalstaatsanwaltschaft
Celle und dem Bundeskriminalamt waren auch die Polizei in Göttingen und
Landesinnenminister Boris Pistorius (SPD) informiert. An jeder einzelnen
Stelle kann es ein Leck gegeben haben. Solche Durchstechereien in
Niedersachsen wären aber nicht automatisch der SPD-Spitze im Bund und im
Bundestag anzulasten und müssten daher nicht das Vertrauen in der Großen
Koalition belasten.
16 Feb 2014
## AUTOREN
Christian Rath
## TAGS
SPD
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